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Surveillance Camera Players

Ein Spiel in öffentlichen Räumen
21.12.2001. Surveillance Camera Players (SCP) nennt sich eine New Yorker Gruppe von Laienschauspielern, die vor Überwachungskameras kurze Theaterstücke aufführt.
Surveillance Camera Players (SCP) nennt sich eine New Yorker Gruppe von Laienschauspielern, die vor Überwachungskameras kurze Theaterstücke aufführt. Aufmerksam geworden sind wir hierauf durch einen Bericht in der Neuen Zürcher Zeitung zur Ausstellung "Ctrl Space- Rhetorik der Überwachung von Bentham bis Big Brother" (näheres dazu hier). Dort sind die SCP mit einem Video zu sehen (Hinweis hier).

Die SCP sehen in der Überwachung des öffentlichen Raumes mit Kameras eine Verletzung der Privatsphäre. Dagegen geht die Organisation seit 1996 mit phantasievollen Theateraufführungen und Performances vor. Warum sie das tun, steht in einer Gründungserklärung der Gruppe:

"The only time the officers have any fun watching these monitors is when something illegal is going on. But the crime rate is down and the subways ? are the safest they have been in 30 years. Thus, for untold numbers of police surveillants, there is less and less to watch? And so we have both an opportunity and a problem here. The opportunity is to get those law enforcement officials watching something on TV that isn't all sex and violence; and the problem is that a bored surveillant is an inattentive surveillant, and an inattentive surveillant is a waste of space, time and money."

Und so laufen die Theaterstücke ab: Die Aktivisten erzählen meist innerhalb von 2 Minuten kurze Geschichten, die die Überwachung zum Thema haben. Hierbei wird nicht gesprochen - die Teilnehmer halten ihre Dialoge auf Papptafeln in die Kameras. Das hat einen einfachen Grund: "The cameras don't pick up sound". Auf diese Weise hat die Theatergruppe schon "Waiting for Godot" und George Orwells "1984" aufgeführt.

Aber auch eigene Stücke werden von der Gruppe bei ihren "Kamera-Demonstrationen" gezeigt: Etwa "It's ok, officer", wo die Aktivisten einfach Schilder mit Aufschriften wie "Just going to work" oder "On my way home" vor die Kameralinsen halten.

Die elektronische Überwachung von öffentlichen Plätzen nimmt seit Jahren zu. Und seit dem 11. September 2001 gibt es weitere Argumente für die Beobachtung von Gebäuden und öffentlichen Plätzen. Die New Yorker SCP sehen sich davon unbeirrt: Schließlich waren ihrer Meinung nach viele Kameras gerade am World Trade Center zum Schutz vor Terrorangriffen installiert. Zu den Anschlägen haben die SCP eine Erklärung abgegeben, mehr dazu hier.

Weitere Links: Hier gibt es eine Übersicht über alle Aufführungen der Camera Players. Auf der Seite "How to Stage Your Own Surveillance Camera Theater" wird erklärt, wie man selbst aktiv werden kann. Einfach zum Ausdrucken ist der Sticker "Sie werden überwacht" bestimmt. Und auf der Startseite der Gruppe gibt es Links zu SCP in anderen Städten. Hier können die "Position papers" der New Yorker Gruppe angesehen werden. Und schließlich gibt's noch der Hinweis, dass es auch in Deutschland Aktivitäten zum Thema "Überwachungskameras" gibt: Hier der Link zur "Aktuellen Kamera".

Michael Harms