Die Buchmacher

Angst vor dem Scheitern

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
07.01.2008. Wie Georg Klein radikal seine Bücher ausmistet - und damit eine Debatte auslöst. Was sich die neue Suhrkamp-Marketingleiterin vorgenommen hat. Und wer aus Angst vor dem Scheitern auf gute Vorsätze verzichtet und lediglich seinen Schreibtisch im neuen Jahr aufräumen will.

Börsenblatt

Georg Klein hat mit einem Gastkommentar eine Debatte ausgelöst. Im Kommentar referierte der Schriftsteller (homepage), wie seine Frau und er Bücher horten - oder vielmehr: nicht horten. Nach dem Umzug aufs Land beschlossen die Autoren, "ab sofort nur so vielen Büchern in unserem Haushalt dauerhaft Obdach gewähren, wie wir in diesen drei Gestellen unterbringen" - in drei vom Dorfschmied gefertigten Regalen. "Seitdem hat manch ein Besucher vergebens nach jenem Band geforscht, den er uns doch erst kürzlich geschenkt hatte. Ausgelesen heißt bei uns in der Regel ausgemustert", räumt Klein ein. "Nur was uns wirklich weiterempfehlenswert erscheint, kommt als Spende in die öffentliche Bücherei der nächsten Kleinstadt, alles andere wandert - ich tippe es errötend - in den Altpapiersack."

Im Online-Forum haben inzwischen Leser auf Klein reagiert, die meisten empört: "Puh wie hartherzig, mir läufts eiskalt runter", echauffiert sich der eine. Ein anderer: "Stellen Sie sich nur vor, Herr Klein, jemand würde so mit Ihren Werken verfahren!!?" Ein dritter: "Ich finde Bücher wegwerfen grausam."

Christoph Schröder porträtiert die neue Suhrkamp-Marketingleiterin Cerstin Gerecht, die auf derselben Schule wie Verlegerin Ulla Unseld-Berkewicz und Werbeleiter Matthias Reiner war und zuletzt die Kulturverwaltung der Stadt Kiel geleitet hat. Innovative Rezepte zur Vermarktung der Suhrkamp-Titel legt Gerecht noch nicht vor - "Wir wollen auf unsere Bücher aufmerksam machen. Durch ungewöhnliche Aktionen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt", allgemeinplätzelt die gebürtige Thüringerin. Am auffälligsten am Artikel ist ein Foto, das die neue Suhrkampianerin mit Zigarette zeigt - ein selten gewordenes Bild.

Noch ist die Nachrichtenlage in der Branche dünn - weshalb das Börsenblatt mit Umfrage über die einer Umfrage über die guten Vorsätze der Branchenvertreter ins neue Jahr startet. Zwischenbuchhändler Stefan Könemann offenbart, dass er mehr Umsatz machen und jederzeit freundlich zu den Mitarbeitern sein will. Lutz Schulenburg (Edition Nautilus) verzichtet auf gute Vorsätze (diese seien "der bloße Vorschein des Scheiterns") und kündigt an, seinen Schreibtisch aufzuräumen. Andreas Auth (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) will mehr Zeit mit Freunden und Familie verbringen.

Weitere Themen: Der Frankfurter Campus Verlag hat seinen Umsatz 2007 gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent auf 11,5 Millionen Euro gesteigert und die Remissionsquote von elf auf neun Prozent gesenkt. Harald Fette untersucht den Markt für digitale Nachschlagewerke. Christoph Schröder stellt den Börsenblatt-Cartoonisten Steffen Butz vor. Christina Schulte kürt die erfolgreichsten Verlage 2007: In der Belletristik hat Heyne, beim Sachbuch Gräfe und Unzer die meisten Bestseller gelandet. Die Rechtsanwältin Birgit Menche erklärt, was bei massenhaften Abmahnungen zu tun ist. Hier das Inhaltsverzeichnis.
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