Monica Rüthers (Hg.), Carmen Scheide (Hg.)

Moskau

Menschen, Mythen, Orte
Cover: Moskau
Böhlau Verlag, Köln 2003
ISBN 9783412047030
Kartoniert, 255 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Keine europäische Stadt verändert sich so schnell wie Moskau. Der historisch fundierte und kulturgeschichtlich ausgerichtete Stadtführer zeigt, dass Moskau nicht nur aus goldenen Kuppeln und dem Roten Platz besteht. Wo früher Menschen in langen Schlangen für defizitäre Waren anstanden, glitzern heute die Auslagen der Luxus-Boutiquen. Das Buch schildert die Lebenswelten der Moskauer, die in Gemeinschaftswohnungen aufwachsen und die Erfahrung des Großen Vaterländischen Krieges, von Mangelwirtschaft und langen Nächten am Küchentisch teilen. Es zeigt die russische Hauptstadt und ihre Liedermacher, die Gartenstadt Sokol, und es führt an Erinnerungsorte des sowjetischen Totenkults; Kriegserinnerungen werden in der "Heldenstadt" wachgehalten. Es finden sich auch Wege zu Okkultismus, zur Konsumkultur, zur Stalinarchitektur und zur Geschichte des Plattenbaus, zur Metro, zu den Bahnhöfen und zum Palast der Sowjets.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.01.2004

Den "unbekannten Seiten" der "Mega-City" wendet sich der von den beiden Osteuropa-Historikerinnen Monica Rüthers und Carmen Scheide herausgegebene Moskau-Führer zu. Die Beiträge beschränken sich nicht auf die "stalinistischen Zuckerbäckerbauten" und andere Besuchsmagneten , sondern zeigen auch Stätten wie die "frühsowjetische Gartenstadt Sokol", angereichert um kulturgeschichtliche Betrachtungen des sowjetischen Einkaufsalltags bis zur "Ausweitung der bekannten Dissidentenproblematik auf die Jugendkultur der Breschnew-Zeit". Ulrich M. Schmid findet in diesem Muss für Moskau-Reisende "das facettenreiche Bild einer Großstadt", die "kaum ihrem totalitären Erbe entwachsen" schon "den Glamour einer boomenden Metropole ausstrahlt".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.10.2003

Eine "fantastische detailreiche Wundertüte" ist hier entstanden, lobt Sonja Zekri. Zunächst einmal, weil die Herausgeberinnen den Band "großzügig" mit Hinweisen zur Ortsbegehung, mit Literaturempfehlungen, Fotos und Zitaten ergänzt hätten, die selbst intimen Moskaukennern noch Neues bieten dürften. Vor allem aber enthält dieser historische Reiseführer "höchst reizvolle Antworten", lobt Zekri weiter, auf Fragen der Art: wie hat sich das öffentliche Leben verändert, seit Walter Benjamin "in den Hinterhöfen das russische Dorf" entdeckt hatte. Zwar führen die Herausgeberinnen den Leser auch, berichtet Zekri, zu den bekannten Sehenswürdigkeiten Moskaus, doch würden sie diese Orte nicht als "Attraktionen", sondern als "Schauplätze urbanen Lebens" lesen sowie "Topografien", wie die Gartenstadt Sokol und die ersten Plattenbauten in Nowyje Tscherjomyschki erforschen, die scheinbar an der Peripherie liegen, in Wahrheit aber "mitten ins Herz der Stadt" führen.
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