Simon Blackburn

Wollust

Die schöne Todsünde
Cover: Wollust
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2008
ISBN 9783803126016
Kartoniert, 142 Seiten, 10,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Matthias Wolf. Mit 20 Abbildungen. Nicht erst seitdem Papst Gregor der Große im 6. Jahrhundert die sieben Todsünden definierte, steht die Wollust in schlechtem Ruf. Sie gilt als unanständig, wild und unbeherrschbar, stellt den Menschen als Vernunftwesen radikal in Frage, ist eine Herausforderung für Theologen und Philosophen, für Neurologen, Feministinnen und Mediziner. Kurzweilig und anekdotenreich macht sich der englische Philosoph Simon Blackburn auf die Suche nach der Wollust. Blackburn streift durch die Geschichte und durch die unterschiedlichsten Terrains. Er nimmt sich die Beziehungen zwischen Wollust und Prostitution oder Pornografie vor oder die Studienergebnisse der Evolutionspsychologie. Dabei gelingt es ihm überzeugend und amüsant, die Wollust von ihrem schlechten Ruf zu befreien und als "Lebenslust" umgedeutet und zum eigentlichen Antrieb allen Lebens zu erklären.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.11.2008

Das Augenzwinkern, mit dem Simon Blackburn in seinem Buch Sex als oberstes menschliches Bedürfnis und zugleich als Sünde ausgibt, ist Rezensent Gustav Falke nicht entgangen. Falke folgt dem Autor bei seinem Versuch, uns mit Hilfe philosophie- und kunstgeschichtlicher Exkurse das schlechte Gewissen auszureden. Spätantike Männerbünde wie auch postmoderne Frauengruppen würde Falke allerdings gerne in Schutz nehmen vor den Schuldzuweisungsversuchen des Autors. Nicht zuletzt auch angesichts von Blackburns Beschreibungen gelingender Sexualität wird der Rezensent den Verdacht nicht los, dass es eigentlich um etwas ganz anderes geht als um die Sündhaftigkeit von Wollust, nämlich um die geheimen Bedürfnisse dahinter - Macht oder Sicherheit zum Beispiel. Falke jedenfalls ahnt: Das Natürliche, nicht das Geistige, als Natürliches zu behandeln, wäre die Aufgabe; und die Liebe wäre eine Voraussetzung dafür.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.10.2008

Viel Freude hatte Rezensentin Sigrid Neudecker an diesem philosophiegeschichtlichen Ritt des Cambridger Philosophieprofessors durch die Angst vor Wollust und Begehren in den letzten zweitausend Jahren. Das liegt, wie ihre Ausführungen nahelegen, auch an Simon Blackburns recht unverkrampftem Umgang mit seinen Quellen, dem christlichen Philosophen Augustinus beispielsweise und seinen Überlegungen, ob Adam und Eva ihre Geschlechtsorgane bereits vor dem Sündenfall "einschlägig" benutzt hätten. Aber Blackburn kann bei der Rezensentin auch mit Gründlichkeit punkten. Am Ende ist sie allerdings ein wenig erschöpft von soviel geschilderter Lustfeindlichkeit, und empfiehlt, die "Wollust" nun auch "außerhalb der Buchdeckel" wiederzuentdecken.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.10.2008

Eingenommen zeigt sich Wilhelm Trapp für diesen Essay über die Wollust, die der Philosoph Simon Blackburn vorgelegt hat. Er findet darin einen "kulturgeschichtlichen Streifzug", der sein Thema nie aus dem Blick verliert und ohne falsche Scham, aber nie schlüpfrig darstellt. Vor allem aber sieht er in dem Essay eine Verteidigung der Wollust gegen ihre Feinde in Tradition und Gegenwart, ein Plädoyer für den "wilden Zwilling der braven Liebe" (Trapp). Er lobt den Text als lebendig, klar, unterhaltsam. Einen "besseren Anwalt" der Lust als Blackburn kann er sich kaum vorstellen. Er macht auch auf den Hintergrund, vor dem das Buch geschrieben ist, aufmerksam: den amerikanischen Neopuritanismus. Der Sittenkonflikt, der hier erahnbar ist, hat in seinen Augen doch "exotische Züge". Nichtsdestoweniger schätzt er das Buch als "vergnüglichen, klugen, gewinnbringenden Essay".
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