Jean Genet

Jean Genet: Werke in Einzelbänden, Band II

Wunder der Rose
Cover: Jean Genet: Werke in Einzelbänden, Band II
Merlin Verlag, Gifkendorf 2000
ISBN 9783926112972
Gebunden, 535 Seiten, 24,54 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Manfred Unruh. Rund 40 Jahre nach der Erstveröffentlichung der deutschen Buchausgabe von Notre-Dame-des-Fleurs, die seinerzeit einen Prozeß wegen des Vorwurfs der Unzüchtigkeit nach sich zog, haben die Werke Jean Genets ihren festen Platz in der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Grund genug, seine Romane, Gedichte, Dramen, Essays und Schriften in einer einheitlich gestalteten, mehrbändigen Werkausgabe vorzulegen. In dieser Werkausgabe werden erstmals die integralen Textfassungen vorgelegt, die sich an den Erstausgaben aus den 40er Jahren orientieren. Damit werden auch die für die Veröffentlichungen in den 50er Jahren vorgenommenen Streichungen der Texte zugänglich. Die einstigen Striche des Autors sind in den Fassungen dieser neuen Ausgaben diskret markiert. Jedem Band ist eine editorische Notiz von Friedrich Flemming und ein Nachwort zur Editionsgeschichte des jeweiligen Einzelwerkes beigefügt. Die Vorsatzillustrationen entwarf der Hamburger Künstler Martin Bronsema.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.09.2000

Etwas enttäuscht scheint Ina Hartwig schon zu eine. Nicht von dem "ehrgeizigen Projekt" des Merlin Verlags, das Gesamtwerk Jean Genets neu zu übersetzen und nach den Erstdrucken herauszubringen, aber über die Anständigkeit der in diesem Jahr erstmals in deutscher Sprache erschienenen Urfassung des zweiten Romans des Franzosen. "Mit den pornographischen Schilderungen", schreibt sie, warte Genet ziemlich lange. Vielleicht ein Grund für die insgesamt schwache Rezeption des "Miracle de la Rose", die die Rezensentin konstatiert? Indes hapert es scheinbar auch an anderem: Hartwig spricht von dem "am wenigsten konsistenten" Prosawerk Genets und findet die Rose des Romans, "die Rose des Madonnenkultes und der Friedhofsschildchen", auch "ein bisschen kitschig" und "zu preziös" für die in diesem Buch ausgelebte Obsession Genets, die dem Gift und der Liebe zwischen eingesperrten, hungrigen jungen Männern gelte. Eben weniger eine der Baudelaireschen "Blumen des Bösen", meint Hartwig, als vielmehr "mystische Nachtekstase" in der Manier von Pascals "Mémorial" sei jenes Wunder der Rose, das Genet da am Schluss seines Romans erzähle. Bleibt der Rezensentin nur die Vorfreude auf ein unlängst in Paris versteigertes unveröffentlichtes Autograph Genets mit dem zu unserem Roman passenden Titel "Das Mysterium der Kinder der Engel". Womöglich ließe sich damit das eine oder andere Desiderat des Textes ausgleichen...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.07.2000

Der Rezensent mit dem Kürzel "Tlx" findet diesen 1946 Roman erstmals erschienenen Roman "selbst heute noch provokativ". Schauplatz und Entstehungsort von "Wunder der Rose" ist ein Gefängnis, in dem ein Mörder nach 45 Tagen Einzelhaft schließlich hingerichtet wird. Der Rezensent ist angetan von Genets "vielschichtiger", teils fiktionaler, teils autobiographischer Beschreibung dieses "subversiven Mikrokosmoses", die ihn an ein Tritychon von Hieronymus Bosch erinnert.