Anthony Grafton

Leon Battista Alberti

Baumeister der Renaissance
Cover: Leon Battista Alberti
Berlin Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783827001696
Gebunden, 607 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Jochen Bußmann. Mit 28 Abbildungen. Die kulturgeschichtliche Biografie Leon Battista Albertis (1404-1472) bringt dem Leser die Bandbreite dieses italienischen Renaissancemenschen nahe: Alberti, den Literaten, den Kunsttheoretiker, den Antikenkenner, den Baumeister und Stadtplaner. Das Ergebnis ist das Porträt eines schillernden und überaus ungewöhnlichen Intellektuellen, ein Tableaux der damaligen Zeit, der Städte, Höfe und Menschen, die für Albertis Leben und Wirken von Bedeutung waren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.06.2002

Horst Bredekamp, selbst Kunsthistoriker, feiert Anthony Graftons voluminöse Biographie des Renaissance-Baumeisters Alberti. Grafton, der in Princeton lehrt, hat einen der schwierigsten Renaissance-Stoffe bravourös bewältigt und dabei die Humanismusforschung mit der hochspezialisierten kunsthistorischen Literatur zu verbinden gewusst, schreibt Bredekamp. Obwohl es zu Alberti kaum biografisches Material gibt, sei eine höchst lebendige Biografie und ein zugleich intellektuelles Porträt des Renaissancekünstlers dabei herausgekommen. Graftons erzählerischer Haltung schaden auch seine unbekümmerten Vergleiche nicht, eher im Gegenteil, meint Bredekamp; so setzt er zum Beispiel Alberti mit Nietzsche in Beziehung oder dessen Textversessenheit mit der heutigen Internet-Sucht. Das Originelle von Graftons Blick liegt Bredekamp zufolge in der Spannung, die der Autor zwischen einer "Idealstadtplanung" ohne Menschen und einer stark auf die sozialen Bedürfnisse abgestellten Urbanistik ausmacht. An einem Punkt stimmt Bredekamp Grafton nicht zu: dessen Deutung der "Tischgespräche" als satirischer Unterhaltungsliteratur erscheint ihm "wie eine Abwehr" der sogenannten "schwarzen Seite" Albertis, der bei aller Vorliebe für 'antikisch' ausgependelte Harmonie stets auch ein surreales Grauen durchblicken ließ.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.06.2002

Rezensent Valentin Groebner zeigt sich begeistert von Anthony Graftons Buch über den 1404 geborenen "Baumeister der Renaissance" Leon Battista Alberti, der seit Jacob Burckhardt geradezu als Modell für den 'uomo universale' des 15. Jahrhunderts fungierte. Wie Groebner ausführt, war Alberti ein regelrechter Tausendsassa, der sich ebenso souverän mit Malerei und Architektur wie mit Kartografie und optischen Instrumenten befasste. Groebner hebt hervor, dass es Grafton nicht darum geht, "seinen Helden in einen abstrakten Gelehrtenhimmel zu heben". Grafton sucht laut Rezensent vielmehr zu zeigen, wie Alberti seine Talente zu praktischer Wirkung brachte. Dabei interessiert Grafton insbesondere "wie Gelehrsamkeit jeweils in ihrer zeitgenössischen Umwelt zum Funktionieren gebracht wird", bemerkt Groebner. Von zentraler Bedeutung ist für Groebner Graftons Begriff der "Anverwandlung" von Wissen. Lobende Zustimmung des Rezensenten findet Grafton auch, wenn er dafür argumentiert, die Renaissance und den Humanismus als europäisches Phänomen zu begreifen, das Politik und Technik, Verlagsstrategien und sektiererische Geheimbünde stets mit einschloss.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.03.2002

Bei Manfred Sack hat Graftons Biografie vor allem eins hervorgerufen: reinste Bewunderung - für das Universalgenie Leon Battista Alberti und für den Autor Anthony Grafton. Der, selbst ein Universalist, habe mit seinem Buch nicht nur die Beschreibung eines außerordentlichen Menschen geliefert, sondern eine in ein Porträt gekleidete Kulturgeschichte. Auch in der deutschen Übersetzung, lobt Sack ausdrücklich in seiner bündig geschriebenen Kritik, lese sich das Buch ausgesprochen lebendig und vergnüglich, auch wenn es große Aufmerksamkeit erfordere. "Um seine Neugier braucht man nicht zu bangen", meint Sack, "sie wird ohnehin belohnt".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.03.2002

Auch wenn der Rezensent Volker Reinhardt Vorbehalte gegen psychologische Darstellungen einer bedeutenden Renaissance Persönlichkeit aus heutiger Sicht hat, hält er sich mit dem Lob kaum zurück. Der Autor sei auf der "Höhe des Forschungsstandes" und das Buch, das "insgesamt glänzend geschrieben sei", biete ein "uneingeschränktes intellektuelles Lesevergnügen". Leon Battista Alberti (1404-1472) sei Jacob Burckhardt zufolge einer der ersten Universalmenschen gewesen, der sich sowohl als Mathematiker, Kunsttheoretiker und Stadtplaner bewiesen habe. Zwar scheint Reinhardt das psychologische Bild Albertis als einem zwischen Hyperaktivität und Depression schwankenden Gelehrten, allzu scharf am jetzigen Zeitgeist orientiert - aber so lasse sich dieses Buch auch als eine Darstellung der Befindlichkeit des Jahres 2000 lesen.