Frank Schirrmacher

Das Methusalem-Komplott

Die Menschheit altert in unvorstellbarem Ausmaß. Wir müssen das Problem unseres eigenen Alterns lösen, um das Problem der Welt zu lösen
Cover: Das Methusalem-Komplott
Karl Blessing Verlag, München 2004
ISBN 9783896672254
Gebunden, 220 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Niemand wird gerne alt. Jetzt altern ganze Völker in nie gekanntem Ausmaß. Das individuelle Schicksal wird zum politischen und ökonomischen Schicksal fast aller Staaten der Erde. Selbst nach vorsichtigen Schätzungen wird dieser Prozess auf unabsehbare Zeit anhalten. Für die nächsten fünfzig Jahre ist er bereits unumkehrbar. Die heute jungen Männer und Frauen, die später die vielen Alten werden, haben deshalb jetzt eine historische Chance: Sie müssen - schon aus Überlebensinstinkt - gegen die Diskriminierung des Alters vorgehen. Tun sie es nicht, werden sie in dreißig Jahren in die seelische Sklaverei gehen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.04.2004

Auch wenn Frank Schirrmacher in seinem Buch über das derzeit gern diskutierte Alterungsproblem zunächst einmal "grell" einen "Krieg der Generationen" an die Wand malt - seine Botschaft hält Rezensent Joachim Güntner letztlich für "überraschend undramatisch". Kein Votum nämlich für eine wie auch immer geartete Bevölkerungspolitik findet er bei Schirmacher, sondern ein Plädoyer für ein selbstbewusstes Altern. Damit das gelingt, müssen nach Schirmacher allerdings die negativen Bilder und Selbstbilder, die über das Altern im Umlauf sind, korrigiert werden. So ziehe Schirmacher unter Berufung auf Genetiker, Demographen, Mediziner und Literaten gegen die negativen Stereotypien vom Altern ins Feld und eröffne nebenbei tröstliche Perspektiven. Güntner hält ihm dabei eine "Fixierung aufs Geistige" vor - was dazu führe, dass ganze Bevölkerungsgruppen in Schirrmachers Betrachtung keinen Platz fänden. Für Güntner hat das auch damit zu tun, dass es Schirrmachers Generation ist, um die es hier geht. "Eine teilweise ironisierte, mehr noch aber idealisierte Generation, der er zuschreibt, die Gesellschaft revolutioniert zu haben", resümiert Günter: "Das soll sie nun mit der Positivierung der Altersbilder ein zweites Mal leisten."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.04.2004

Volker Breidecker geht in Deckung, allerdings weniger vor Frank Schirrmachers apokalyptischen Thesen als vor der Sprache, in der sie vorgetragen werden: Der FAZ-Herausgeber mobilisiere "mittelalterliche Totentänze und martialische Kriegsrhetorik", um dröhnend und raunend den bevorstehenden "Krieg der Generationen" anzukündigen, meint Breidecker. Dabei enthalte das Buch durchaus "scharfsinnige Beobachtungen über Jugendwahn, Altersangst und die mit Schuld- und Schamgefühlen besetzten Bilder und Selbstbilder vom Altern in unserer Gesellschaft". "Gleichwohl", so Breidecker, "entzieht es sich den Problemen des tatsächlichen Alterns, und trotz einer unheilschwangeren Todesrhetorik ignoriert es das individuelle Sterben und den wirklichen Tod". Stattdessen: "endzeitliche Grammatik" mit Superlativen, wohin das Auge blickt, und eine Dringlichkeit demonstrierende Anrede des Lesers: Passen Sie auf, bald ist es so weit!
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.03.2004

Kein gutes Haar lässt Rezensent Stefan Reinecke an Frank Schirrmachers Buch "Das Methusalem-Komplott", in dem der FAZ-Herausgeber ob der immer älter werdenden Gesellschaft Alarm schlägt. Das Schreckenszenario, das Schirrmacher in einem einzigen "MG-Feuer von Hyperbeln, steilen Vergleichen und nervtötenden Kriegsmetaphern" beschwört, nötigt Reinecke immer wieder süffisante Kommentare ab, etwa wenn Schirmacher erklärt: "Nicht nur Menschen, ganze Völker werden altern". Dabei will Reinecke überhaupt nicht leugnen, dass das Phänomen einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft ein ernstes Problem darstellt - ein Problem freilich, dem Schirrmachers Buch, das vor "Alarmismus", "Dramatisierungsfloskeln", "krachender Rhetorik" und "Angstbildern" nur so strotzt, seines Erachtens nicht gerecht wird. Interessant findet Reinecke den Text lediglich als "Symptom einer Krise", "als Versuch, die Figur des Intellektuellen unter verschärften medialen Bedingungen zu verteidigen". Doch auch dieser Versuch geht für Reinecke in die Hose: "Der Typus Schirrmacher", analysiert Reinecke, "ist ein Intellektueller im Schrumpfstadium". So hält er Schirrmacher vor, sein Kerngeschäft, die Reflexion, vor lauter Wille zur Wirkung aufgegeben zu haben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.03.2004

"Peinlich berührt" war Hilal Sezgin von Frank Schirmachers "verschwörungsneurotischem" Pamphlet. Ausgehend von der Prognose, dass immer mehr Menschen immer älter werden, schildert der Autor "aufgeregt" den "Altersrassismus" unserer Gesellschaft und stellt unseren Umgang mit alten Menschen dem mit alten Autos gleich, berichtet die Rezensentin: Die Gesellschaft "jagt das alternde Auto auf der Autobahn, wenn es nicht freiwillig zur Seite geht... und entzieht ihm am Ende aus Sicherheitsgründen die Zulassung", zitiert Sezgin aus dem Buch. Insbesondere stieß der Rezensentin die konsequente Ausblendung der eigenen Ängste vor dem Alter auf: Weder Krankheit noch Tod, noch Pflegebedürftigkeit würden in Schirrmachers "Manifest" aufgegriffen, geschweige denn, dass der Autor nach Lösungen und Alternativen für die Altersproblematik suchte. Stattdessen bombardiere Schirrmacher den Leser mit militanten Metaphern und "Phrasen" - "erbärmlich undiszipliniert", urteilt Sezgin.