Sibylle Plogstedt

Im Netz der Gedichte

Gefangen in Prag nach 1968
Cover: Im Netz der Gedichte
Ch. Links Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783861532378
Broschiert, 198 Seiten, 15,24 EUR

Klappentext

Sibylle Plogstedt ist vierundzwanzig, als sie von der Staatssicherheit der Tschechoslowakei 1969 verhaftet wird. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Petr Uhl war die Berliner Studentin als engagiertes Mitglied des SDS in der Opposition gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in Prag 1968 tätig. Eineinhalb Jahre wird ihre Haft in Ruzyn dauern. Dreißig Jahre wird sie in den Erlebnissen von damals gefangen bleiben. Erst nach der Wende 1989 kann sie die Vergangenheit nicht mehr verdrängen. Die nun über Fünfzigjährige begibt sich auf Spurensuche und will herausfinden, was damals geschehen war. Warum willigte sie, gegen ihre ursprüngliche Absicht, in die Ausweisung ein, verließ Petr und Prag? Und was hatte es mit Marta auf sich, jener Frau, mit der sie die längste Zeit eine Zelle teilte?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.09.2001

Liane von Billerbeck, die in ihrer Rezension ausführlich die Hintergründe dieser Geschichte erläutert, warnt den Leser vor: Es handele sich hier um "keinen leichten Stoff". Vielmehr sei das Buch "anstrengend, manchmal quälend langsam", aber das scheint der Qualität des Bandes insgesamt und dem Eindruck, den das Buch auf die Rezensentin gemacht hat, keinen Abbruch zu tun. Besonders die psychologischen Aspekte hebt von Billerbeck hervor: Was es bei der Autorin und Erzählerin ausgelöst hat, lange Zeit mit einer völlig unberechenbaren Frau eine Gefängniszelle zu teilen, die sie mit Behauptungen, sie werde nachts regelmäßig gefoltert, zutiefst verunsichert. Oder aber wie die Autorin mit dem schlechten Gewissen kämpft, ihre ehemaligen Gefährten zurückgelassen zu haben. Und wie sie mit "großer Kraft versucht, mit den Narben zu leben". Und vor allem eines zeige dieser Band: Dass die Zeit eben nicht immer alle Wunden heilt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.07.2001

Jochen Staadt erläutert zunächst, dass die Autorin 1968 beim Einmarsch der Russen in Prag verhaftet und während dieser Haftzeit mit verschiedenen Formen der psychischen Folter konfrontiert wurde. So musste sie beispielsweise ihre Zelle mit einer Frau teilen, mit der sie zwar emotionale Nähe verband, die jedoch aufgrund ihrer schizophrenen Züge für Plogstedt eine immense Belastung war, so dass Plogstedt schließlich - wie sie selbst empfand - kapitulierte und sich aus der CSSR ausweisen ließ. Staadt sieht in diesen Erinnerungen einen wichtigen Prozess, um das Trauma (auch die Schuldgefühle) aufzuarbeiten. Zwar erzähle die Autorin "nur" ihre eigene Geschichte. Doch hilft dieses Buch nach Staadts Ansicht zu verstehen, warum es vielen Opfern psychischer Folter so schwer fällt, über diese Erlebnisse zu sprechen. Ein "stilles und nachdenkliches" Buch, so lautet sein Fazit.
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