Bernard Stiegler

Technik und Zeit

Der Fehler der Epimetheus
Cover: Technik und Zeit
Diaphanes Verlag, Zürich 2009
ISBN 9783037340127
Kartoniert, 357 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Ronald Voullie. Lange Zeit hat die Philosophie die Frage nach der Technik zu stellen versäumt, als sei sie es nicht wert, gedacht zu werden. Die Technik als Horizont jeder künftigen Möglichkeit und jeder Möglichkeit des zukünftigen Werdens ist Gegenstand von Stieglers auf drei Bände angelegtem Magnum opus, dessen erster Band nun vorliegt. Zentral für Stieglers Überlegungen ist die vergessene Figur des Epimetheus, des Zwillingsbruders von Prometheus: Prometheus hat den Göttern das Feuer gestohlen und sie beim Opfer betrogen. Dieses war notwendig, weil zuvor Epimetheus den Fehler begangen hatte, die Menschen nicht mit den Gaben auszustatten, die sie zum Überleben brauchen. Der Mensch lebt seitdem im Zwiespalt von epimetheia, dem im Nachhinein nachdenken, und prometheia, der Vorausschau.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.06.2010

Dem Rezensenten heideggert es entschieden zuviel in diesem im Original bereits 1994 erschienenen Band des Philosophen Bernard Stiegler. Heideggers gewöhnungsbedürftige Begrifflichkeit ist aber nicht das einzige, was Johannes Thumfart an diesem Buch missfällt. So anregend ihm Stieglers "Ursprungserzählung" der Technik als Abwandlung des Mythos von Epimetheus, in der Stiegler der Technik eine unwiderstehliche Eigendynamik zuspricht, zunächst auch erscheint, so enttäuschend stellt sie sich ihm dar, als er dahinter kommt, wie lang die Rezeptionsgeschichte des epimetheischen Mythos tatsächlich ist, an die der Autor stillschweigend anknüpft. Schon bei Lukrez und Thomas von Aquin entdeckt der Rezensent das von Stiegler verwendete Motiv der menschlichen Unbestimmtheit, in die die Technik gleichsam wie der Blitz fährt und sich den Menschen Untertan macht, nicht umgekehrt. Und wie Heidegger an der Behebung der Seinsvergessenheit scheitert, meint Thumfart, scheitert Stiegler an der Behebung der Technikvergessenheit.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.08.2009

Als eine "Philosophie der Maschinen" versteht Joseph Hanimann die Überlegungen zur Technik von Bernard Stiegler, die, im Original 1994 erschienen, nun in deutscher Übersetzung vorliegen. Stieglers Rang kann Hanimann noch nicht recht abschätzen, er hebt jedoch hervor, dass sich Stiegler in der Tradition von Heideggers Auseinandersetzung mit dem Wesen der Technik befindet. Den zentralen Gedanken sieht er in der Eigendynamik, die die technischen Erfindungen des Menschen entwickeln. Besonders hebt er in diesem Zusammenhang die Frage nach dem Zusammenhang einer vom menschlichen Willen abgekoppelten Realität der Maschinen mit der Menschengeschichte. Nicht alle Autoren, die Stiegler heranzieht - neben Heidegger unter anderem Leroi-Gourhan, Rousseau, Freud, Husserl, Derrida, Gilbert Simondon - scheinen Hanimann für die Argumentation zielführend. Insgesamt hätte er sich die Analysen etwas "straffer" gewünscht. Zugleich aber findet er es am "überzeugendsten" im "Durcheinander der Einzelanalysen". Lobend äußert er sich besonders über die Leistung der Übersetzer.
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