Günther Windhager

Leopold Weiss alias Muhammad Asad

Von Galizien nach Arabien 1900-1927
Cover: Leopold Weiss alias Muhammad Asad
Böhlau Verlag, Wien 2002
ISBN 9783205993933
Kartoniert, 230 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

18 Fotos und Dokumenten. Leopold Weiss alias Muhammad Asad: österreichischer Journalist und Orientreisender, enger Vertrauter des Gründers des Königreiches Saudi-Arabien, pakistanischer Diplomat und Gesandter bei der UN in New York, Islamgelehrter und Autor. Geboren 1900 im damals österreichisch-ungarischen Lemberg im Kreise einer jüdischen Familie, mündete für den Nahost-Korrespondenten der Frankfurter Zeitung die Begegnung mit der arabischen Welt 1926 in seine Konversion zum Islam. Von nun an bekannt unter seinem muslimischen Namen Muhammad Asad, ging er diesen Weg mit unvergleichlicher Konsequenz und engagierte sich für eine kulturelle und geistige Erneuerung der islamischen Welt. Das vorliegende Buch bietet erstmals einen ausführlich recherchierten Einblick in die frühe Biografie Leopold Weiss'/Muhammad Asads. Basierend auf seinen eigenen Schriften, Archivdokumenten sowie auf Auskünften und Materialien von Verwandten und Zeitzeugen wird Weiss' früher Werdegang bis zu seinem Aufbruch zu seiner ersten Pilgerreise nach Mekka dargestellt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.01.2003

Zwiespältig ist Dan Diner Urteil über Günther Windhagers "ethnosoziologische und kulturanthropologische" Chronik der Verwandlung des Lemberger Juden und Journalisten Leopold Weiss in den "bedeutendsten islamischen Schriftgelehrten im vorderen Orient des zwanzigsten Jahrhunderts" Muhammad Asad. Windhagers Untersuchung endet mit dem Jahr 1927, ein Jahr nach Weiss' Konversion. Diner bedauert das, denn so blieben die Legenden um Asad, der unter anderem Berater Ibn Sauds war, ausgespart. Windhager interessiere sich vor allem für die "Motive der Konversion" des Leopold Weiss. Und die findet Diner trotz streckenweise "langweiliger" Ausführungen über die Geschichte des Orient, "überaus interessant" begründet. Windhager sehe den Grund für den Übertritt zum Islam in dem "um sich greifenden Werteverfall" und der "fin de siecle"-Stimmung nach dem Ersten Weltkriegs in Europa. Zugleich glaubte der antinationalistisch gesonnene Weiss nicht an den Zionismus. In dieser "Krise der Selbstfindung" bot sich ihm der Islam "wie von selbst an", schreibt Diner, den Windhagers Theorie offenbar überzeugt hat.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.09.2002

"Spannend wie ein Roman" liest sich die Studie des Wiener Ethnologen Günter Windhager über Muhammad Asad, verspricht der Rezensent mit dem Kürzel "kmg". 1992 verstarb dieser "große islamische Gelehrte", der unter dem Namen Leopold Weiss als Sohn jüdischer Eltern in Lemberg das Licht der Welt erblickte, sich in jungen Jahren als "Kaffeehausliterat" in Wien verdingte, dann als Korrespondent für die "Frankfurter Zeitung" in den Orient ging und dort zum Islam konvertierte, berichtet "kmg". Die Rekonstruktion dieses abwechslungsreichen Lebens jedenfalls hat den Rezensenten sehr beeindruckt. Es ist ja nicht gerade gewöhnlich, dass ein Österreicher jüdischer Abstammung in den dreißiger Jahren Berater des saudischen Staatsgründers Ibn Saud war und 1953 Pakistan vor den Vereinten Nationen als Gesandter vertreten hatte, staunt der Rezensent.