Heinz Bude, Bettina Munk, Karin Wieland

Aufprall

Roman
Cover: Aufprall
Carl Hanser Verlag, München 2020
ISBN 9783446267664
Gebunden, 384 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

"No Future": Unter dieser Parole besetzt eine Gruppe junger Leute Anfang der Achtzigerjahre ein Haus in Kreuzberg. Aufbruchsstimmung wechselt mit inneren Streitigkeiten unter der ständigen Bedrohung durch die Staatsgewalt. Bis bei einem Unfall eine Besetzerin ums Leben kommt. Was sie hier erzählen, haben Heinz Bude, Bettina Munk und Karin Wieland so oder ähnlich erlebt. "Aufprall" spielt in einer Welt von Punk, Straßenschlachten, AIDS, Drogen, rauer Kunst und wilden Theorien, bloßem Sex und tiefer Zuneigung, zu einer Zeit, die keine Kompromisse kannte. Als hinter dem besetzten Haus die Mauer fällt, sind die Achtziger vorbei. In diesem Roman leben sie noch einmal auf.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.10.2020

Rezensentin Katharina Teutsch fragt sich, warum das Buch von Heinz Bude, Bettina Munk und Karin Wieland die Bezeichnung Roman trägt, wo es doch so anekdotisch ist, und die Figuren so wenig Entfaktung erfahren. Ihre Antwort: weil die vorkommenden Personen real sind und fiktionalisiert werden müssen, und weil das Erzählte klingt, als wär's ein Roman. Auch wenn Teutsch im Buch "keine innere Ästhetik" erkennen kann, liest sie mit Spannung, was der Soziologe, die Künstlerin und die Sachbuchautorin über ihre Jahre in der West-Berliner Hausbesetzerszene zu berichten haben, über Kollektive, Punk, Frontstadtdepression. Soghaft die Diskussionen, die "unproduktive Unruhe", findet Teutsch.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.10.2020

Der Kollektivroman von Heinz Bude, Bettina Munk und Karin Wieland fügt den vielen Retrospektiven über das Westberlin der 80er-Jahre eine wichtige Perspektive hinzu, meint Rezensent Jens Uthoff. Die drei befreundeten AutorInnen erzählen hier von der damaligen Berliner Hausbesetzerszene, die sie selbst miterlebt haben, und vom Unfalltod einer gemeinsamen Freundin. Die einschneidenden politischen Ereignisse stehen dabei nicht im Zentrum, leiten den Leser aber durch den Text, so der Rezensent, der den Roman zunehmend als Bildungsroman der beiden Hauptfiguren Luise und Thomas liest. Neben dem Lebensgefühl der jungen Menschen dieser Zeit vermittelt der Roman ihm aber auch einiges über die Verfehlungen vieler Linker, wie deren teilweise offenen Antisemitismus. Trotzdem ein Denkmal für eine Generation, die bis heute von ihrem Glauben an das Kollektiv profitiere, schließt er.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.10.2020

In ihrem Kollektivroman machen Heinz Bude, Bettina Munk und Karin Wieland vieles richtig, meint Rezensent Christoph Bartmann. So gelinge es den drei AutorInnen, die sich lange kennen und selbst Teil der Hausbesetzerszene der 1980er Jahre waren, unsentimental von jener Zeit zu erzählen und dabei eine stimmige Mischung aus Rekonstruktion und Reflexion zu schaffen, lobt Bartmann. Zudem lasse der Roman deutlich werden, dass die damalige Widerstandsszene nicht einheitlich, sondern eine Ansammlung von Einzelpositionen gewesen sei, bemerkt der Rezensent anerkennend. Nur ab und zu werden ihm manche Dinge zu sehr "nacherzählt" oder theoretisiert. Für Bartmann dennoch ein Lesevergnügen und ein Roman, der trotz "hoher Ortsspezifik" in seiner Wohnungsfrage heute noch aktuell sei.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 26.09.2020

Rezensentin Katharina Brienne hätte sich eine eingehendere Diskussion der Systemfrage gewünscht in dem von Heinz Bude, Bettina Munk und Karin Wieland gemeinsam verfassten Hausbesetzerroman aus dem Berlin der späten 1970er. Dass Bude manche seiner soziologischen Thesen und Slogans den Figuren im Buch in den Mund legt, findet Brienne durchaus legitim. Ansonsten überzeugt das Buch sie mit praller Lebenswirklichkeit und Einblicken in die Geisteshaltung der Kreuzberger Besetzerszene, ihrer sympathischen Widerständigkeit und Tautologien.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.09.2020

Rezensent Alexander Cammann staunt, dass sich Heinz Bude, Bettina Munk und Karin Wieland zusammengefunden haben, um anhand ihrer gemeinsamen Vergangenheit in der Kreuzberger Hausbesetzerszene der 80er gemeinsam diesen Roman zu schreiben, der laut Cammann auch gut funktioniert - als Generationenporträt, Milieustudie, existenzielles Panoptikum und Gegenbild zum süßen Herrn Lehmann, Abtreibungen, Drogentod und Aids inklusive. Wie Fakten, Fiktion und Reflexion hier zusammengehen, die an Originalen orientierten Charaktere Eigenleben gewinnen und die Autoren den richtigen Jargon treffen, findet Cammann intense und angenehm unsentimental.