Christiane Kruse

Wozu Menschen malen

Historische Begründungen eines Bildmediums
Cover: Wozu Menschen malen
Wilhelm Fink Verlag, München 2003
ISBN 9783770537983
Kartoniert, 499 Seiten, 58,00 EUR

Klappentext

Mit 159 schwarz-weiß Abbildungen. Die vorliegende Studie schreibt die Begründungsgeschichte eines alten Mediums und erschließt erstmalig umfassend antike und christliche Ursprungsmythen gemalter Bilder, näherhin deren Rezeptionsgeschichte vom Hochmittelalter bis zum Barock. Der hier zugrundeliegende Medienbegriff, der im kritischen Dialog mit den neuen Medientheorien entwickelt wird, ist semiotisch fundiert. Er dient als heuristisches Instrument, das am historischen Text- und Bildmaterial (Genesis, Inkarnation, Lukas, Vera Ikon Narziß, Pygmalion, Medusa, Skiagraphia) erprobt wird. Auch die Traktatliteratur (von Hugo von St. Viktor bis Federico Zuccari) wird nach ihren Begründungen des gemalten Bildes befragt, wobei der diachrone Schnitt durch die Epochen die sich wandelnden Funktionen der Malerei sichtbar macht. Es wird ferner deutlich, auf welch disparate Weise Kunst- und Medienkonzepte miteinander korrelieren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.06.2005

Angetan zeigt sich Rezensent Andreas Tönnesmann von Christiane Kruses Band "Wozu Menschen malen". Die ersten 130 Seiten voller "theoriegeschichtlicher Didaxen" findet er zwar recht mühevoll. Auch weiß er danach nicht wirklich zu sagen, was ein Bild zum Medium macht und was dies anthropologisch zu bedeuten habe. Doch dafür wird man zu Tönnesmanns Freude im exemplarischen Teil des Buches entschädigt. Dort gehe es der Autorin eigentlich um die Fähigkeit von Bildern, "Aussagen über sich selbst und über Malerei zu treffen". An überzeugenden Beispielen lege Kruse "überraschende Sinnzusammenhänge" frei. Tönnesmann lobt dabei insbesondere Kruses "klaren Blick auf Kunstwerke" und ihr "sicheres Gespür für die intellektuelle Dimension malerischen Tuns". Die reichlich vorhanden "methodologischen Ausrufezeichen" darf man nach Einschätzung des Rezensenten "als akademische Pflichtübung" "getrost außer Acht lassen".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.09.2004

Andreas Beyer schlägt zunächst die Hände über dem Kopf zusammen und macht sich dann daran, gegen die Autorin Christiane Kruse das "Bild" - die Malerei - vor dem Untergang im Medialen zu retten. Kruses Ziel sei es nämlich, "eine 'mediensemiotische' Analyse als neues kunstwissenschaftliches Verfahren einzuführen", was der Rezensent als überhasteten und wenig durchdachten Versuch der Kunstgeschichte deutet, auf den Zug des medial turn aufzuspringen. Zumal es in seinen Augen nicht funktioniert: Denn das "kaum noch zu entwirrendes Amalgam aus Bildanthropologie, neu aufgelegter Semiotik, versuchsweise erneuerter Ikonologie, aktueller Neurobiologie sowie Anleihen bei der Medien-, Kommunikations-, Performanz- und Simulationstheorie", das Kruse gleich zu Beginn auffahre, münde keineswegs in analytischer Innovation, sondern in altbekannten Plattitüden. Beyer hält ihr zwar zugute, dass sie sich gut auskennt in den Debatten um die Klassiker der Malerei, auch befindet er ihre Auswahl an Beispielen für treffend und ihr Material für überaus reichhaltig - doch letztlich disqualifiziere sie sich dadurch, dass sie "hartnäckig da Medium sagt, wo doch von Bild zu reden wäre". Denn merke: Gerade in der Differenz der Malerei von den Gegenständen der Medientheorie liegt das Potential der Bildwissenschaft.
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