Daniel Pennac

Schulkummer

Cover: Schulkummer
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2009
ISBN 9783462040722
Gebunden, 288 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Eveline Passet. Er war selbst ein schlechter Schüler, einer von denen, die wie versteinert und mit dumpfem Hirn vor einem leeren Blatt sitzen oder auf Fragen mit Clownerien reagieren. Dennoch schafft Daniel Pennac schließlich das Abitur und wird - Lehrer. Aber er wird ein Lehrer, der diese Verletzungen und Demütigungen nie vergessen hat und der weiß, was es bedeutet, eine Niete zu sein. Und was es für diese Niete bedeutet, liebevolle Lehrer zu finden, die Verständnis haben und die Blockaden im Kopf lösen. Er erzählt von seiner eigenen Schulzeit und von den Stunden, die er später als Lehrer gibt, von seinen zum Teil ungewöhnlichen Methoden, um bei seinen Schülern Begeisterung fürs Lernen zu wecken.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.09.2009

Angetan zeigt sich Rezensent Georg Renöckl von Daniel Pennacs Essay "Schulkummer", der in Frankreich mit dem Prix Renaudot ausgezeichnet wurde. Er bescheinigt dem ehemaligen Lehrer, das Phänomen des schlechten Schülers überzeugend zu erhellen, dabei auch über seine eigene Schülerbiografie zu berichten, aus seinem großen pädagogischen Erfahrungsschatz zu schöpfen und  Lösungsstrategien sowie gesellschaftliche Zusammenhänge zu besprechen. Wohltuend empfindet er, dass Pennac sich nicht als "Wunderdoktor" geriert, der auf alles eine Antwort hat. Mit Pennacs Auffassung von Schule als einem Ort der Bildung, bei der menschliche Reife ebenso wichtig ist wie die Noten, kann Renöckl durchaus etwas anfangen. Nicht nur hebt er die Liebe des Autors zu seinem Fach - französische Sprache und Literatur - hervor, sondern auch, dass dieser seine Schüler  bedingungslos ernst nimmt. Manche Kritik am Markenkult und am TV-Konsum scheint ihm dagegen zwar nicht falsch, aber auch nicht gerade neu. Gleichwohl gelingen Pennacs nach Ansicht Renöckls auch in solchen Zusammenhängen immer wieder brillante Passagen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.07.2009

Rezensent Alex Rühle ist beeindruckt und zu seinem eigenen Erstaunen geradezu gerührt von diesem Buch über das Versagen in der Schule und den Möglichkeiten jedes einzelnen Schülers oder Elternteils, sich von diesem Versagen nicht krank machen zu lassen. Seiner Meinung nach könnte das Buch pathetisch oder "leicht peinlich sein", weil die Liebe zu den Losern und Schulversagern auf der letzten Bank - Daniel Pennac gehörte zu ihnen - sich durch jede Zeile zieht. Doch die Erzählhaltung funktioniert. Nach Rühle liegt dies vor allem daran, dass Pennac nicht die Perspektive des Pädagogen einnimmt, als der er auch einmal gearbeitet hat, sondern mit dem Aufblick des "ironisch-freundlichen Schriftstellers" schreibt. Mit diesem Ansatz ist ihm ein Buch gelungen, das "viele Pädagogikwälzer" ersetzt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.07.2009

Hinreißend und hochpolitisch findet Rezensentin Susanne Mayer das Buch des französischen Lehrers und Schriftstellers Daniel Pennac über Schülerunglück und Wege seiner Behebung. Grundiert ist das Buch von Pennacs eigener Erfahrung als Schulversager, schreibt die Rezensentin. Dabei mische Pennac theoretische Betrachtungen mit eigenen Erinnerungen an die Schulzeit, berichte von Schülerglück und –leid, von seiner Angst und Einsamkeit und der endlichen eigenen Errettung durch einen Lehrer. Schreibt, wie er selbst als Lehrer später zuallererst versucht habe, seinen Schülern die Angst zu nehmen. Dabei beeindruckt die Rezensentin, dass bei Pennac jeder vorkommt, der Schlägerschüler, der Lehrer mit dem Burn-out-Syndrom, Mager- und Spielkonsolensüchtige. Pennac plädiere allerdings keinesfalls für eine sogenannte Kuschelpädagogik, sondern dafür, jedem einzelnen Schüler mit Interesse begegnen und ihn mit Enthusiasmus zu beseelen. Auch bewundert die Rezensentin Pennacs Selbstironie und die Leidenschaft, mit der er sich seines Themas angenommen hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2009

Dies Buch ersetzt "hundert Erziehungsratgeber", lobt Rezensent Christian Geyer das neue Buch des französischen Schriftstellers und ehemaligen Lehrers Daniel Pennac. Es handelt nicht etwa von Schule oder schlechten Schülern, zitiert der Rezensent den Autor, sondern von "Cancres", dem französischen Wort für schlechte Schüler, die die Schule nicht geradlinig, eher im Krebsgang durchlaufen - seitwärts, langsam im Verstehen. Das Buch sei Ratgeber (wohlgemerkt ein antipsychologischer und undogmatischer), autobiografische Skizze (Pennac war selbst ein "Cancre") und gleichzeitig eine Bekenntnisschrift: zum Cancre-Sein, zur Langeweile, zur Reduzierung der allgegenwärtigen Angst an Schulen. Pennacs langes Plädoyer für das Auswendiglernen findet der Rezensent so "fabelhaft", dass er es gleich selbst auswendig lernen möchte und bemerkt eingenommen: "Man freut sich, in der Fülle der Ich-weiß-wie-es-geht-Erziehungsbücher, die doch alle etwas von blinden Hühnern haben, auf diesen Paradiesvogel gestoßen zu sein."
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