Zülfü Livaneli

Katze, Mann und Tod

Roman
Cover: Katze, Mann und Tod
Unionsverlag, Zürich 2005
ISBN 9783293003453
Gebunden, 192 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Türkischen von Wolfgang Riemann. Sami Baran, in der Türkei politisch verfolgt, verschlägt es ins Exil nach Schweden. Als er erkrankt und in eine Stockholmer Klinik eingeliefert wird, begegnet er dort einem alten, schwer kranken Mitpatienten. Wie Sami selbst stammt auch er aus der Türkei. Er kommt ihm bekannt vor - wo nur hat er ihn zuvor schon gesehen? Was Sami zunächst nur vermutet, wird bald zur Gewissheit: Der gebrechliche Alte war einst ein mächtiger Beamter und erteilte den Befehl zur Erschießung von Samis Geliebter und zu seiner Folterung im Gefängnis. Was soll er nun tun? Sich zu erkennen geben? Ein Eingeständnis der Schuld verlangen? Sich rächen? Die Wunden der Vergangenheit brechen auf.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.02.2006

Interessante Geschichte, doch leider "plump" konstruiert, heißt es unmissverständlich bei Rezensentin Clara Branco. Und dies, obwohl der Roman durch seine zwei Erzähler, den Helden und einen fiktiven Autor, nicht weniger als eine "neue Form" mit zwei Versionen propagiere. Nach Inhaftierung und Folter, skizziert Branco den Plot, flieht der politisch linke Sami Baran aus der Türkei der späten siebziger Jahre und lebt im schwedischen Exil, wo ihn seine traumatischen Erfahrungen einholen. Diesmal wacht Baran aber nicht in einer Folterzelle, sondern im Krankenhaus auf, und ein anderer türkischer Patient entpuppe sich just als ehemaliger türkischer Staatsanwalt. An dieser Stelle, informiert Branco weiter, greife der fiktive Autor, wie im ganzen Roman, "korrigierend" ein und sorge für eine "dramatische" Hinrichtung des hilflosen Staatsanwalts, während der Held eher "resigniert" auf das "Geheimnis von Leben und Tod" reagiere und sich eine Beziehung zwischen Henker und Opfer entwickle. Gelungener und interessanter als diese Konstruktion sind aus Sicht der Rezensentin die als "handschriftlichen Notizen" deklarierten Passagen des Romans. Zülfü Livanelli, so die Rezensentin, sei ein bekannter Regisseur und Liedermacher und gehöre zu den 'engagierten' türkischen Künstlern mit Exilerfahrung. Hier habe er sich rätselhafterweise unter Wert verkauft.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.07.2005

In den Augen der Rezensentin Angela Schader ist dieser Roman, der von der Wiederbegegnung eines türkischen Folteropfers mit seinem ehemaligen Peiniger erzählt, nicht gerade gelungen - obwohl sie die doppelte Erzählperspektive eigentlich interessant findet: "Leider wird jedoch die Möglichkeit der vielschichtigen Erkundung einer versehrten Existenz, die dieser Anlage eingeschrieben wäre, weitgehend verschenkt." Zu unscharf ist Schader auch das Profil des Protagonisten, den Livaneli als explizit unpolitisches Folteropfer darstellt, als einen Mann, der gefoltert wurde, weil er sich einfach nur in das falsche Mädchen verliebt hatte. Auch mit der Auflösung am Schluss, in dem sich Livaneli seinem mittlerweile alten und kranken Folterer zu erkennen gibt, ist die Rezensentin nicht einverstanden. Sie findet das formulierte Schuldeingeständnis wenig überzeugend.