Otto Flake

Hortense oder Die Rückkehr nach Baden-Baden

Roman
Cover: Hortense oder Die Rückkehr nach Baden-Baden
S. Fischer Verlag, Zürich 2003
ISBN 9783596121380
Gebunden, 509 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Mit einem Nachwort von Gert Ueding. Vitalität, frecher Eigensinn und ein gewinnendes Wesen - das sind die Waffen, mit denen Hortense von Wierssen die Welt des 19. Jahrhunderts erobert. Vor einer standesgemäßen Vermählung läuft sie davon und ihr Weg führt sie auch nach New York, Brüssel, London und Paris. Sie durchlebt eine Reihe von Beziehungen, Entführungen sowie Irrungen und Wirrungen. Als Zeitzeugin der europäischen Geschichte empört sie sich u. a. mit Kaiserin Sissi über die Zwänge des österreichischen Hofes und findet Aufnahme in den Kreis um Iwan Turgenjew. In ihrer Lebensmitte kehrt sie in die alte Heimat zurück - als kritische Einzelgängerin, die nun Weltbürgertum und Lebensklugheit zu vereinen weiß.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.03.2004

Otto Flake, schreibt Rainer Moritz, ist vergessen und wird es wohl bleiben, trotz der ehrenwerten Bemühungen des Manesse-Verlages um diesen Autor. Das hat Moritz zufolge weniger mit der Qualität von Flakes Prosa zu tun, als mit dessen für die literarische Moderne unzeitgemäßen Erzählstil. Frei von Perspektivwechseln und anderen seinerzeit neuen Techniken fließt der Strom der Erzählung in dem 1933 erschienenen Roman dahin, immer schön chronologisch entlang von mehr als 60 Jahren Lebens- und Zeitgeschichte: die Erlebnisse der Adligen Hortense von Wierssen in Brüssel, London, Amerika und schließlich Baden- Baden und die historischen Einschnitte von 1848 und 1870/71, das gesellschaftliche Leben in den Salons, geerdet in historischem Boden. Der Rezensent erkennt den Wert des Buches an, ohne Tadel, aber auch ohne Begeisterung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.12.2003

"Am Ende, beim Zuschlagen, fragt man sich betroffen: Warum hat man uns von diesem Autor nie erzählt?" Gustav Seibts Besprechung von Otto Flakes "Hortense" ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die Wiederentdeckung des "bedeutenden" Schriftstellers. Seibt wundert sich, warum Flake seit der von Rolf Hochhut betreuten, aber unvollständigen Werkausgabe 1973 so vernachlässigt wurde und freut sich umso mehr über die Neuausgabe seines besten Werks, seines "piece de resistance". 1933 erschienen, belege es, dass Flake entgegen der vorherrschenden Meinung nichts mit den Nazis zu schaffen gehabt hat. Seibt lobt das Buch als "Wunderwerk des historischen Kolorits", das ein Panorama der kosmopolitischen Gesellschaft unmittelbar vor dem endgültigen Sieg des Nationalismus zeichne. Gehalten in einem Ton "gefühlvoller Lakonie" a la Stendhal verwebe Flake die Freiheit der Frau und den Reichtum der europäischen Gesellschaft in eine "Nervenprosa eigenster Art". Gleichzeitig kühl und melancholisch sei es ein Bildungsroman nach französischem Muster, der Seibt gezeigt hat, wie jede Lebensstufe schmerzlich neu erlernt werden muss.
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