Spätaffäre

311 Gottesdefinitionen

Vorschläge zum Hören, Sehen, Lesen. Wochentags um 17 Uhr
29.04.2014. Auf Bayern2 sucht mit Valère Novarina nach dem "Fleisch des Menschen" und stößt auf den unbekannten Gott. arte porträtiert "Fotografen gegen Apartheid". Rue89 stellt neue Instrumente vor. Und in The New Republic geißelt Vladimir Nabokov die schlimmsten Sünden des Übersetzers.

Für die Ohren

Tom Mustroph besprach heute in der Welt zwei Berliner Aufführungen des Schweizer Theaterautors, Regisseurs, Malers und Schauspielers Valère Novarina. Dessen "Macht über die Sprache" bewunderte Mustroph so, dass wir neugierig wurden und nach einem Hörspiel von Novarina suchten. Beim Bayerischen Rundfunk fanden wir Leopold von Verschuers Produktion von Novarinas "Dem unbekannten Gott". Das Stück ist ein zentrales Kapitel aus Novarinas dramatischem Werk "La Chair de l'homme (Das Fleisch des Menschen)" aus dem Jahr 2005: "Es besteht aus einer Aufzählung von 311 Gottesdefinitionen. Ein nicht endender Versuch, das Unaussprechliche in Worte zu fassen, der an die Grenzen des Denk- und Formulierbaren führt und ein schillerndes Kaleidoskop freilegt", so der Programmtext. Und nicht beirren lassen: nur die ersten zwei Minuten sind auf Latein! Hier zum Nachhören. (80 Minuten)

Was ist eigentlich aus dem Aufruf der Schriftsteller gegen Massenüberwachung geworden? In der Redezeit auf WDR5 spricht die Autorin Juli Zeh mit Jürgen Wiebecke über digitale Repression. (30 Minuten)
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Für die Augen

Die Arte-Reportage "Fotografen gegen die Apartheid" beschäftigt sich mit dem Bang Bang Club. "Es ist die Geschichte eines Erfolges und einer Tragödie: Ken Oosterbroek, João Silva, Kevin Carter und Greg Marinovich waren Anfang 20, als sie in die schwarzen Townships zogen, um die Gewalt dort zu zeigen. Das hatte vor ihnen noch kein weißer Fotograf gewagt. Die Fotojournalisten wurden mit dem World Press Foto Award ausgezeichnet. Doch nur zwei von ihnen überleben." (Video-Start - 55 Min.)
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Stichwörter: Apartheid

Für Sinn und Verstand

In der NZZ bespricht heute Felix Philipp Ingold die Vorlesungen Vladimir Nabokovs über russische Literatur. Als Ergänzung empfehlen wir in The New Republic diese Originalvorlesung von Nabokov (auf Englisch) über die schlimmsten Sünden, die man beim Übersetzen russischer Erzählungen begehen kann. Hier der Anfang: "Three grades of evil can be discerned in the queer world of verbal transmigration. The first, and lesser one, comprises obvious errors due to ignorance or misguided knowledge. This is mere human frailty and thus excusable. The next step to Hell is taken by the translator who intentionally skips words or passages that he does not bother to understand or that might seem obscure or obscene to vaguely imagined readers; he accepts the blank look that his dictionary gives him without any qualms; or subjects scholarship to primness: he is as ready to know less than the author as he is to think he knows better. The third, and worst, degree of turpitude is reached when a masterpiece is planished and patted into such a shape, vilely beautified in such a fashion as to conform to the notions and prejudices of a given public. This is a crime, to be punished by the stocks as plagiarists were in the shoebuckle days."




Auf Rue89 stellt Yohav Oremiatzki sechs neue Instrumente vor, darunter das Karlax (Foto), die Baumgitarre und die saitenlose Harfe, aber auch eine App, die Alltagsgeräusche in Musik verwandeln
kann. Während das Karlax aussieht wie eine Mischung aus Klarinette und Laserpistole und den Datenaustausch zwischen verschiedenen elektronischen Geräten erlaubt, hat die saitenlose Harfe ihre traditionelle Form zwar behalten, ist aber eine Art Bewegungsmelder. "Die Harfe ist mit einer 3D-Kamera verbunden. Sie funktioniert wie eine Webcam, aber es wurden Infrarot-Sensoren hinzugefügt, um die Position der Daumen zu orten, wie bei den Spielkonsolen. Das Sichtfeld der Kamera ist eingeschränkt, man hat nur die Töne von zehn Saiten. Fügt man ihr eines Tages jedoch Kameras auf die Gesamtharfe hinzu, ist man in der Lage, den Klang sämtlicher Saiten wiederzugeben."