Mathias Brodkorb (Hg.)

Singuläres Auschwitz

Ernst Nolte, Jürgen Habermas und 25 Jahre
Cover: Singuläres Auschwitz
Adebor Verlag, Banzkow 2011
ISBN 9783980937597
Gebunden, 179 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Im Jahre 1986 entbrannte zwischen dem Historiker Ernst Nolte und dem Philosophen Jürgen Habermas ein Streit, der große Teile der Bundesrepublik Deutschland bewegte und bis heute nachwirkt. Im Zentrum der damaligen Auseinandersetzung stand die Frage, ob Auschwitz ein historisch einzigartiges und alle bisherigen Dimensionen menschlicher Erfahrung sprengendes Ereignis gewesen sei oder nicht. Angesichts der Tatsache, dass die Fragen nach der Singularität von Auschwitz sowie der Bedeutung des Holocaust für die deutsche Nachkriegsidentität an Aktualität nichts eingebüßt haben, ziehen Autoren 25 Jahre nach dem "Historikerstreit" zwischen Ernst Nolte und Jürgen Habermas Bilanz. Die Autoren: Mathias Brodkorb, Egon Flaig, Jürgen Kaube, Christian Meier, Ernst Nolte, Alan Posener, Jörn Rüsen, Heinrich August Winkler, Wolfgang Wippermann.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.08.2011

Rezensent Rudolf Walther hält wenig von Mathias Brodkorbs Rückblick auf den Historikerstreit. Es sind insbesondere die gegen Jürgen Habermas gerichtetenVorwürfe des Herausgebers und des ebenfalls zu dem Band beitragenden Historikers Egon Flaig, die den Rezensenten auf die Palme bringen. Brodkorb habe Habermas erfolglos zur Mitarbeit an dem Band eingeladen, informiert Walther. Weil der aber nicht mitmachen wollte, müsse er sich nun anhören, den von ihm selbst geforderten "herrschaftsfreien Diskurs" zu verweigern. Lächerlich findet das der Rezensent und ist überzeugt, Brodkorb habe Habermas entweder nicht gelesen oder nicht verstanden. Denn der Begriff bezeichne "eine notwendige, idealisierende Voraussetzung kommunikativen Handelns", wie wir von Walther erfahren, enthalte aber keineswegs die moralisch-normative Dimension, die Brodkorbs "Küchenpsychologie" ihm andichte. Entrüstet ist der Rezensent zudem angesichts der "bodenlosen Behauptung" Brodkorbs und Flaigs, Habermas habe mit dem sogenannten "Singularitätsdogma" jedweden Vergleich des Holocaust mit anderen historischen Verbrechen quasi verboten. In der Sache falsch und im Tonfall absolut daneben sei diese Unterstellung, erbost sich der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.07.2011

Rezensent Gustav Seibt hat den Historikerstreit miterlebt, wie er berichtet, und ist ihm bereits damals mit einigem Unverständnis begegnet. Heute könne man ihn vor allem deswegen ad acta legen, weil mittlerweile Antworten auf die damals erörterten Fragen vorlägen: die nach der Singularität des Holocaust und die nach dem Verhältnis der Deutschen zu ihrer Geschichte. Und diese Antworten, gegeben einerseits von der Wissenschaft, andererseits von einer lebendigen Gedenkkultur, verliefen quer zu den damaligen Frontlinien, wie Seibt feststellt. Die von Mathias Brodkorb angestrengte erneute Betrachtung des Historikerstreits hält der Rezensent dennoch für gerechtfertigt. Mehr noch: Er erklärt den nachgeborenen Herausgeber zum "Diskursmeister", der ein "steiles Ergebnis" vorweisen kann. Der Band decke entscheidende Mängel der Debatte auf, vor allem ihre Blindheit für die osteuropäischen Leidenserfahrungen. Darüber hinaus lege Brodkorbs Analyse entscheidende Versäumnisse in der Argumentation der damaligen Protagonisten Ernst Nolte und Jürgen Habermas frei. Einspruch erhebt der Rezensent allerdings gegen die von Egon Flaig beigesteuerte  These, der Streit sei von den Medien gelenkt worden. Im Gegenteil erinnert sich der Rezensent an eine "erfreuliche Akademisierung des Feuilletons."
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