Thomas Mann

Königliche Hoheit

Große kommentierte Frankfurter Ausgabe, Band 4/1-2. Text und Kommentar in einer Kassette
Cover: Königliche Hoheit
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783100483218
Gebunden, 1084 Seiten, 72,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Heinrich Detering in Zusammenarbeit mit Stephan Starchorski. "Man führt, möchte ich sagen, ein symbolisches, ein repräsentatives Dasein, ähnlich einem Fürsten, - und, sehen Sie: in diesem Pathos liegt der Keim zu einer ganz wunderlichen Sache, die ich einmal zu schreiben gedenke, einer Fürsten-Novelle, einem Gegenstück zu 'Tonio Kröger', das den Titel führen soll: 'Königliche Hoheit'." Im Dezember 1903, anderthalb Jahre vor Beginn der Niederschrift, wußte Thomas Mann bereits, wie er dieses "Lustspiel in Romanform" nennen würde, das ihn bis zum Februar 1909 beschäftigte. Liebenswürdig im Ton, mit einer gewissen Neigung zur Parodie, erzählt er die Geschichte einer kleinen Residenz vor dem Ersten Weltkrieg, vom lebensfreudigen Prinzen Klaus Heinrich, der sich in der zeremoniell wie wirtschaftlich starren Welt seines Hofes plötzlich mit der so gänzlich anderen, der pragmatischen Sicht der Dinge des amerikanischen Milliardärs Samuel N. Spoelmann und vor allem seiner Tochter Imma konfrontiert sieht. Sie gewinnen beide Vertrauen zueinander und finden - nachdem er gelernt hat, sich den "wirklichen Studien über die öffentliche Wohlfahrt" zu öffnen, seinem Staat also, durch die Eheschließung mit ihr die dringend benötigten Finanzen zu sichern - miteinander "ein strenges Glück".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.08.2005

Es ist eindeutig Begeisterung, die einem aus den Zeilen des Rezensenten Manfred Koch entgegenschlägt. Denn sowohl an Thomas Manns zweitem Roman "Königliche Hoheit" als auch an der Darreichungsform von Heinrich Deterings Neuedition hat er nicht das Geringste auszusetzten. Das Besondere am Roman, wie Koch zunächst erläutert, sei die Liebe, die Mann selbst ihm entgegenbrachte, eine Liebe, die jedoch auf Unverständnis seitens der Kritik stieß. Diesem Unverständnis wisse Detering in seinem 640 Seiten starken Kommentarband zu begegnen, und es gelinge ihm in seiner "vorzüglichen genetischen Interpretation" aufzuzeigen, dass Mann das "Aschenbrödel" unter seinen Romanen mit gutem Recht "Mein Bienenstock, mein Kunstgespinst, mein kluger Fuchsbau" nannte. Aus dem Kommentar erschließe sich der Roman, der als Manns erster - wenn auch nicht in thematischer Hinsicht - "musikalischer Roman" gelten könne, als regelrechte "Partitur". In der Tat, so der Rezensent, kompensiert Mann seine mangelnde Erfindungsgabe durch die kunstvolle Ausgestaltung einer Leitidee ("die exzentrische Position des Künstlers in der Gesellschaft" und deren Ähnlichkeit mit der eines Prinzen) durch eine strenge Verquickung von Sequenzen, was zu einem "extremen Anspielungsreichtum" führe. Den literarischen Werk-Kontext zum Verständnis des Romans liefern die von Terence Reed zusammengetragenen und knapp, aber stets anregend kommentierten Novellen, die Mann während der Enstehungsjahre der "Königlichen Hoheit" verfasst hat. Insgesamt, so das Fazit des vollkommen glücklichen Rezensenten, bietet diese Neuedition der "Königlichen Hoheit" einen "präzisen Einblick in die Ideenwerkstatt Thomas Manns während der Jahre vor 1914".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.06.2005

Als "Ereignis" feiert Rezensent Wolfgang Schneider das Erscheinen von Thomas Manns Roman "Königliche Hoheit" samt umfangreichem Kommentar in der Großen Frankfurter Ausgabe. Die Leistung des über sechshundert Seiten starken Kommentarbands kann Schneider nicht genug loben, zumal "Königliche Hoheit" bisher mit Skepsis betrachtet und von der Forschung eher stiefmütterlich behandelt wurde. Heinrich Deterings Kommentar bietet zur Freude Schneiders nicht nur Information- und Materialsammlung, sondern auch eine "glänzend zu lesende" Einführung in den Roman und seine Wirkungsgeschichte sowie ein Plädoyer für das "unterschätzteste Werk" Manns. Für Schneider ist klar: dieser Roman ist "etwas für Kenner". Neben reizvollen Bezügen zu späteren Großwerken findet er darin zahlreiche autobiografische Spuren. Als "faszinierendes Grundmotiv" des Romans nennt er dessen "Hunger nach Wirklichem". Schneider legt dar, wie Mann hier zum ersten mal in großen Maßstab über die persönliche Erfahrung hinaus Wissensbestände angezapft und seine Technik des quellengestützten Schreibens perfektioniert hat. Hinter der "operettenhaften Haupthandlung" entdeckt Schneider einen "großen Roman der Stigmatisierung". Er würdigt die erzählerischen Finessen Manns, etwa seine an Fontane geschulte Dialogregie, um schließlich über die Aufnahme des Buchs bei der Kritik, die wenig damit anfangen konnte, und bei Publikum, wo es ein großer Erfolg war, zu berichten.
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