Vorgeblättert

Leseprobe zu Robert Kindler: Stalins Nomaden. Teil 1

03.03.2014.
S. 232 ff

Hunger - Katastrophe und Neuordnung

Zwischen 1930 und 1934 kam mindestens ein Viertel der Bevölkerung Kasachstans ums Leben. Mehr als 1,5 Millionen Menschen verhungerten oder gingen an Krankheiten und Seuchen zugrunde. Das große Sterben begann, als die Vorräte aus den Aulen abtransportiert und die Tiere der Nomaden fortgetrieben worden waren. Überall das gleiche Bild des Elends: Ausgemergelte Kinder an den Bahnstationen, unbestattete Leichen am Wegesrand, blutige Auseinandersetzungen um einen Kanten Brot, zerfallende Familien, Kannibalismus.
     In der gesamten Sowjetunion hungerten die Menschen. Neben Kasachstan waren die Ukraine, der Nordkaukasus und die Wolgaregion am schlimmsten betroffen.(1) Die führenden Genossen um Stalin waren über die Situation stets genau informiert und versuchten, den Prozess zu steuern. Seit dem Frühherbst 1932 reagierten sie neben einer leichten Entschärfung der Beschaffungskampagnen mit einer ganzen Reihe von Politbürobeschlüssen, Hilfsprogrammen, personellen Rochaden, groß angelegten Bevölkerungsverschiebungen und Zwangsmaßnahmen auf die sich zuspitzende Lage. Auf mittlere Sicht erreichten die Bolschewiki damit vor allem eines: Aus der ohnehin schweren Hungersnot wurde eine verheerende Katastrophe. Die kasachische Gesellschaft zerbrach daran.(2)
     Die Krise erreichte ihren Höhepunkt, nachdem Maßnahmen zu ihrer Beendigung eingeleitet worden waren. Denn bei den Rettungsversuchen der Bolschewiki ging es nicht primär um Hilfe für die hungernde Bevölkerung, sondern darum, die kollabierende Ökonomie zu stützen und die soziale Kontrolle nicht zu verlieren. Dies waren die Probleme, die im "Staat der Arbeiter und Bauern" an erster Stelle standen. Die Erfüllung von Ablieferungsplänen und Kollektivierungsvorgaben hatte nach wie vor Vorrang und war der alleinige Maßstab für Erfolg oder Misserfolg von Funktionären und Staatsbediensteten.(3) Die Versorgung der Hungernden, zumal, wenn dazu Reserven angezapft werden mussten, die bereits für andere Zwecke vorgesehen waren, trat dahinter zurück.
     Das millionenfache Elend irritierte zwar auch manche Bolschewiki. Aber sie nahmen diese Opfer in Kauf. Denn aus ihrer Sicht bot die Erosion des Sozialen auch eine Chance. Sie bereitete den Boden für eine Ordnung der Abhängigkeit und der erzwungenen Subordination. Die Menschen konnten sich den Institutionen und Strukturen des sowjetischen Staates nicht mehr entziehen. Kooperation entschied über Leben und Tod. Insofern sowjetisierte die Hungersnot die kasachische Gesellschaft. Sie war zu gleichen Teilen Bedingung und Instrument bolschewistischer Herrschaftsdurchsetzung in der Steppe.


Dimensionen der Katastrophe

Die Hungersnot begann nicht schlagartig, und sie setzte auch nicht in allen Regionen Kasachstans gleichzeitig ein.(4) Bereits im Winter 1929/30 registrierten die Behörden, dass Fälle von "Auszehrung" und Mangelernährung signifikant zunahmen. Zur gleichen Zeit gab es bereits die ersten Hungertoten. Anfangs waren vor allem zwei Regionen vom Hunger betroffen: die agrarisch geprägten Kreise im Norden Kasachstans, in denen die Kollektivierungskampagne zuerst flächendeckend durchgeführt wurde und aus denen sich das Getreide vergleichsweise unproblematisch abtransportieren ließ, sowie die Gebiete im Westen der Republik, wo die Bevölkerung, unter anderem die Adajer, vom Getreideangebot auf den Märkten abhängig war. 1929 ließ sich Korn dort jedoch nicht mehr beschaffen.(5)
     Anfang 1930 häuften sich die schlechten Nachrichten auch in Nordkasachstan. Insbesondere im Gebiet Pavlodar verschlechterte sich die Situation innerhalb weniger Wochen massiv. Im Februar schlugen die Genossen Alarm: "Wir verfallen nicht in Panik […], aber das Büro des Gebietskomitees hält es für seine parteiliche Pflicht, der Parteiführung rechtzeitig zu signalisieren, dass die völlig reale Gefahr besteht, dass die gesamte Politik der Partei im Gebiet Pavlodar scheitert." Die Genossen berichteten von Dörfern, in denen nur noch Frauen lebten, weil die Männer auf der Suche nach Arbeit und Nahrung fortgezogen waren, und sie schrieben über einen so massiven Rückgang der Anbauflächen, dass sich die Versorgung nur durch den Ankauf von
Getreide in Sibirien sichern ließe.(6) Ähnliche Berichte gingen aus anderen Regionen ein. Im Juni 1930 schätzten die Behörden, dass in den nördlichen Regionen Kasachstans mehr als 100000 Menschen hungerten und dringend Nahrungsmittel benötigten. Allein im Gebiet Aktjubinsk waren demnach mehr als 40000 Menschen betroffen. Es traf keineswegs nur Kasachen; auch die russischen und deutschen Bauern litten bittere Not.
     Unablässig kamen Delegationen aus den Dörfern und Aulen in die administrativen Zentren und baten um Getreide. Verzweifelte Frauen bestürmten die Funktionäre, ihnen Brot zu geben. Mancherorts schlossen sich die Bittsteller zu wütenden Mobs zusammen und versuchten, Lager und Scheunen zu stürmen. Oft genug mussten sie erkennen, dass "ihr" Getreide bereits aus den Regionen abtransportiert worden war.(7) In einigen Orten stellten die Behörden angesichts der "zum Äußersten entschlossenen" Hungernden die Arbeit ein.(8) In Alma-Ata verfestigte sich hingegen der Eindruck, man werde von den Lokalverwaltungen mit Telegrammen über massive Versorgungsprobleme "bombardiert". Die Führung reagierte gereizt und forderte die Genossen zu Selbsthilfe und Eigeninitiative auf.(9) In diesen ersten Monaten der Krise bemühte man sich in Alma-Ata noch, die unterschiedlichen Fälle als isolierte Ereignisse hinzustellen, die in keinem unmittelbaren Zusammenhang miteinander stünden. Und es gab durchaus vereinzelte Versuche, bestimmten Gruppen ein Minimum an Unterstützung zukommen zu lassen.(10) Die lokalen Behörden wussten genau, wo Mangel herrschte und wie viel Getreide benötigt wurde, um die Bevölkerung zu ernähren.
     Bereits zu diesem Zeitpunkt, im Sommer 1930, zeichnete sich ein Mechanismus ab, der in den folgenden Monaten und Jahren dramatische Auswirkungen haben sollte: Im Gewirr der Kompetenzen und Zuständigkeiten versickerten nicht nur die Anforderungen aus den Regionen, sondern auch die Zuweisungen aus dem Zentrum. Auf dem Papier wurde den Hungernden durchaus Hilfe geleistet. Doch blieben solche Entscheidungen folgenlos, wenn die beauftragten Organisationen nicht über die erforderlichen Ressourcen verfügten oder diese bereits anderweitig verplant hatten. So erhielt etwa die kasachische Filiale von "Sojuzchleb" im Sommer 1930 den Auftrag, im Gebiet Petropavlovsk 30000 Pud Getreide zur Unterstützung der Bevölkerung auszugeben. Die Anweisung erfolgte in höchster Not; die örtlichen Behörden hatten bereits damit begonnen, ganze Bevölkerungsgruppen von der Versorgung auszuschließen. Die Zentrale bestätigte den Auftrag und wies das Gebietskontor an, das Getreide freizugeben, obgleich bekannt war, dass die Lager vor Ort leer waren. Auf die immer drängenderen Nachfragen aus der Region reagierte die "Sojuzchleb"-Zentrale mit dem Hinweis, alles sei in die Wege geleitet worden. Zugleich übte sie Druck auf ihre Petropavlovsker Filiale aus. "Auf diese Weise", hieß es resümierend in einem Bericht, "gab es anstelle einer realen Lösung dieser Frage lediglich ein telegrafisches Bockspringen."(11)
     Die führenden Bolschewiki konzentrierten sich auf anderes: die Planerfüllung bei den Getreideund Viehbeschaffungen, die schwierige Kollektivierung, die stockende Sesshaftmachung, die bewaffneten Auseinandersetzungen und die Massenabwanderungen. Vor der heraufziehenden Katastrophe verschloss man die Augen, ohnehin gefangen in einer Dynamik, die die Genossen selbst entfesselt hatten. Und zunächst schien es noch einmal gut zu gehen. Auch wenn alle wirtschaftlichen Indikatoren steil nach unten zeigten, sicherte die Ernte des Jahres 1930 das Überleben der meisten Steppenbewohner. Doch 1931 traten die Probleme erneut auf, nun aber in verschärfter Form. Die Ernte fiel entgegen allen Erwartungen wegen schlechter Witterung miserabel aus.(12) Vor allem für die unlängst sesshaft gewordenen Kasachen stellte dies eine tödliche Bedrohung dar: An ihre neu angelegten Felder gebunden, erwirtschafteten sie - wenn überhaupt - nur äußerst bescheidene Erträge. Sie besaßen weder nennenswerte Reserven für den Notfall, noch wussten sie, wie man als "Bauer" Krisenzeiten überstand. Isaev erklärte später, der Versuch, nomadische Regionen mit ihren trockenen Steppenböden per Federstrich in Agrarland zu verwandeln, zähle zu den wichtigsten Ursachen der Katastrophe.(13) Zudem erlebten die Viehhirten nun überall, dass es beinahe unmöglich war, Getreide aufzutreiben. An den Ablieferungsplänen aber wurde festgehalten. Die Nomaden begannen ihre Tiere zu schlachten. Auf diese Weise verzehrten sie innerhalb kurzer Zeit große Teile ihrer Existenzgrundlage. Den Rest erledigten Beschaffungskampagnen und Kolchosen: Das Krajkom propagierte die "vollständige Vergesellschaftung" des Viehs, ließ die Tiere in riesigen Herden zusammentreiben - und verhungern, da nicht ausreichend Futter zur Verfügung stand.(14) Im Sommer und Frühherbst setzten die massenhaften Abwanderungen der neu Angesiedelten ein.
     Selbst in agrarisch geprägten Regionen mit überwiegend europäischer Bevölkerung wurden die Kader nun nervös. "Das gesamte Getreide ist aus dem Kreis abtransportiert. Was werden wir säen?", fragte ein Agronom aus dem Kreis Ubagansk in einem Brief. Der verzweifelte Spezialist schloss sein Schreiben mit den Worten: "Ich habe diesen Brief in der Hoffnung geschrieben, dass das Kolchossystem und die Sowjetmacht nicht derart schwach und unaufmerksam sind, dass […] sie nicht so eine Misswirtschaft zulassen werden, dass einer der reichsten Teile der Steppe in eine leere, entvölkerte Grassteppe verwandelt wird."(15)
     1932 kam es zum völligen Zusammenbruch. Die Landwirtschaft kollabierte. Die letzten Reserven waren aufgezehrt, die Ernte fiel noch schlechter aus als im Vorjahr, und noch immer zogen die Bolschewiki Getreide und Vieh aus den Regionen ab.(16) Praktisch alle Regionen Kasachstans waren nun von der Not betroffen. Überall flohen die Menschen vor dem drohenden Hungertod. Die Steppengebiete Zentralkasachstans wurden nahezu entvölkert. Aus dem Kreis Zana-Arkinsk war bereits im Dezember 1932 über die Hälfte der Bevölkerung geflohen.(17) Im Gebiet Turgaj lebten nur noch rund 5000 Familien.(18) Und in einem Bericht aus dem Kreis Cubartavsk vom Januar 1933 hieß es: "Nach letzten Angaben sind im Kreis ungefähr 1500 Haushalte mit bis zu 7000 Menschen geblieben, aber in Verbindung mit der Verschärfung der Nahrungsmittelprobleme verstärkt sich die Abwanderung. Weil es im Kreis keine Getreidevorräte gibt, haben die Maßnahmen der Kreisorganisationen, die Abwanderung zu beenden, keine positiven Resultate erbracht. Die vorhandenen Vorräte an Saatgut sind trotz des Verbots des Gebietsexekutivkomitees bereits im November/Dezember als Lebensmittel verteilt worden."(19) Wohin die Einwohner Cubartavsks gezogen waren, wusste niemand zu sagen.
     Die ohnehin schlechte Kommunikation zwischen den administrativen Zentren und den Regionen brach vielerorts völlig zusammen. Vor allem im Winter, wenn Schneestürme tobten, waren ganze Kreise über Monate von jeglicher Verbindung zur Außenwelt abgeschnitten.(20) Was in den abgelegenen Regionen vor sich ging, davon hatte man in den Verwaltungszentren häufig nur vage Vorstellungen.(21) Die Zahl der Todesopfer ließ sich oft nicht einmal ungefähr abschätzen. Statistiken wurden ausgesprochen bruchstückhaft und selektiv geführt.(22) Die Zahlen in den offiziellen Berichten wurden dem unüberschaubaren Gesamtbild nicht in Ansätzen gerecht, vermittelten aber mit ihrer scheinbaren Exaktheit den Eindruck, die Katastrophe sei beherrschbar. So hieß es etwa in einem OGPU-Bulletin, dass in ganz Kasachstan zwischen Dezember 1931 und Oktober 1932 insgesamt "14549" Menschen an den Folgen des Hungers und damit verbundener Krankheiten gestorben seien.(23) Die genauen Zahlen sind auch im Nachhinein kaum zu ermitteln, da die Toten oft nicht registriert wurden, die Zahl der Flüchtlinge, die niemals wiederkehrten, nicht genau bekannt ist und schließlich alle demografischen Berechnungen mit großen Unsicherheiten behaftet sind, weil ihre wichtigsten Grundlagen - die Daten der Volkszählungen von 1926 und 1937 - nur begrenzt verlässlich sind. Aus diesem Grund stehen auch Angaben zum Anteil einzelner ethnischer Gruppen an der Gesamtmenge der Hungeropfer (rund 1,5 Millionen) auf schwankendem Grund. Sicher ist jedoch, dass die Kasachen nicht nur im Vergleich zu den anderen in Kasachstan lebenden Nationalitäten, sondern auch in absoluten Zahlen mit großem Abstand die meisten Opfer zu beklagen hatten.(24) Das eigentliche Ausmaß der Katastrophe ließ sich ohnehin nur bedingt in abstrakten Statistiken messen. Es spiegelte sich vielmehr in den zahllosen Berichten aus den Regionen wider, in denen deutlich wurde, dass die Behörden der Situation nicht mehr gewachsen waren.


"Lebende Skelette" -
Hunger und soziale Desintegration


Hungersnöte werden häufig als Zeiten der Unordnung charakterisiert. Es breche, so ist zu lesen, das "Chaos" aus, Gesellschaften würden auseinanderfallen, die Bevölkerung "gehorche den Autoritäten" nicht länger und handele auf eigene Faust.(25) Auch die Hungersnot in Kasachstan lässt sich als Erosionsprozess zuvor bestehender Ordnungsprinzipien beschreiben. Solidarität und soziale Kohäsion nahmen angesichts des permanenten Drucks ab und versiegten schließlich ganz. Man könnte im Anschluss an Jan Philipp Reemtsma auch sagen, dass eine der wesentlichsten Begründungen menschlicher Vergesellschaftung an Bedeutung verlor: das Vertrauen, dass Menschen einander grundsätzlich mit friedlichen Absichten begegnen.(26)
Die Hungersnot zerstörte die Gesellschaft - in den eigentlichen Hungergebieten und darüber hinaus. Denn niemand konnte sich der Katastrophe und ihren Folgen entziehen. Zwar waren die Hungernden jene, die "verwilderten", doch auch die Menschen in ihrer Umgebung wurden von den Dynamiken der entstehenden Hungergesellschaft unweigerlich erfasst. Der Hunger führte indes nicht zur völligen "Atomisierung" der Gesellschaft, wie es hin und wieder für derartige Ausnahmesituationen beschrieben worden ist.(27) In der Krise entstanden neue Formen sozialer Ordnung, die nur noch teilweise mit den alten Sozialstrukturen identisch waren.

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1 Die Angaben zu den Opferzahlen differieren stark. Nachvollziehbare Berechnungen gehen von 5,5 bis 6,5 Millionen Toten aus. Die weitaus meisten Menschen starben in der Ukraine (ca. 3,5 Millionen). Dazu: Davies/Wheatcroft, The Years of Hunger, S. 401.
2 Zur Erosion sozialer Werte: Kenz? aliev/Dauletova, Kazachskoe obyc? noe pravo, S. 137ff.
3 Edele, Stalinist Society, S. 196.
4 Ohayon, La sédentarisation, S. 230ff.
5 CGARK, 30-6-28, Bl. 71 (Schreiben von Golos?c? ekin und Isaev an Mikojan, 29. 12. 1929). Zu dieser Region vgl. auch: Kindler, "'… es gibt menschliche Opfer'", S. 153-157.
6 CGARK, 30-6-86 (Bericht des Pavlodarer Gebietsparteikomitees, 27. 2. 1930).
7 RGAE, 7486-37-132, Bl. 107-109 (Spezialbericht Nr. 15 über Versorgungs-
schwierigkeiten, 14. 7. 1930).
8 APRK, 719-2-125, Bl. 139 (Schreiben von Al's?anskij an Ros?al', 12. 7. 1930).
9 CGARK, 30-6-86, Bl. 52 (Telegramm von Isaev an Kuramysov, 22. 4. 1930).
10 CGARK, 30-6-28, Bl. 65 (Beschluss des SNK KASSR, 13. 1. 1930).
11 APRK, 719-2-125, Bl. 140 (Schreiben von Al's?anskij an Krajkom, 17. 6. 1930).
12 Detailliert: Davies/Wheatcroft, "The Soviet Famine of 1932-33"; Kondras?in, Golod 1932-1933 godov, S. 52ff.
13 Dazu: Payne, "Seeing", S. 72.
14 Kozybaev/Abylchoz? in/Aldaz? umanov, Kollektivizacija v Kazachstane, S. 18.
15 RGASPI, 631-5-75, Bl. 33-35, in: Kondras?in (Hg.), Golod v SSSR, Bd. 1/2, S. 129f.
16 Überblick: Davies/Wheatcroft, The Years of Hunger, S. 137ff.
17 APRK, 719-4-68, Bl. 8 (Bericht über Abwanderungen und Sesshaftmachung der zurückkehrenden Haushalte, 20. 11. 1932).
18 APRK, 719-4-73, Bl. 224 (Bericht der OGPU über Versorgungsprobleme in Dörfern und Aulen, 10. 10. 1932).
19 APRK, 719-4-667, Bl. 1 (Bericht über die Situation im Kreis C? ubartavsk, 1. 1.1933).
20 APRK, 141-1-5827, Bl. 32, in: Degitaeva (Hg.), Levon Mirzojan v Kazachstane, S. 31-35.
21 CGARK, 1179-1-17, Bl. 36-37 (Bericht von Rozykulov, o.D. [Juli 1932]).
22 An der Mittleren Wolga wurden dagegen auch auf dem Höhepunkt der Hungerkrise Todesfälle und -ursachen penibel verzeichnet: Kondras?in, Golod 1932-1933 godov, S. 237ff., S. 515f.
23 APRK, 719-4-73, Bl. 220 (Bericht über Versorgungsschwierigkeiten in Aulen und Dörfern, 10. 10. 1932).
24 Berechnungen bei: Maksudov, "Migracii v SSSR"; Asylbekov/Galiev, Social'nodemografic? eskie processy v Kazachstane; Alekseenko/Alekseenko, Naselenie Kazachstana za 100 let; Kozybaev, "Demografic? eskie issledovanija v Kazachstane"; ders./Abylchoz? in/Aldaz? umanov, Kollektivizacija v Kazachstane, S. 28f. Rund 1,5 Millionen Todesopfer nehmen auch an: Pianciola, "Famine in the Steppe"; Ohayon, La sédentarisation, S. 264ff.; Omarbekov, Golodomor v Kazachstane, S. 5. Historiker, die der russischen Diaspora in Kasachstan zuzurechnen sind, halten diese Angaben für überzogen. Vgl.: Chljupin/Puzanov, "Obratnaja storona e? lity", S. 92ff. Zu den Interpretationen der Opferzahlen und der Bedeutung der teils stark nach oben abweichenden Berechnungen kasachischer Nationalisten: Mark, "Die Hungersnot in Kazachstan". Zur Volkszählung 1937: Schlögel, Terror und Traum, S. 153-173. Zur Kritik an der Volkszählung in Kasachstan: RGASPI, 82-2-537, Bl. 96-123 (Bericht über die Volkszählung in Kasachstan, o.D. [1937]).
25 Gangrade/Dhadda, Challenge and Response, S. 18.
26 Reemtsma, Vertrauen und Gewalt, S. 30ff.
27 Etwa bei: Turnbull, Das Volk ohne Liebe. Gegen die Annahme vom totalen Gesellschaftszerfall argumentiert u.a.: Dirks, "Social Responses".



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