Denise Chong

Das Mädchen hinter dem Foto

Die Geschichte der Kim Phuc
Cover: Das Mädchen hinter dem Foto
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2001
ISBN 9783455093308
Gebunden, 447 Seiten, 22,50 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Sabine Schulte. 1972 geht ein Foto um die Welt: Es zeigt die neunjährige Vietnamesin Kim Phuc, die mit schmerzverzerrtem Gesicht um ihr nacktes Leben läuft. Bei dem Versuch, einem Napalmbombenangriff zu entkommen, der ihr ganzes Dorf zerstört hat, erleidet sie schwerste Verbrennungen. Der Fotograf der preisgekrönten Aufnahme, Nick Ut, bringt sie später in ein Krankenhaus in Saigon. Das ist ihre Rettung. Innerhalb von Tagen ist Kim Phucs Foto in allen Zeitungen und wird zum Sinnbild für die Unmenschlichkeit des Krieges. Die weitere Lebensgeschichte des "Mädchens hinter dem Foto" bleibt dagegen weitgehend unbekannt. Zunächst Vorzeigeopfer der westlichen Medien, wird Kim Phuc nach dem Sieg Nordvietnams vor die kommunistische Propaganda-Maschine gespannt. Ihre Genesung ist schmerzvoll und langwierig, aber als Privilegierte der vietnamesischen Regierung kann sie später in Kuba studieren. 1989 nutzt sie das politische Tauwetter, um nach Kanada auszuwandern, wo sie heute mit ihrer Familie lebt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.01.2002

Das Foto eines nackten, verbrannten vietnamesischen Mädchens, das verzweifelt und mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck versucht, vor dem Napalm wegzulaufen, wurde zur Ikone gegen den Vietnamkrieg. Das Mädchen hat überlebt und wie die Autorin Denise Chong die Geschichte von Kim Phuc, dem Mädchen auf dem Foto erzählt, das findet Rezensentin Ulla Fölsing "sensibel, aber unsentimental". Ein großes Lob also für Chongs auf Interviews mit Kim und ihren Verwandten beruhender Darstellung der erlebten "Grausamkeit des Krieges", von Kims Überleben, ihrer "Hoffnungen und Enttäuschungen". Auch dass in der Geschichte dieser Frau, die später für kommunistische Propaganda instrumentalisiert wurde, sich irgendwann in den "Westen absetzte" und heute ehrenamtliche Unesco-Botschafterin ist, immer die politischen Entwicklungen miterzählt werden, erscheint Fölsing sinnvoll.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.06.2001

1972 ging ein Foto durch die Medien, das Menschen auf der ganzen Welt erschütterte. Es zeigt die neunjährige Vietnamesin Kim Phuc, die nackt und schreiend mit schweren Verbrennungen nach einem Napalmangriff auf den Kriegsfotografen Nick Ut zulief, erzählt Mara Gonschior. Die Geschichte der Kim Phuc hat nun Denise Chong aufgezeichnet, hat Interviews mit ihr, ihrer Familie und Fotojournalisten, die Phuc damals kennengelernt hatten, geführt. Das ist ein spannendes Vorhaben. Aber leider kann die Rezensentin dessen Umsetzung aber auch so gar nichts abgewinnen. Das Recherchematerial findet Gonschior ungeordnet, die Erzählweise der Autorin ausufernd, redundant und plakativ. Und die Darstellung der Hintergründe des Vietnamkrieges sei eine "Geschichtslektion light", schimpft die Rezensentin. "Man hätte gerne die Interviews gelesen, die Chong führte, doch auf ihren über 400 Seiten lässt sie uns allein auf der Suche nach dem Mädchen hinter dem Foto", lautet das vernichtende Urteil von Gonschior.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.05.2001

Bernd Greiner erläutert, dass es sich bei Kim Phuc um jenes Mädchen handelt, dessen Foto 1972 um die Welt ging. Damals wurde sie im Napalmregen in Vietnam schwer verbrannt, überlebte jedoch mit erheblichen Verletzungen. Dass man nun in einem Buch etwas über das weitere Schicksal dieses Mädchens erfährt, scheint Greiner sehr zu begrüßen, besonders weil es sich seiner Ansicht nach um eine sehr "behutsam recherchierte und ohne Effekthascherei erzählte Biografie" handelt. Besonders deutlich werden nach Greiner vor allem zwei Dinge: zum einen wird - wie er findet - klar aufgezeigt, wie "eng Mitleid und politischer Missbrauch beieinander liegen" (dies bezieht sich sowohl auf den "Propagandawert" Kim Phucs für Vietnam wie auch auf das spätere Verhalten der Amerikaner). Zum anderen wird nach Greiner auch gezeigt, dass die Nachkriegsjahre Kim Phuc keineswegs von weiterem Leiden verschont haben. So habe das kommunistische Regime katastrophale Auswirkungen auf die dortige Gesellschaft gehabt, was nicht nur (durch das Spitzelsystem) zu großem Misstrauen in der Bevölkerung und zu Unterdrückung geführt, sondern auch Kim Phucs Familie finanziell ruiniert habe.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.03.2001

Evelyn Vogel ist wohl aufgewühlt von dem Buch, beschränkt sich in ihrer Rezension jedoch im wesentlichen auf die Wiedergabe des Inhalts: wie das Foto entstand, das "die Welt bewegte", wie Kim Phuc in die "Propagandamaschinerie Hanois" geriet, wie sie nach Kanada fliehen konnte und auch im Westen oftmals nur als "publicitytauglicher" Flüchtling behandelt wurde. Vogel lobt zwar, dass die Autorin Denise Chong die Lebensgeschichte Kim Phucs mit einem Bild vom politischen und gesellschaftlichen Leben in Vietnam in den letzten Jahrzehnten verknüpft. Doch bleibt dieses Lob reine Behauptung. Am Ende siegt allein die Rührung: eine "bewegende" Geschichte, erklärt die Rezensentin.
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