Pascale Kramer

Autopsie des Vaters

Roman
Cover: Autopsie des Vaters
Rotpunktverlag, Zürich 2017
ISBN 9783858697592
Kartoniert, 176 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Andrea Springler. Ania hat ihren Vater jahrelang kaum gesehen. Da erreicht sie eines Tages ein Anruf seiner neuen Frau: Gabriel hat in der Nacht Selbstmord begangen. Der Freitod scheint im Zusammenhang mit dem Skandal zu stehen, den der als linker Intellektueller bekannte Radiojournalist ausgelöst hat, als er öffentlich Partei für zwei junge Einheimische ergriff, die an seinem Wohnort einen afrikanischen Sans-Papiers brutal ermordet haben. Als sich Ania zur Beerdigung in der Pariser Peripherie aufmacht, schlägt ihr in dem tief gespaltenen Dorf eine hasserfüllte Atmosphäre entgegen. Aber auch in ihrem alten Elternhaus stößt sie einzig auf Fremdheit und muss sich die Frage stellen, wie es dazu kommen konnte, dass ihr Vater eine solch unerträgliche Wendung vollzog. Pascale Kramer seziert in Autopsie des Vaters ein Land im Kippzustand.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.10.2017

Rezensentin Carola Ebeling wünscht der in Paris lebenden Schweizer Schriftstellerin Pascale Kramer auch hierzulande mehr Bekanntheit. Denn auch in ihrem neuen Roman "Autopsie des Vaters" beweist die Autorin einmal mehr ihr Gespür für feine "Zwischentöne", lobt die Kritikerin. Erzählt wird die Geschichte von Ania, die kurz vor dessen Selbstmord noch einmal auf ihren Vater trifft, der als einst linker Intellektueller Partei für die Mörder eines Migranten ergriff und sich dadurch in seinem Dorf isolierte, resümiert Ebeling. Wie Kramer das angespannte Verhältnis von Vater und Tochter in einzelnen Szenen durch Schilderung der Mimik, Gestik oder Kommunikation beleuchtet, hat die Rezensentin beeindruckt. Insbesondere aber staunt sie, wie geschickt die Autorin den privaten Konflikt mit der "gesellschaftlichen Dimension" verknüpft, dabei auch den Rechtsruck des Vaters nie eindimensional schildert und doch "subtil" Haltung bezieht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.10.2017

Eindringlich findet Rezensent Martin Zingg Pascale Kramers Roman, die Bestandsaufnahme einer Vater-Tochter-Beziehung und sogar eines ganzen Landes, wie Zingg erkennt, auch wenn die Autorin sich mit Anspielungen auf die politischen Veränderungen in ihrem Land zurückhält. Die tiefe moralische Hilflosigkeit und politische Spaltung Frankreichs aber schwingt laut Zingg mit, wenn die Protagonistin nüchtern das von Abgründen durchzogene Leben mit ihrem Vater rekapituliert. Die Sparsamkeit der erzählerischen Mittel und Konflikte und der moderate Ton im Buch haben den Rezensenten beeindruckt.