Philipp-Christian Wachs

Der Fall Theodor Oberländer (1905 - 1998)

Ein Lehrstück deutscher Geschichte
Cover: Der Fall Theodor Oberländer (1905 - 1998)
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783593364452
Gebunden, 533 Seiten, 39,88 EUR

Klappentext

Theodor Oberländer, Jahrgang 1905, gehörte zur akademischen Elite des Nationalsozialismus. Er leitete seit 1933 das Institut für Osteuropäische Wirtschaft in Königsberg und wechselte 1937 in das Amt Ausland/Abwehr der Wehrmacht. Bei der Besetzung Osteuropas war er federführend. 1953 wurde er unter Adenauer als Minister ins Kabinett berufen. Er war Anfang 50, als Ost-Berlin ihn in einem Schauprozess wegen Kriegsverbrechen zu lebenslanger Haft verurteilte. 1960 konnte ihn Adenauer deshalb nicht mehr als Minister halten. Philipp-Christian Wachs zeichnet erstmals das Porträt eines Mannes, der die junge Bundesrepublik mitgestaltet, doch ebenso die Schattenseite des neuen deutschen Staates mitverantwortet hat. Sein Leben war Teil der Geschichte beider deutscher Staaten und ihres Umgangs mit der Vergangenheit.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.01.2001

Zwar weiß Christoph Jahr durchaus zu schätzen, wie viel Material der Autor für diese Biografie zusammen getragen hat. Doch insgesamt läuft seine Rezension auf einen Verriss hinaus. Dies liegt vor allem daran, dass Wachs Theodor Oberländer nach Ansicht des Rezensenten zu sehr in die "Nähe des Widerstands" rückt. Sicher, Oberländer sei zu Unrecht eines Verbrechens beschuldigt worden, wie sich später herausgestellt hat. Doch deswegen könne man aus dem "Opportunisten Oberländer noch kein Opfer" machen, moniert Jahr. Dass Oberländer nur bedingt an Genoziden beteiligt gewesen war, liegt für den Rezensenten eher an einem Mangel an "Gelegenheit" und nicht daran, dass der Politiker dies prinzipiell abgelehnt hätte. Oberländer hat nach Jahr seine Taten während des Nationalsozialismus niemals bereut oder irgendein Zeichen von Anstand oder Integrität gezeigt. Dies wird nach Jahrs Ansicht in dieser Biografie überhaupt nicht zur Sprache gebracht. Davon abgesehen bemängelt der Rezensent ein schlampiges Lektorat, viele Schreibfehler und Wiederholungen sowie das Fehlen eines Personenregisters.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.12.2000

Ob der Fall Theodor Oberländer, des "wohl umstrittensten Politikers der jungen Bundesrepublik", Vertriebenenminister unter Adenauer, von dem jungen Historiker Phillip-Christian Wachs wissenschaftlich korrekt aufgearbeitet ist, ist nicht das zentrale Thema der Rezension von Thomas Urban. Der Rezensent beschränkt sich darauf, den Fall kurz zu schildern und die Ergebnisse der Untersuchung von Wachs vorzustellen. Danach war Oberländer zwar Antisemit, Antibolschewist und "Symbolfigur für den reibungslosen Aufstieg von Altnazis in die Machtelite in der Regierungszeit Adenauers", aber kein Mörder - als der er ja in der DDR verurteilt worden war. In diesem Punkt schließt Wachs sich der Einschätzung von Theodor Oberländer an, dass dieser einem Komplott östlicher Geheimdienste zum Opfer gefallen ist. Urban verweist auf die Aktualität der Studie im Zusammenhang mit der Wehrmachtsausstellung und lobt neben den inhaltlichen Anstößen auch die Strukturierung der Arbeit und die Fähigkeit des Autoren, das Thema "mit leichter Feder darzustellen".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.12.2000

Einen faszinierenden Fall aus der Zeit des Kalten Kriegs scheint Philipp-Chrsitian Wachs hier aufgerollt zu haben. Staadt referiert in seiner weitgehend positiven Rezension erstmal, um wen es hier geht: Theodor Oberländer, Vertriebenenminister unter Adenauer, dem das DDR-Regime 1960 in Abwesenheit einen Schauprozess wegen Vorbereitung eines Angriffskriegs machte. Staadt schildert in Anlehnung an Wachs` Buch, Oberländers Wirken in der Nazi-Zeit, wo er als "Ostwissenschaftler" zum Teil andere Konzeptionen der Bevölkerungspolitik in Osteuropa verfocht als die SS. Kritisch merkt Staadt hier allerdings an, dass Wachs Oberländer, der ein überzeugter Nazi war, ein wenig zu sehr zum Widerstandskämpfer hochstilisiere und gar an die Seite des Grafen Stauffenbergs stellen wolle. Ein Widerstandskämpfer war er aber nicht. Dies müsse man auch dann einsehen, wenn man eingesteht, dass die Vorwürfe der DDR-Justiz gegen Oberländer manipuliert waren. Dennoch bescheinigt der Rezensent dem Buch eine reiche Informationsfülle, vor allem was die juristischen Nachspiele von Oberländers Karriere anging.
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