Stefan Weinfurter

Canossa

Die Entzauberung der Welt
Cover: Canossa
C.H. Beck Verlag, München 2006
ISBN 9783406535901
Gebunden, 254 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Im Jahre 1076 wird die christliche Welt durch einen ungeheuren Vorgang erschüttert - weil sich Heinrich IV. gegenüber Papst Gregor VII. ungehorsam zeigt, wird er exkommuniziert. Damit aber sind alle Untertanen des Kaisers ihrer Treueverpflichtungen gegenüber dem Herrscher ledig, seine Herrschaft ist mithin insgesamt in Frage gestellt. Heinrich IV. erkennt, dass er sich nur retten kann, wenn es ihm gelingt, wieder in die Kirche aufgenommen zu werden. So macht er sich auf nach Italien und stellt im Jahre 1077 den Papst in Canossa.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.07.2006

Für Rezensent Olaf B. Rader besitzt dieser Autor die "seltene Gabe", Fachwissenschaft und breite Leserschaft gleichermaßen zu erreichen. Elegant und fesselnd lasse er diesmal durch "das Schlüsselloch des Burgtors von Canossa" blicken. Aber auch die moderne Deutung des legendären Gangs Heinrichs IV. findet Rader sehr gelungen, der zufolge mit Heinrichs Gang nach Canossa die Entzauberung der Welt beginnt. Zum intellektuellen Lesevergnügen trägt den Ausführungen des Rezensenten zufolge wesentlich auch die anschauliche Ausbreitung der geistes- und religionsgeschichtlichen Hintergründe jener Zeit bei.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.07.2006

Das Phänomen Canossa werde auch durch Stefan Weinfurters Studie nicht völlig plausibel, meint Rezensentin Caroline Schnyder. Aber der Autor berücksichtigt neuere Forschungen und stelle die dreitägige Büßergeste von Heinrich IV. nicht mehr nur als Unterwerfungsritual dar. Vielmehr hätte schon Heinrichs Vater das Weinen als politisches Instrument der Interessendurchsetzung kultiviert. Papst Gregor VII., referiert die Rezensentin, hätte nämlich einem derart Büßenden nur schwer nicht verzeihen können. Wichtig für Canossa sei Stefan Weinfurter zufolge vor allem ein schon zuvor einsetzender "Wertewandel". Papst Gregor habe die Kirche mit einem neuen Gehorsamsethos reformieren wollen, der auch den kirchlich legitimierten Kaiser einschloss und schließlich auch von den restlichen weltlichen Herrschern übernommen worden ist. Stefan Weinfurter, so die Rezensentin, skizziere diesen "Wertewandel" um das Jahr 1077 erstaunlich "leichtfüßig" und mit erzählerischer Inspiration.