Spätaffäre

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04.02.2014. Arte bringt eine Dokumentation über Putin und die Kunst, außerdem den ersten Dokumentarfilm über die Olympischen Winterspiele überhaupt - von 1928. Zu hören gibt es ein langes Gespräch mit Maximilian Schell aus dem Jahr 2012. Und das NYmag porträtiert den Online-Journalisten Ezra Klein.

Für die Augen

Zum Beginn der olympischen Winterspiele zeigt arte den ersten Dokumentarfilm über den sportlichen Wettkampf: 1928 drehte Arnold Fanck "Das weiße Stadion" in Sankt Moritz - und dokumentierte dabei auch Sporarten, die man heute bei den Spielen nicht mehr zu Gesicht bekommt. (88 Min.)


Außerdem bei 3sat: "Pussy Riot und die Kunst", ein Dokumentarfilm über Putins christliches Russland und dessen Verhältnis zur Kunst. Hier in der Mediathek (51 Min.). Sowie einige kurze Vergnügungen: arte führt durch die inszenierte Fotografie der 60er Jahre (26 Min.) und präsentiert den 23-minütigen, in Taipeh entstandenen Kurzfilm "Schatten".
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Stichwörter: Mediatheken, Pussy Riot, 3sat, 1960er

Für die Ohren

Der WDR im Rausch der Radikalökologie vergangener Jahrzehnte: Im von Martin Zylka inszenierten Hörspiel "Inszenierte Sprengung. Ein Stück Monkey Wrench Gang" taucht im Kultursender ein Stück maschinenstürmender Literatur aus den Siebzigern auf - wie mit dem Stoff umgehen? Hier weitere Informationen und dort der Download (53 Min.)

Passend zur Kaltperiode der letzten Tage geht der Bayerische Rundfunk dem literarischen Motiv der Winterreise nach. Hanna Dragon führt in 22 Minuten durch die Literaturgeschichte. Hier als Download - möge der Frühling bald kommen!

Außerdem wiederholt der Bayerische Rundfunk zum Tod von Maximilian Schell ein ausführliches Radiogespräch mit dem Schauspieler aus dem Jahr 2012. Hier kann man sich die Sendung herunterladen, sie dauert 44 Minuten.
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Für Sinn und Verstand

Der politische Kolumnist Ezra Klein pusht den Online-Journalismus weiter in neue Sphären. Als Klein 2007 zur Washington Post kam, startete die Zeitung online richtig durch. Mit dem Claim "Daten und Analysen statt Meinung" wurde Kleins Wonkblog ("Streberblog") zum meistgelesenen Angebot der Netzausgabe. Jetzt verlässt Klein das Blatt (angeblich, weil Jeff Bezos seine Expansionspläne nicht gefielen) und visiert in Zusammenarbeit mit Vox Media Neues an, Enzyklopädie und Nachrichtenseite in einem. Benjamin Wallace erklärt im New York Magazine Kleins Konzept politischer Berichterstattung aus dem Geist der Frustration über den dauernden Aktualitätswahn: "Weil die Medien stets dem Neuen hinterherhecheln, kann es passieren, dass ein Bericht über die jüngsten Entwicklungen in Syrien den wichtigsten Umstand für das Verständnis der Sachlage gar nicht erwähnt: die historische Feindschaft zwischen Alawiten und Sunniten. Stattdessen wird davon ausgegangen, dass der Leser die relevanten Kontextinformationen parat hat … Klein geht es um den Umgang mit notorischen Inhalten, die das ausdrücklich Neue mit Sinn versehen. Das Netz hat für ihn dieses Potenzial. Die traditionellen Medien nutzen zwar das Tempo des Internets, aber nicht seine Langlebigkeit … Auch der digitale Journalismus unterscheidet zwischen 'Bestandsinhalten' und 'beweglichem Content'. Klein möchte das ändern, indem er etwa sehr kurze Meldungen an Hintergrundartikel anbindet, die ständig auf den neuesten Stand gebracht werden. Ein bisschen wie professionelle Wikis."

Dieter Lamping ist der wohl beste Alfred Andersch-Kenner. Hier seine Würdigung des Autors aus Anlass seines heutigen 100. Geburtstags auf literaturkritik.de. Der Text basiert auf der Einleitung zu seiner Andersch-Ausgabe und benennt gleich eines der Hauptprobleme mit dem Autor: "Dezidiert politische Autoren können nicht unbedingt ein gerechtes literarisches Urteil erwarten. Meist begegnen sie entweder begeisterter Zustimmung oder erbitterter Ablehnung - und fast immer aufgrund ihrer Meinungen, seltener aufgrund ihrer Kunst. Das gilt auch für Andersch, der sich selbst gern als Dissidenten sah."