Hans-Werner Hahn (Hg.), Dieter Hein (Hg.)

Bürgerliche Werte um 1800

Entwurf - Vermittlung - Rezeption
Cover: Bürgerliche Werte um 1800
Böhlau Verlag, Wien 2006
ISBN 9783412169046
Gebunden, 420 Seiten, 44,90 EUR

Klappentext

Die zentrale Rolle, die der Formulierung und Vermittlung bürgerlicher Werte wie Bildung, Arbeit, Selbständigkeit im Übergang zur modernen bürgerlichen Gesellschaft zukam, steht im Blickfeld der hier versammelten Beiträge. Aus verschiedenen Perspektiven wird versucht, die Komplexität des bürgerlichen Wertediskurses in der Epoche um 1800 sowie die Prozesse der Verbreitung und Aneignung zu erschließen. Es geht dabei um die Werte selbst, die bürgerlichen Werteproduzenten, die Vermittlungsinstanzen und schließlich um die Rezipienten und Rezeptionsprozesse. Ferner wird die Bedeutung der Region Weimar-Jena in der Wertediskussion dieser Zeit und des damit verbundenen bürgerlichen Aufbruchs betrachtet. Deutlicher als bisher in der Forschung dargelegt, zeigen die Beiträge, dass man weder von einem normativen Begriff bürgerlicher Werte noch dem Bild eines feststehenden Wertekanons ausgehen kann, sondern die einzelnen Werte in ihrer Eigenart und ihrer Wirkung auf das sich neu bildende Bürgertum differenzierter beurteilen muss.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.04.2006

Instruktiv erscheint Rezensent Christoph Hirschi dieser Sammelband über die Ausbildung und Vermittlung bürgerlicher Werte um 1800, der einen "vertieften Einblick in die Beschaffenheit des bürgerlichen Wertehimmels" bietet. Neben typischen "Werteproduzenten" wie Pfarrern, Professoren und Wirtschaftskapitänen sowie Institutionen der Wertevermittlung, wie Schulen, Theaterbühnen und Zeitschriften, beleuchten die Beiträge des Bandes nach Auskunft Hirschis auch einzelne Wertekomplexe, wie Bildung, Arbeit, Fleiß und Ordnung, sowie die Rezipienten bürgerlicher Werte, wie Judentum und Adel. Als ein Ergebnis hält Hirschi fest, dass sich viele bürgerliche Leitwerte wie das Bildungsideal oder das Familienideal nicht als Neuschöpfungen erweisen, sondern als Umformungen älterer Konzepte kirchlichen oder adligen Ursprungs. So fördere der Band die "Einsicht in die Historizität des Bürgerlichen". Damit könne er dazu beitragen, "dass man für die gegenwärtigen Probleme andere Lösungen sucht, als die Vergangenheit zur Zukunft zu machen", wie der Rezensent mit Blick auf die derzeit im Gange befindliche Diskussion um die sogenannte "neue Bürgerlichkeit" kritisch anmerkt.
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