Wolfgang Schivelbusch

Die andere Seite

Leben und Forschen zwischen New York und Berlin
Cover: Die andere Seite
Rowohlt Verlag, Hamburg 2021
ISBN 9783498093976
Gebunden, 336 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Wolfgang Schivelbusch blickt auf die Zeiten seines Lebens zurück und formt daraus zugleich eine kulturgeschichtliche Biografie der Bundesrepublik. Ein Leben, das durchweg in Beziehung zu den USA gestanden hat: die GIs im Frankfurter Freibad, denen er als Kind bewundernd gegenüberstand, die Studentenrevolte und sein Aufbruch in das gritty New York von 1970 und das intellektuelle Leben dort, der Blick aus seiner Wohnung auf das World Trade Center bis zur Rückkehr nach Deutschland.  Schivelbusch bringt in diesem Buch die Themen zusammen, die ihn sein Leben lang beschäftigt haben: die Beziehung von Geist und Macht, die Kultur der Niederlage, Physiologie und Konsumtion. Als melancholisch-distanzierter Zeitzeuge beschreibt er den Weg aus der Eindeutigkeit der Nachkriegszeit zum existenziellen Unbehagen der Gegenwart auf beiden Seiten des Atlantiks. Das Buch ist Autobiografie und Zeitdiagnostik in einem.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.12.2021

Rezensent Alexander Cammann verknüpft seine Kritik dieses Buches mit einem Hausbesuch und einer umfangreichen Huldigung Wolfgang Schivelbuschs. Im brandenburgischen Blankenberg plaudert der Kritiker mit dem Literatur- und Kulturwissenschaftler über das Leben zwischen Berlin und New York, Begegnungen mit Susan Sontag, deutsche Kultur und amerikanische Politik, über all jene Themen also, die Schivelbusch auch in seinen Erinnerungen aufgreift. Allzu viele Worte verliert Cammann nicht über Schivelbuschs Autobiografie: "Unkonventionell" sei sie, erfahren wir, schon weil sie in Form eines Gesprächsbands mit drei Fragestellern daherkomme. Der Kritiker lässt sich aber gern auf das Experiment ein, folgt Schivelbuschs Analysen und Assoziationen, ebenso wie dessen Gedankenblitzen und "versponnenen" Abschweifungen. Schließlich erkennt er in dem Autor einen "Erben" der großen deutschen Denker der Zwanziger, Siegfried Kracauer etwa.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2021

Rezensentin Sonja Asal freut sich über ein neues Buch des Kulturhistorikers Wolfgang Schivelbusch. Die Gespräche im Band fördern laut Asal Erkenntnisse zum Werk des Autors zutage, schildern den Lebens-, Lese- und Schaffensweg des Wissenschaftlers und beschreiben Schivelbuschs Leben zwischen Deutschland und den USA, genauer New York. Der Assoziations- und Wissensschatz des Autors machen die Lektüre für Asal reichhaltig, so wenn Schivelbusch den amerikanischen Individualismus untersucht, die "Touristifizierung" New Yorks oder das Verschwinden der Bücher aus den Bbibliotheken. Ein durchaus nostalgisches Buch, findet sie, nur dass Schivelbein Nostalgie als analytische Kategorie begreift.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 05.11.2021

Rezensent Helmut Böttiger bekommt richtig Lust auf Bibliotheks- und Archivexzesse beim Lesen von Wolfgang Schivelbuschs gelehrsamer wie unterhaltsamer Exkursion. Die Essays des "Privatgelehrten" zeigen ihm, wie aufregend Kultur- und Geistesgeschichte abseits des akademischen Mainstreams sein kann. Ob der Autor sich selbst fragend und Antwort gebend nun an Peter Szondi erinnert oder Unterschiede zwischen den USA und Europa "instruktiv" auf den Punkt bringt - stets macht er Lust auf Erkenntnis, versichert Böttiger.