Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld

Meine Lebensgeschichte

Zugleich als ein Sonst und Jetzt in einem Zeitraum von 55 Jahren. Autobiografie
Cover: Meine Lebensgeschichte
Taurus Verlag, Leipzig 2000
ISBN 9783980566940
Gebunden, 530 Seiten, 50,11 EUR

Klappentext

Erstveröffentlichung nach der Urfassung der Handschrift von 1832. Herausgegeben von Otto Werner Förster. Nach 168 Jahren ist die im Oktober 2000 erschienene Autobiographie ? mit Anmerkungen und umfangreichem Personenregister ? erstmals der Öffentlichkeit zugänglich. Für heutige Leser hat der Text wieder einen eigenen, einen besonderen Reiz. Er schildert Lebensumstände des ausgehenden 18. und des beginnenden 19. Jahrhunderts, zahllose Personen der Zeitgeschichte, wie etwa Kant, Goethe, Schiller, Wieland, Seume, Göschen, Jean Paul, Mitglieder des sächsischen Königshauses; er erzählt von Schneeberg, Leipzig, Dresden, Magdeburg, Weimar und Königsberg, von seinen Reisen in die Schweiz, nach Böhmen, Wien und Paris; und er vermittelt Zeitbilder, die Künstlertum und Kunstanschauungen immer im Zentrum haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.03.2001

Jörg Drews ist froh und dankbar für die Veröffentlichung der Autobiographie Schnorrs, denn sie illustriert, wie er findet, eine Seite deutschen Lebens der Goethezeit, die eben nicht an den "Weimarer Groß-Genien" orientiert ist. Schnorr, dessen Sohn als Maler viel bekannter wurde und der vor allem Porträtstiche und Illustrationen gemacht hat, werde mit diesem Buch auch als Autor schätzenswert und vermittele in seinen Aufzeichnungen ein "Bild der Zeit", lobt der Rezensent. Und wenn er ihn auch manchmal als gar zu "betulich" und "frömmlerisch-puritanisch" schilt, ist er insgesamt doch begeistert von der "freundlichen und offen staunenden" Erzählweise Schnorrs und er ist bereit "die Weitschweifigkeit" und die mitunter "bigotten" Einwürfe zu verzeihen. Und derart dankbar ist Drews für die Publikation, dass er den Kommentar und die Anmerkungen, die ihm eigentlich nicht ausführlich genug sind, gar nicht recht kritisieren mag.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.02.2001

Nach 168 Jahren wurde vergangenes Jahr das autobiografische Manuskript des Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld veröffentlicht. Durch die 560 Seiten der nicht redigierten Vorlage hat sich Rezensent Wolfgang Schuller gearbeitet. Für die Freizügigkeit, es bei der "(Un-)Orthografie" des Textes von Carolsfeld zu belassen, bedankt er sich bei dem Herausgeber. Durch das "mangelnde schriftstellerische Talent" Schnorrs werde in seinen Fehlern dessen sympathisch-lokale Färbung des Sachsen sichtbar. Man erhält biografische Informationen, erfährt, dass Schnorr einen ausgeprägten Sinn für Ungerechtigkeiten hatte und eine reiselustige Unruhe in sich trug. Der Rezensent verspricht, dass Schnorr neben "Wissenswertem über die deutsche Kulturgeschichte des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts" auch mit völlig unaffektierter Schnoddrigkeit amüsante Anekdoten über persönliche Begegnungen mit Größen seiner Zeit, wie z.B. Kant, Schiller und Goethe erzählt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.02.2001

Die Lebensgeschichte Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld, der als Maler die Miniatur bevorzugte, ist für den Rezensenten Benedikt Erenz keineswegs ein kleines, sondern ein "großes, bewegendes Gemälde geworden". Ein "Schatz", so führt der Rezensent aus, ist aus dem Archiv gehoben, der zwar "mager kommentiert", aber "wunderschön gestaltet" sei. Beeindruckt zeigt sich der Rezensent, wenn Immanuel Kant dem Maler beim Porträtieren die Verschiedenheit seiner Gesichtshälften erklärt oder die Völkerschlacht bei Leipzig mit all ihrem Elend dargestellt wird. Damit aber nicht genug sind es vor allem die "Kinderszenen", die diese Lebensgeschichte nach Meinung des Rezensenten zu einer lohnenden Beute für "Gender-Studenten" machen. Ob es dazu allerdings ausreicht, dass Schnorr von Carolsfeld "noch zur Generation der empfindsamen Väter" gehört, wie der Rezensent fast schon hinterherträumend formuliert?