Joachim Riecker

Hitlers 9. November

Wie der Erste Weltkrieg zum Holocaust führte
Cover: Hitlers 9. November
wjs verlag, Berlin 2009
ISBN 9783937989570
Gebunden, 295 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Seit 1989 ist der 9. November für die Deutschen ein Tag der Freude. Doch für Adolf Hitler stand er im Mittelpunkt seines antisemitischen Wahns. "Die Juden würden bei uns vernichtet", sagte er im Januar 1939 zu einem ausländischen Gast. "Den 9. November 1918 hätten die Juden nicht umsonst gemacht. Dieser Tag würde gerächt werden." Anhand dieser und vieler anderer Quellen zeigt Joachim Riecker in seinem Buch, dass Hitler die Juden vor allem deshalb ermorden ließ, weil er davon überzeugt war, dass sie für die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg verantwortlich waren. Seit dem Frühjahr 1919 glaubte er, Deutschland habe den Krieg verloren, weil die Juden das deutsche Volk von innen "vergiftet" hätten. Bereits am 1. September 1939, dem Tag des Überfalls auf Polen, kündigte Hitler in seiner Reichstagsrede vor der deutschen Öffentlichkeit an, dass er die Juden mit Giftgas ermorden lassen werde: "Wer mit Gift kämpft, wird mit Giftgas bekämpft!" Mit der Ausrottung des europäischen Judentums wollte er den Zusammenbruch vom November 1918 sowohl rächen als auch rückgängig machen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.06.2010

Zu den Ursprüngen des Grauens hat Joachim Riecker mit seiner Studie "Hitlers 9. November" den Rezensenten Jürg Dedial geführt. Riecker untersucht die Frage, wie aus dem unauffälligen Heeresgefreiten Adolf Hitler dieser aggressiv nationalistische Politiker werden konnte, der in blindwütigem Antisemitismus Europa in Schutt und Asche legte. Den Keim für Hitlers psychopathisches Weltbild sieht Riecker im November 1918: Hitler habe zu denjenigen gehört, die die Niederlage des Kaiserreichs als Folge einer durch die Juden herbeigeführten "inneren Zersetzung" des Volkes auffassten; von hier an konnte er mit seiner Verachtung und Abneigung offen auftreten. Lückenlos und mit "großer sprachlicher Kompetenz" verfolge der Autor von diesem Punkt aus Hitlers Verschwörungstheorien bis zu ihrer letzten Konsequenz und biete so eine glänzende Chronik jener Jahre, lobt der Rezensent. Allerdings hätte er sich gewünscht, dass Riecker die antisemitischen Einflüsse auf den jungen Hitler noch etwas näher untersuchte. Dennoch sei die Studie eine methodisch "beeindruckende" Darstellung eines der unfassbarsten Phänomene des 20. Jahrhunderts.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.05.2010

Auf die Frage, wann Hitler begann, die Juden zu hassen, findet Henning Köhler in diesem Buch keine befriedigende Antwort. Joachim Rieckers These, die Hitlers antijüdischen Wahn auf die kollektive Psyche der Deutschen zurückführt, möchte der Rezensent lieber nicht folgen. Bar jeder historischen Begründung erscheint ihm dieser Versuch, Hitlers Judenhass mit der deutschen Niederlage zu begründen. Zumal der Autor laut Köhler auch noch mit Ungenauigkeiten und Unzulässigkeiten arbeitet, etwa der Vereinfachung der Parteienstruktur zu einem demokratischen und einem nationalistischen Lager.
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