Carmen Pinilla (Hg.), Frank Wegner (Hg.)

Verdammter Süden

Das andere Amerika
Cover: Verdammter Süden
Suhrkamp Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783518071205
Taschenbuch, 315 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen und dem Amerikanischen von Frank Wegner. Mit einem Nachwort von Carmen Pinilla und Frank Wegner. Ein Grenzzaun in der nordmexikanischen Wüste, ein hinfälliger Schuppen in den unwirtlichen Weiten Patagoniens, dazwischen erstreckt sich das andere Amerika, das schon lange nicht mehr das ist, wofür wir es halten. Dieses Amerika ist heute widersprüchlicher, rätselhafter, brutaler, schöner, bizarrer, mit einem Wort: spannender denn je. Und eine ganze Generation von Autoren ist dabei, diesen Kontinent neu zu entdecken, kreuz und quer zu vermessen und zu kartographieren - und zwar in Form von 'crónicas', literarischen Reportagen. "Verdammter Süden" ist eine kleine Wunderkammer solcher Reportagen, es sind die preisgekrönten Geschichten namhafter Autorinnen und Autoren.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.06.2014

Eva-Christina Meier begrüßt diese Anthologie von "Chroniken", der spezifisch latein-amerikanischen Form der literarischen Reportage, die Carmen Pinilla und Frank Wegner herausgegeben haben. Die Beiträge der dreizehn Autorinnen und Autoren vermitteln für sie ein anschauliches und facettenreiches Bild der sozialen und politischen Realität Südamerikas, die von Gewalt, Armut und Korruption, aber auch vom Kampf gegen dieses Unrecht geprägt ist. Der Blick der Journalistinnen und Journalisten auf den Alltag in Ländern wie Argentinien, Brasilien, Bolivien, Kolumbien, Mexiko, Peru oder Panama schätzt Meier als sehr persönlich, empathisch und engagiert, auch wenn sie anmerkt, dass nicht jeder Text literarisch brillant ist. Besonders lobt sie den Beitrag von Andrés Felipe Solano über ein halbes Jahr als Lagerarbeiter in einer Textilfabrik am Existenzminimum. Einziger Kritikpunkt der Rezensentin an dem Band ist, dass die Herausgeber zu wenig aktuelle Texte aufgenommen haben.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 28.06.2014

Immer wieder überrascht wird Marko Martin beim Lesen der in diesem Band versammelten Crónicas, literarischer Reportagen. Gerade meint er, die bolivianischen Wrestlerinnen und professionellen, auf Beerdigungen tätigen Witzeerzähler wären doch nicht so aufregend anders, so typisch lateinamerikanisch, da kommt ihm wieder eine Geschichte unter, ein Typ, ein Kauz, den er sich so noch nicht vorgestellt, geschweigen gesehen hat. Dass die Texte keine Rohform für Fiktion abgegeben, sondern eigenständige Kunst sind und dass die Crónicas genuin anders daherkommen, als der New Journalism, führen ihm die Autoren der Texte, jüngere Reporter-Schriftsteller, eindringlich vor Augen, indem sie nicht auf Coolness abzielen, auf Ironie oder Kumpelei mit ihren Protagonisten. Das Unaufgeregte angesichts des Unerhörten, so legt der Rezensent nahe, ist das Faszinierende an diesen Texten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.06.2014

Lebensprall und bunt wie Lateinamerika selbst erscheinen die in diesem Sammelband von Carmen Pinilla und Frank Wegner zusammengefassten literarischen Reportagen der Rezensentin. Katharina Teutsch stellt zwar fest, dass noch die heiterste der Geschichten von einem Komiker handelt, der Trauernden Witze erzählt, und kompositorisch wie sprachlich scheinen ihr auch nicht alle Beiträge auf höchstem Niveau zu sein. Das schmälert ihren Lesegenuss allerdings kaum. Die Auswahl stimmt, meint Teutsch, für die bei all der erschütternden Dunkelheit der Kriminalität und Gewalt doch immer wieder die Lebenslust und den Humor der Menschen rüberkommen, gleich, ob sie in den Kinderkleiderfabriken Kolumbiens spielen, in einer argentinischen Forensik AG oder beim Frauenwrestling im bolivianischen Hochland.
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