Antonio Lobo Antunes

Der Archipel der Schlaflosigkeit

Roman
Cover: Der Archipel der Schlaflosigkeit
Luchterhand Literaturverlag, München 2012
ISBN 9783630873466
Gebunden, 320 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Aus dem Portugiesischen von Maralde Meyer-Minnemann. Ein Landgut in Trafaria, südlich von Lissabon, auf der anderen Seite des Flusses Tejo: Hier leben, über ein halbes Jahrhundert lang, drei Generationen einer portugiesischen Familie, gefangen im Würgegriff des patriarchalischen Großvaters, vor dessen tyrannischer Herrschaft es für sie fast kein Entrinnen gibt. "Der Archipel der Schlaflosigkeit" erzählt eine Geschichte von der Allgegenwärtigkeit archaischer Gewalt. Im Mittelpunkt stehen die Themen, die das Werk von António Lobo Antunes bis heute prägen: der Aufstieg und Niedergang des Landes und seiner Menschen und die Frage, wie es dazu kommen konnte, der Schrei nach Liebe und menschlicher Wärme und die Suche nach dem Sinn unserer Existenz in einer grausamen Welt, in der selbst Gott, wie es scheint, den Menschen nicht mehr helfen kann.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.02.2013

Hans-Peter Kunisch ist baff. Da denkt er, der alte Erzähler Antonio Lobo Antunes kommt langsam zur Ruhe und gönnt sich ein kleines Kunststückchen für die Verkaufstische der Buchhandlungen - weit gefehlt. Was laut Kunisch so konventionell und ganz nach Antunes-Art mit genauer Beobachtung der Verhältnisse zur Zeit Salazars und deren Ende (auf dem Land diesmal zwar) beginnt, endet als gut geplante Auflösung des Erzählzusammenhangs, die den Leser mit lauter Fragen zurücklässt: Wer erzählt? Und gibt es das beschriebene Familienlandgut im Mittelpunkt des Buches überhaupt wirklich? Große Historie, großer Roman, muss Kunisch respektvoll anerkennen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.11.2012

In den höchsten Tönen schwärmt Rezensent Jochen Jung von Antonio Lobo Antunes' jüngstem Roman, auch wenn er zugibt, dass er, was die Erzähler und ihre Glaubwürdigkeit angeht, über weite Strecken völlig im Dunkeln tappt. Der Roman spielt auf einem portugiesischen Landgut, das vom despotischen Großvater beherrscht wird und seinem Niedergang zustrebt, erfahren wir. Unklare Verwandtschaftsverhältnisse, Unsicherheit, wer hier eigentlich erzählt und ob er die Wahrheit sagt, machen das Buch undurchschaubar und überzeugen gleichzeitig durch große "Klarheit", stellt der Rezensent in Aussicht. "Der Archipel der Schlaflosigkeit" ist von "Faulknerscher Wucht", ein "Geschenk", das zudem glänzend übersetzt ist, wie Jung hingerissen versichert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.09.2012

Die deutsche Übersetzung von António Lobo Antunes' neuem Roman "Der Archipel der Schlaflosigkeit" erscheint pünktlich zu seinem 70. Geburtstag, was Judith von Sternburg zum Anlass nimmt, in ihrer Rezension das Werk und Leben des portugiesischen Autors ausführlich zu würdigen. Die siebzig Jahre, weiß sie, teilen sich in zwei Hälften: in der ersten arbeitete er als Arzt und Psychiater, zunächst im Kolonialkrieg in Angola, dann in einer Lissabonner Klinik, in der zweiten, andauernden Hälfte avancierte Lobo Antunes zum Schriftsteller und "Dauer-Literaturnobelpreiskandidat". Das neue Werk, erfahren wir, fügt sich inhaltlich ein in das Schaffen der letzten Jahre und fällt doch insofern heraus, als der Autor komplett auf versöhnliche oder melancholische Töne verzichtet. Im Zentrum steht ein strenger Patriarch, der über sein Leben reflektiert und seine Familie, mit der er auf einem Hof am Tejo lebt, tyrannisiert. Der Übersetzerin Maralde Meyer-Minnemann bescheinigt die Rezensentin, dass sie "Witz, Schrecken und Verschlungenheit dieser Erzählung und dieser Sprache zu packen bekommt".