Isabel Heinemann

Rasse, Siedlung, deutsches Blut

Das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS und die rassenpolitische Neuordnung Europas. Dissertation
Cover: Rasse, Siedlung, deutsches Blut
Wallstein Verlag, Göttingen 2003
ISBN 9783892446231
Gebunden, 704 Seiten, 50,00 EUR

Klappentext

Isabel Heinemann analysiert eine der Schlüsselinstitutionen des SS-Imperiums und deren Rolle bei der NS-Bevölkerungspolitik während des Zweiten Weltkriegs. Das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS (RuSHA) war im NS-Staat zuständig für die rassische Überprüfung von SS-Angehörigen sowie ab 1939 von sogenannten Volksdeutschen, von Polen, Russen, Slowenen, Elsässern und Lothringern. Weit mehr als eine Million Menschen aus ganz Europa wurden diesen Musterungen unterzogen, für die meisten war das Votum der SS-Rassenprüfer von existentieller Bedeutung. Der 'rassische Wert' der Menschen bestimmte, ob sie enteignet, vertrieben, umgesiedelt oder zur Zwangsarbeit herangezogen, als Jude identifiziert, zur Ermordung in ein Vernichtungslager geschickt wurden - oder nicht. Damit lieferte die rassische Hierarchisierung nicht nur die vermeintlich wissenschaftliche Begründung der NS-Bevölkerungspolitik, sondern prägte entscheidend die besatzungspolitische Praxis. Die rassischen Überprüfungen und damit verbundenen Umsiedlungen erweisen sich als Grundpfeiler der NS-Diktatur, als zentrales Element des Rassenstaates.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.08.2003

Isabel Heinemanns Studie über das "Rasse- und Siedlungshauptamtes" der SS (RuSHA) stellt nach Ansicht von Rezensent Klaus-Dietmar Henke ein "reifes Beispiel für die Erklärungskraft der neuen 'Täterforschung'" dar. Wie er ausführt, widmet sich die Autorin nicht nur dem individuellen Verhalten der etwa 500 Personen umfassenden Tätergruppe der RuSHA, sondern auch der Einbettung ihres Selektionsapparats in die Staats-, Partei- und Besatzungsbürokratie sowie der praktischen Umsetzung des deutschen strategischen Hauptziels einer rassischen Säuberung Europas. Neben der generationellen Prägung der Täter, ihren Handlungsmöglichkeiten und der von Region zu Region unterschiedlichen Handlungskonstellation bezieht sie dabei auch Schicksal der Opfer ein, hält Henke fest. Dabei könne Heinemann zeigen, dass die "Auslesearbeit" der zumeist akademisch gebildeten und agrarisch orientierten SS-Rasseexperten, von denen viele nach 1945 in der BRD Karriere machten, in den "engen Zusammenhang zwischen den Umsiedlungsprogrammen und dem Judenmord" gehörte und die rassische Kategorisierung nichts als "scheinwissenschaftliche Willkür" war.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.06.2003

Isabel Heinemanns Studie "Rasse, Siedlung, deutsches Blut", der "bislang umfassendsten Darstellung" über die von den Nationalsozialisten beabsichtigte rassenpolitische Neuordnung Europas, hat Rezensent Robert Jütte recht beeindruckt. Wie Jütte berichtet, hat die Historikerin aus dem großen Kreis der damaligen Rassespezialisten hundert Funktionäre Rasse- und Siedlungshauptamt (RuSHA) ausgewählt und eine eindrucksvolle Kollektivbiografie erstellt. Daneben erhellt die Autorin nach Ansicht Jüttes "spannende Aspekte" der Institutionengeschichte. Sie zeige, welche zentralen Aufgaben dem RuSHA im NS-Staat zufielen: "geistige Bekämpfung der Feinde", die "rassische Auslese" und die "weltanschauliche Schulung der SS" sowie die Planung von ethnischen Säuberungen, Aussiedlungen und "Germanisierung".
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