Tao Lin

Taipeh

Roman
Cover: Taipeh
DuMont Verlag, Köln 2014
ISBN 9783832197667
Gebunden, 288 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Stephan Kleiner. Paul, 25, lebt als Schriftsteller im New Yorker Stadtteil Williamsburg, und sein Leben dreht sich im Kreis. Phasen, in denen er nichts anderes tut, als seine Internetpräsenz in Endlosschleife zu aktualisieren, wechseln sich mit exzessiven Liebesabenteuern und Drogenexperimenten ab. Im Dauerrausch der Existenz treibt er nach Taipeh, zu den Wurzeln seiner Familie, und in die Arme von Erin, mit der er die vielleicht ungewöhnlichste Liebesbeziehung der Literaturgeschichte eingeht. Pauls Odyssee ist ein Irrweg zu sich selbst, die beispielhafte Suche eines hochmodernen Menschen nach Wahrheit und Aufrichtigkeit.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.03.2015

Bei Vergleichen des Autors mit Kafka, Musil und Hemingway geht Carsten Hueck der Hut hoch. Was der Blogger Tao Lin hier als Roman anbietet, ist für Hueck tatsächlich nicht viel mehr als ein aufgeblasenes Blog. Plot, Spannungsbogen, Figurenentwicklung, Stil - Fehlanzeige. Alles, was der Autor hier unternimmt, so der Rezensent, ist die (mitunter allzu) detailgenaue Abbildung (s)einer Online- und Drogen-Existenz. Unsere schöne neue fragmentierte Welt gewinnt dabei für Hueck zwar durchaus Gestalt, so viel neurotischen Narzissmus verträgt der Rezensent allerdings schlecht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.12.2014

Florian Kessler versucht zu ergründen, warum Tao Lins Roman "Taipeh" von den Kritikern als langweilig und enervierend verrissen wurde, während Karl-Ove Knausgards Mammut-Autobiografie geradezu existenzielle Dringlichkeit attestiert bekam. Beide "Selbstbespiegelungen" erzählen so undramaturgisch und vollständig wie möglich von ganz gewöhnlichen Alltäglichkeiten. Kessler glaubt nicht, dass der Unterschied darin liegt, dass Tao Lin einfach nur kunstlos von Banalitäten erzählt, während es bei Knausgard nur so scheine. Er erkennt einen wichtigen Unterschied vielmehr darin, dass bei Knausgard die Literatur das unbestrittene Zentrum aller Erfahrung ist, während es bei Tao Lins die Timelines seiner sozialen Netzwerke sind. Am Ende vermutet Kessler gar, dass bei Knausgard eine unerfüllbare Sehnsucht nach analoger Wahrheit zum Ausdruck komme, während Tao Lin - ebenso sinnlos - die "digitale Wahrheit" suche.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 13.09.2014

Langweilig findet Klaus Nüchtern den dritten Roman von Tao Lin. Lins Figuren dauernd beim Koksen, Bierkaufen und E-Mail-Checken zuzusehen, hat er schon nach wenigen Seiten über. Darüber hinaus aber scheint das Buch nicht viel anzubieten. Oder doch? Nein, keine Ironie oder gar Humor, wie Nüchtern versichert. Aber dann und wann etwas Wissenschaftsjargon und den inflationären Gebrauch des Adverbs "vage".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.09.2014

Moritz Scheper kann die große Begeisterung der amerikanischen Buchkritik für Tao Lins "Taipeh" kaum nachvollziehen, das Buch sei höchstens als Symptom spannend, als etwas "radikal Zeitgenössisches", das man vielleicht mit einer unsteten, heranwachsenden Generation von Netzbewohnern in Zusammenhang bringen könne, die aus langweiliger Authentizität etwas ziehen mögen, so der Rezensent. Scheper jedenfalls hält von der kontinuierlichen Innenschau eines weitestgehend banalen Gefühlslebens, wie Lin sie anbiete, nicht viel.