Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
02.02.2004. In dieser Woche: Warum Weltbild Beschwerde gegen die Übernahme von Heyne durch Random House einlegt. Und warum das Börsenblatt jetzt schon weiß, dass das Bücher-Frühjahr schwach wird. Von Sandra Evertz

Börsenblatt

Die Reisen der Verlagsvertreter sind noch nicht abgeschlossen und bisher nur einige wenige Novitäten ausgeliefert, schon macht das Börsenblatt im "Thema der Woche" erste Trends für das Frühjahrsprogramm aus. Durch vorsichtiges Ordern bescheinige das Sortiment den Verlagen einen schwachen Bücherfrühling. Die Buchhändler hofften diesmal auf Überraschungserfolge. Insbesondere Bücher aus der zweiten Reihe hätten die Vertreter schwer schmackhaft machen können.

Chancen für beide Seiten - Buchhändler und Verlage - sieht Georg Rieppel, Vetriebschef des C.H. Beck Verlags, im Streit um angemessene Konditionen. Voraussetzung sei die Rationalisierung auf allen Ebenen. Genau überlegt werden müsse, welcher Partner wann der rentabelste sei (bei Kleinbestellungen das Barsortiment). Rieppel spricht sich für eine konsequentere Honorierung der Leistungen der Sortimenter aus, die aber nicht "zu einseitig an der absoluten Umsatzgröße" ausgerichtet sein sollte.

Unter das Motto "Mein Buch Nr. 1" hat der Börsenverein den Welttag des Buches 2004 gestellt. Die Bücher Nr. 1 der vom Börsenblatt vorab befragten Prominenten lassen an Vielfältigkeit nicht zu wünschen übrig: Börsenvereins-Vorsteher Dieter Schormann favorisiert "Kai aus der Kiste", Literaturkritiker Denis Scheck findet Erika Fuchs' Übersetzungen von "Donald Duck" "genial", Peter Härtling steht auf Rilke-Gedichte und Fernsehjournalist Wolfgang Herles hält Karl Poppers "Offene Gesellschaft und ihre Feinde" für "unübertrefflich".

Seit 1972 ist D. B. Blettenburg für den Deutschen Entwicklungsdienst in Dritte-Welt-Ländern tätig. Für seinen zweiten Job, den des Krimiautoren, wurde er im Januar zum dritten Mal mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Zum Schreiben habe ihn tatsächlich sein Interesse an fremden Ländern und Völkern gebracht, erzählte Blettenburg dem Börsenblatt. "Zur Spannungsliteratur bin ich gekommen, weil mich anspruchsvolle Unterhaltung als populäres Transportmittel für Sachthemen überzeugt. Qualitativ gute Unterhaltung hat vor allem etwas mit Haltung zu tun."

Personalien aus der Buchbranche.

Meldungen: Eichborn dementierte Gerüchte, wonach der Autor von "Manieren" nicht der äthiopische Prinz Asfa-Wossen Asserate, sondern der deutsche Schriftsteller Martin Mosebach sei - Mosebach habe dem befreundeten Autor lediglich Korrekturvorschläge gemacht. Die Else-Lasker-Schüler-Stiftung hat ein elektronisches Lexikon verfolgter Künstler ins Netz gestellt.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

buchreport.express vom 29. Januar 2004

Das Gerangel um Heyne geht in eine neue Runde: Buchversender Weltbild hat eine gerichtliche Beschwerde gegen die Zustimmung des Bundeskartellamts zur Heyne-Übernahme durch die Bertelsmann-Tochter Random House eingelegt. Der Kläger, direkter Konkurrent des Bertelsmann Clubs, fürchtet den Profit des Mitbewerbers durch die zugenommene Marktmacht von Random House. Diesmal werde das Verfahren nicht mehr hinter verschlossenen Türen wie beim Kartellamt ablaufen, sondern zum öffentlichen Schlagabtausch, prognostiziert der Buchreport. Und gar mehr: "Die Verhandlungen werden zur Bestandsaufnahme der Branche." Dass durch ein vorläufiges Fusionsverbot die Karten neu gemischt werden könnten und wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, dazu mehr hier.

Koffer packen heißt es nach der Spaltung von Ullstein Heyne List ins Bonnier- und ins Random House-Lager. Nach der Idee des Bonnier Deutschland-CEO und künftigen Ullstein-Verlegers, Viktor Niemann, sollen alle Mitarbeiter der Ullstein-Buchverlage (Ullstein, Propyläen, Econ, Claassen, List und Marion von Schröder) Ende April von München nach Berlin ziehen. Dabei werde ein großer Teil der Mannschaft, vor allem unterhalb der Führungsetage, auf der Strecke bleiben, hat der Buchreport recherchiert. Nur 50 der 100 Mitarbeiter wollten Niemann zu seinem Geburtsort an die Spree folgen.

Mit viel Prominenz (u.a. Booker-Preisträger DBC Pierre, Pulitzer-Preisträger Jeffrey Eugenides und Hannelore Elsner) geht das Internationale Literaturfestival "lit.Cologne" (17.-21. März) an den Start. "Wenn die Besucherzahl nicht hinter der des Vorjahres (42.000) zurückbleibt, wird sie erstmals zu 100 Prozent über Eintritt und Sponsoren finanziert werden können", berichtet der Buchreport. Die Erweiterung der "lit.Cologne" um ein Hörbuch-Festival hätte sich für dieses Jahr seitens der Hörbuchverlage in der Kürze der Zeit nicht mehr realisieren lassen. Gespräche der Beteiligten seien am Rande der Verleihung des Deutschen Hörbuchpreises geplant.

Ist der für 2005 anvisierte Börsengang des größten deutschen Medienunternehmens, Bertelsmann, hinfällig? Darüber spekuliert der Buchreport, denn "die Umsätze sind in mehreren Bereichen (darunter die Buchsparte Random House) eingebrochen" und "werden zusätzlich durch die Dollar-Schwäche gegenüber dem Euro belastet".

Personalien: Zum 1. Juli erhält Günter Berg, ehemaliges Mitglied der Suhrkamp-Geschäftsführung, den Posten des Programm-Geschäftsführers bei Hoffmann & Campe. Der ursprünglich interimistisch Vorsitzende Gunther Thielen soll bis August 2007 Bertelsmann-Vorsteher bleiben. Die Koordination der Gastland-Präsentationen bei der Frankfurter Buchmesse übernehmen in Zukunft Simone Bühler und Ruth Kumpmann. Ullstein-Verleger Lothar Menne wird sich nach Monatsende mit einem Verlagsbüro selbstständig machen.

Meldungen: Buchhandlungs-Filialist Thalia hat die Marktführerschaft in allen drei deutschsprachigen Ländern übernommen. Die DirectGroup (im Bertelsmann-Konzern) will nach Random House-Vorbild konzernfremde Vertriebswege erschließen. Der HörVerlag beabsichtigt, mit der in Kooperation mit dem Hessischen Rundfunk geplanten Vertonung von Tad Williams Fantasy-Saga "Otherland", an die Erfolge der "Herr der Ringe"- und "Harry Potter"-Hörbücher anzuknüpfen. Es ist geschehen: Harry Potter wurde nach zwölf Wochen vom Thron der Bestsellerlisten gestoßen. Mehr.