04.04.2013. Der Berliner Verlag hat eine kritische Auseinanandersetzung mit dem Verleger
Alfred Neven DuMont nach der Onlinestellung sang- und klanglos unterdrückt - ohne jede Kenntlichmachung. Soviel zu den "
journalistischen Standards" eines führenden deutschen Medienhauses, das überdies die Chuzpe hat sich in seinem Zensurakt auf eben jene Standards zu berufen (mehr in unserem
vorigen Blogeintrag). Die Passage steht in Widmanns monatlicher
Kolumne "Vom Nachttisch geräumt", in der der Autor neue Bücher vorstellt. Da es in der aktuellen Kolumne um Spätwerke geht, hat sich Widmann auch den Roman "Drei Mütter" seines 86-jährigen Verlegers angesehen. Es handelt sich nur um eine
erstaunlich kurze Passage in Widmanns Kolumne, die von der
Berliner Zeitung online und der
FR gestrichen wurde. Im Grunde verreißt Widmann Alfred Neven DuMonts Roman "Drei Mütter" nicht einmal. Er schildert ihn als das Werk eines betagten Mannes, der keinerlei Rücksicht auf political correctness mehr nehmen muss und durchaus mit Details inzestuöse Erotik schildert. Allerdings findet Widmann: "Sie sind schlampigst lektoriert. Wer es aber schafft, darüber weg zu surfen, der bekommt Einblicke, die jüngere Autoren einem so lässig, unaufgeregt nicht bieten können." Außerdem biete der Roman ja auch ein
interessantes Schlüsselloch: "Man blickt in den Gefühlshaushalt eines der entscheidenden Unternehmer…
Der Berliner Verlag hat eine kritische Auseinanandersetzung mit dem Verleger
Alfred Neven DuMont nach der Onlinestellung sang- und klanglos unterdrückt - ohne jede Kenntlichmachung. Soviel zu den "
journalistischen Standards" eines führenden deutschen Medienhauses, das überdies die Chuzpe hat sich in seinem Zensurakt auf eben jene Standards zu berufen (mehr in unserem
vorigen Blogeintrag). Die Passage steht in Widmanns monatlicher
Kolumne "Vom Nachttisch geräumt", in der der Autor neue Bücher vorstellt. Da es in der aktuellen Kolumne um Spätwerke geht, hat sich Widmann auch den Roman "Drei Mütter" seines 86-jährigen Verlegers angesehen. Es handelt sich nur um eine
erstaunlich kurze Passage in Widmanns Kolumne, die von der
Berliner Zeitung online und der
FR gestrichen wurde. Im Grunde verreißt Widmann Alfred Neven DuMonts Roman "Drei Mütter" nicht einmal. Er schildert ihn als das Werk eines betagten Mannes, der keinerlei Rücksicht auf political correctness mehr nehmen muss und durchaus mit Details inzestuöse Erotik schildert. Allerdings findet Widmann: "Sie sind schlampigst lektoriert. Wer es aber schafft, darüber weg zu surfen, der bekommt Einblicke, die jüngere Autoren einem so lässig, unaufgeregt nicht bieten können." Außerdem biete der Roman ja auch ein
interessantes Schlüsselloch: "Man blickt in den Gefühlshaushalt eines der entscheidenden Unternehmer der Bundesrepublik." Dann kommt diejenige Kritik am Verleger, die zur nachträglichen Unterdrückung des Textes geführt haben mag: Widmann bekennt, "dass ein Blick in die
Bilanzen der Unternehmen seiner Mediengruppe mir noch lieber wäre. Es sieht derzeit so schlecht aus für Zeitungen, dass ich doch ein klitzeklein wenig mehr an Zahlen als an der blauen Blume interessiert bin." Und Widmann schließt: "Ein alter Mann hat das Recht auf jede Art von Flucht. Aber hier will einer
fliehen und festhalten zugleich. Er will den Konzern lenken und zu den Müttern. Das muss schiefgehen. Nicht nur literarisch."
Ein Verstoß gegen journalistische Standards? Wenn wie bei der
Frankfurter Rundschau 350 Stellen abgebaut werden, würde der Verstoß wohl eher darin bestehen, über den Romane schreibenden Verleger nur Gutes zu sagen.