Signal - Christian Boltanski

Deutsch - Englisch
Cover: Signal - Christian Boltanski
Wallstein Verlag, Göttingen 2004
ISBN 9783892446538
Gebunden, 140 Seiten, 29,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben und eingeleitet von Bernhard Jussen. Christian Boltanski gehört zu den international renommiertesten Gegenwartskünstlern. Sein künstlerischer Umgang insbesondere mit der Erinnerung an den Holocaust hat diesen Ruf weit über die Kunstwelt hinaus begründet. Christian Boltanski hat eine Arbeit beigetragen, die hier erstmals publiziert wird. Sie bedient sich einzelner Blätter aus der Zeitschrift 'Signal', die von 1940 bis 1945 von der deutschen Wehrmacht produziert und nur im Ausland verkauft wurde. Das seinerzeit unter (bild-)journalistischen Gesichtspunkten bahnbrechende Produkt wurde allein in den ersten drei Jahren in mehr als hundert Millionen Exemplaren und bis zu zwanzig Sprachen im Ausland verkauft. Boltanski hat aus zwanzig Heften des 'Signal' jeweils einen farbigen Doppelaufschlag herausgenommen. Das Zusammentreffen der auf der linken und der rechten Seite des Blattes gedruckten Bilder ist zwar rein drucktechnisch bedingt, aber doch zugleich die Botschaft der Zeitung: Stets stehen 'überlegene' Wehrtechnik und 'überlegene' Kultur zusammen - und weisen den Weg in ein nach dem deutschen Sieg vermeintliches vereintes ideales Nachkriegseuropa.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.09.2004

Patrick Bahners ist des Lobes voll für den vom Mediävisten Bernhard Jussen herausgegebenen fünften Band der Reihe "Von der künstlerischen Produktion der Geschichte": "Signal - Christian Boltanski". Bei der Zeitschrift "Signal" handelte es sich um eine von Anfang 1940 bis Anfang 1945 in der Abteilung Wehrmachtspropaganda des Oberkommandos der Wehrmacht erschienene Illustrierte, die dem besetzten Ausland zeigen sollte, welch glorreiche, vielseitig-bunte Zukunft unter der deutschen Herrschaft ins Haus stünde. Der Künstler Christian Boltanski hat sich nun des historischen Materials angenommen und macht auf ganz unspektakuläre Weise - indem er die Doppelseiten aus der Verklammerung löst und so die journalistischen Zusammenhänge entfernt - deutlich, welche unvermuteten Verfremdungspotenziale in jener "Zeitschrift für das neue Europa" steckten: Ein Bauer pflügt seinen Acker nun neben Jagdbombern, die den Himmel durchpflügen, ein "Revuestar im Glitzerkleid" posiert neben einem Großadmiral, der seine Ordenpracht glitzern lässt. Boltanski stellt, indem er gewissermaßen den verdeckten Positivismus in den alten Heften zum Vorschein bringt, das "Realitätsprinzip der Historie" in Frage; mit seiner "Dekontextualisierung", schreibt Bahners, schaffe er eine negative Metapher für das historiographische Verfahren und weist dadurch hin auf das Fiktionale jeder geschichtswissenschaftlichen Interpretation, so der Schluss des Rezensenten.
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