Thomas Simon

Gute Policey

Ordnungsleitbilder und Zielvorstellungen politischen Handelns in der Frühen Neuzeit. Habil.
Cover: Gute Policey
Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783465033134
Kartoniert, 604 Seiten, 74,00 EUR

Klappentext

Jede Zeit hat ihre eigene Vorstellung davon, nach welchen Grundsätzen ein Gemeinwesen verwaltet und auf welche Ziele dabei hingearbeitet werden sollte. In der Frühen Neuzeit waren solche Leitbilder guter Verwaltung und Regierung unter dem Begriff der "Guten Policey" zusammengefasst. Die Lehre von der "Guten Policey" beinhaltete ein Ensemble von Strukturmerkmalen, die man für ein wohlgeordnetes Gemeinwesen für unerlässlich hielt. Darüber hinaus bot sie konkrete Anweisungen für das Regierungs- und Verwaltungshandeln, mit denen man die Respublica an diese Strukturmerkmale heranführen konnte. Es war die im Laufe des Hochmittelalters entstehende Literatur von der Politik, die jene Grundsätze einer guten Regierung ausformulierte und literarisch verarbeitete. Sie bildet die Quellengrundlage dieser Untersuchung, die den Wandel der politischen Leitvorstellungen im Laufe der Frühen Neuzeit bis an die Schwelle der Moderne nachzuzeichnen sucht. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach dem Hintergrund des rapide steigenden Steuerungsbedarfs, der sich in der stetig und rasch wachsenden Zahl policeylicher Normen niederschlägt, die durch die Gesetzgebung der frühneuzeitlichen Territorien hervorgebracht wurden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.07.2004

Rezensent Peter Blickle nutzt die Besprechung dieses Buches von Thomas Simon dazu, das neuerliche Interesse an der "Polizeiwissenschaft" - der Wissenschaft von der gesellschaftlichen Ordnung und ihrer Verwaltung, wie Blickle eine mögliche Übersetzung für heutige Ohren andeutet - im Kontext der näheren und weiteren Vergangenheit zu deuten. So sei in der jungen Bundesrepublik die Polizeiwissenschaft bereits als spezifisch deutscher Beitrag zur politischen Theorie des frühneuzeitlichen Europa entdeckt worden, dann aber unter der soziologisch-geisteswissenschaftlichen Kritik an der "Disziplinierung" verschwunden, um nun, da die Soziologie ihre Funktion als Leitwissenschaft verloren habe, wieder aufzutauchen: "Als mächtige Kohorte rücken die Polizeiforscher mit ihren Dissertationen und Habilitationen an, flankiert von einem ehrgeizigen Editionsunternehmen des Insel Verlags (Bibliothek des deutschen Staatsdenkens) und unter dem Schutz einer so renommierten Institution wie des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte." Aus dem, erfährt man, kommt auch der Autor des besprochenen Buches, das nach Ansicht Blickles vor allem zeigt, dass politische Theorie in der frühen Neuzeit für politische Entscheidungen einmal viel wichtiger war als heute - wo davon nur der Respekt für die Wirtschaftswissenschaften noch übrig geblieben sei. Inwieweit "Policey in ihrer theoretischen Variante" aber tatsächlich brauchbare Lösungsvorschläge hervorzubringen vermag, gibt Blickle zu bedenken, ließe sich nur ermitteln, wenn die Geschichte der Polizeiwissenschaft, anders als Simon, auch "die Realität" berücksichtigen, also auch noch erforschen würde, ob, und wie, "Polizeiwissenschaft" die gesellschaftliche Wirklichkeit tatsächlich "gestaltend verändern konnte".
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