Julius H. Schoeps

Das Erbe der Mendelssohns

Biografie einer Familie
Cover: Das Erbe der Mendelssohns
S. Fischer Verlag, 2009
ISBN 9783100736062
Gebunden, 496 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Von dem bedeutenden jüdischen Philosophen der Aufklärung Moses Mendelssohn bis zu den großen Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy und Fanny Hensel, geborene Mendelssohn-Bartholdy, von Dorothea Schlegel, geborene Mendelssohn, bis zu dem Wirtschaftsmagnaten Franz von Mendelssohn und dem bedeutenden Bankier und Sammler Paul von Mendelssohn-Bartholdy: Julius H. Schoeps schreibt eine so farbige wie lebendige Biographie dieser Familie und ihres Schicksals. Erstmals stellt er systematisch die Familienzweige Mendelssohn dar, schildert ihre Geschichte als Bankiers und Unternehmer mit internationalem Wirkungskreis bis Russland und Estland, untersucht ihre einzigartige Rolle als Sammler und Mäzene und beschreibt den von den Nationalsozialisten erzwungenen Niedergang der Familie in bislang unbekannten Details. Dank des Zugangs zu zahlreichen bisher unveröffentlichten Dokumenten und Materialien aus Privatnachlässen und Archiven können bislang umstrittene Sachverhalte geklärt werden. Eine ausführliche Zeittafel und ein Stammbaum ergänzen dieses Standardwerk.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.01.2010

Sehr interessiert hat Ulrich Kronauer diese Biografie der Mendelssohns von Julius H. Schoeps gelesen, der selbst mütterlicherseits mit der Familie verwandt ist, wie der Rezensent mitteilt. In vielen aufschlussreichen Details berichtet der Historiker über die Mendelssohns, vom berühmten Stammvater Moses Mendelssohn im 18. Jahrhundert bis 1938, als das Bankhaus Mendelssohn & Co, das 1938 von der Deutschen Bank übernommen wurde, stellt Osten fest (und betont, dass Schoeps diese Übernahme höchstens als "freundliche Arisierung" bezeichnen will). Schon der weit verzweigte Stammbaum vermittelt dem Rezensenten eine Vorstellung vom außergewöhnlichen "produktiven Potential" dieser Familie, die erstaunlich viele erfolgreiche Unternehmer, Bankiers und Künstler hervorgebracht habe, wie er betont. Osten hebt noch die Kapitel über Fanny und Felix Mendelssohn-Bartholdy und über die Sammlertätigkeit der Mendelssohns hervor, die offensichtlich besonders sein Interesse hervorgerufen haben, und zeigt sich mit dieser Familien-Biografie rundum zufrieden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.07.2009

Respekt! Hans-Jürgen Linke weiß genau, welche intellektuelle Herausforderung es darstellt, das anspruchsvolle Genre der Familien-Biografie auf die der Mendelssohns anzuwenden. Schließlich hat man es gleich mit jeder Menge Spezialgebiete zu tun, mit den religiösen Debatten der Aufklärung, der Reichsgründung, der Musik der deutschen Romantik und dem Bankwesen des 19. Jahrhunderts zum Beispiel. Wenn Julius H. Schoeps den Leser gleich zu Beginn schwer mit religiösen Themen traktiert und dazu einen anekdotischen Ton anstimmt, fühlt sich Linke nicht immer wohl. Besser geht es ihm mit dem Kapitel zu Felix Mendelssohn Bartholdy. Hier kann ihm der Autor historisches Wissen vermitteln, ohne zum Musikwissenschaftler zu werden. Zum weiteren Verständnis der komplexen Familienverhältnisse (allein die Namensvarianten!) hilft dem Rezensenten eine dem Band beigefügte Genealogie. Die Verflechtungen zwischen preußischer Wirtschaftsgeschichte und Berliner Stadtgeschichte zeigt der Autor Linke kenntnisreich auf, ohne je die religiösen Aspekte und besonders den jüdischen Kontext aus den Augen zu verlieren.