Stephan Wackwitz

Osterweiterung

Zwölf Reisen
Cover: Osterweiterung
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783100910578
Gebunden, 224 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Fast zehn Jahre lebte Stephan Wackwitz in Krakau und Bratislava und unternahm von dort aus hunderte Reisen in ein europäisches Kernland, das uns erst seit Beginn der 90er Jahre zugänglich ist. Aber kennen wir es? Oder beginnt für uns hinter Wien noch immer das Loch in der Welt, der "Osten", die Steppe, in der die sprichwörtlichen Böhmischen Dörfer liegen? Stephan Wackwitz führt uns durch die slowakische Boomtown Bratislava und gleich danach vor verwunschene Schlösser und Landstädtchen, in deren Museen riesige Gemäldesammlungen schlummern. Er führt uns an vergessene Orte, aus denen einst die Welt aufbrach, eine andere zu werden, und begegnet Menschen, in deren Biographien die Katastrophen und Wunder des 20. Jahrhunderts noch immer lebendig sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.08.2008

Jenny Friedrich-Freksa ist fasziniert von Stephan Wackwitz' Essays, die von seinen Reisen durch Osteuropa, durch Polen, Tschechien und die Slowakei, Ungarn und Litauen erzählen. Sie attestiert dem Autor, nicht in "historisch-politischen Schubladen" zu bleiben, sondern handwerklich überaus geschickt persönliches Erleben in der Kulturgeschichte zu spiegeln. Dabei gelinge es Wackwitz nicht nur, Bilder der aufgesuchten Orte zu zeichnen, sondern auch ein Gefühl für sie zu schaffen. Entstanden sind für sie Texte, die auf eine erfreuliche und zurückhaltende Art belehren und unterhalten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.06.2008

Was Stephan Wackwitz in seinem Familienroman "Ein unsichtbares Land" vorgeführt hat, nämlich das Aufspüren von "topografischer Verdichtung", erhebt er jetzt in seinem Essayband "Osterweiterung" zum literarischen Prinzip, stellt Harry Nutt beeindruckt fest. Und so mache der ehemalige Leiter des Goethe-Instituts in Krakau und Bratislava an den Orten, die er als Reisender durchstreift hat, immer wieder die erstaunlichsten historischen Verbindungen aus, etwa wenn er in einem Essay der Bäuerin Julia Warhola in den Karpaten nachspürt, der Mutter von Andy Warhol, oder wenn er im verlassenen Nest Pribor daran erinnert, dass es sich um die Geburtsstadt Sigmund Freuds handelt. Überhaupt, in Wackwitz' Essays, die über bloße Reiseerzählungen weit hinausgehen, mischt sich aufs Fruchtbarste "Geschichtsbewusstsein" mit Neugier und Assoziationslust, lobt Nutt, der nur selten die ohne Sentimentalität vorgenommenen "Tiefenbohrungen" in die bewegte Geschichte Osteuropas etwas zu bemüht tiefschürfend findet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.03.2008

Stephan Wackwitz ist weder ein oberflächlicher Flaneur noch ein Sachverwalter von Eindrücken, diagnostiziert Hilmar Klute. Auf eine "schöne, altmodisch gebildete Art" werde bei Wackwitz Osteuropa nicht bereist, sondern "erlitten". Mit diesem wiederum sehr anmutigen Ausdruck meint Klute wohl, dass Wackwitz nicht nur mit dem Auge sieht und beschreibt, sondern das Gesehene in ein Kulturgefüge ein- und zum Schwingen bringt, dass es dem Rezensenten eine reine Freude ist. Bildungshuberisch werde es nie, weil der Leiter diverser Goethe-Institute die Kunst der Selbstironie beherrscht. Und auf melancholischem Grund ansehnlich schöne Reisebilder heranzieht.
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