Mario Levi

Wo wart ihr, als die Finsternis hereinbrach?

Roman
Cover: Wo wart ihr, als die Finsternis hereinbrach?
Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783518422267
Gebunden, 678 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Türkischen von Barbara und Hüseyin Yurtdas. Izak, ein 50jähriger gutsituierter Kaufmann, ist mit seinem Leben, das ereignislos und in geregelten Bahnen verläuft, unzufrieden. So besinnt er sich auf seine revolutionäre Jugendzeit und macht sich auf die Suche nach seinen ehemaligen Freunden. Er plant, mit ihnen ein einst gemeinsam verfaßtes Theaterstück über die bunte Völkermischung Istanbuls in seiner alten Schule noch einmal auf die Bühne zu bringen. Nach und nach findet er sie alle wieder: den Türken Necmi, den Griechen Yorgos, den Juden Niso, die Jüdin Seli und die Türkin Sebnem. Doch schon bald zeigt sich, wie sehr sich alle im Laufe der Zeit verändert haben. Keiner von ihnen hat mit seiner Jugendliebe das Glück gefunden, keiner hat seine linken Vorstellungen von einer sozial gerechten Gesellschaft realisieren können. Sie haben schwere Schicksalsschläge erlitten, Gefangenschaft und Folter.
Dennoch finden sie zu ihrer einst engen Freundschaft zurück. Die Ehrlichkeit, mit der sie sich ihren Gefühlen stellen, auch mit ihren dunklen Seiten, und der bittere Humor, mit der sie das Unausweichliche akzeptieren, hebt diese Begegnung weit über ein Klassentreffen hinaus. Keiner von ihnen wird wieder in den gewohnten Alltag zurückkehren können.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2011

Nach seinem Roman "Istanbul ist ein Märchen" hat der jüdisch-türkische Autor Mario Levi mit "Wo wart ihr als die Finsternis hereinbrach" eine weitere Hommage auf das kosmopolitische Istanbul verfasst, stellt Rezensent Joachim Käppner wohlwollend fest. Allerdings ist es mehr ein Abgesang auf die "Freiheit und die Menschen, die sie wagten", denn Hintergrund bildet die Militärdiktatur, die nach einem Putsch 1980 installiert wurde, erklärt der Rezensent. Es ist die Geschichte von Isaak, der türkische, jüdische und griechische Freunde von einst zusammenruft, um noch einmal ein Theaterstück über die "Vielvölkerstadt" aufzuführen, erfahren wir. Politisch könne man das Ganze vielleicht als ein "Plädoyer für Europa" auffassen, meint Käppner, der sich von dieser traurigen Liebeserklärung an Istanbul und der Absage an den Nationalismus zu Gunsten eines Weltbürgertums sehr angetan zeigt.
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