Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
12.09.2005. In dieser Woche lesen Sie: Warum den literarischen Trüffelschweinen die Augen verbunden werden sollten. Wie lange sich Politbücher gut verkaufen. Und wohin der Umsatztrend der Buchhändler geht. Von Sandra Evertz.

Börsenblatt

Eben nominiert, schon gekauft? Ob sich die Longlist für den Deutschen Buchpreis (siehe auch Archiv) verkaufsfördernd auswirkt, wollte das Börsenblatt diese Woche in seinem Rundruf von Sortimentern wissen. Die Reaktionen waren verhaltend begeistert.

Enttäuschend war die Longlist für Joachim Bartholomae vom Verlag MännerschwarmSkript, fänden sich doch darauf im Großen und Ganzen die üblichen Verdächtigen, Autoren und renommierte Verlage, mit denen man eigentlich nichts falsch machen könne. Bartholomae wünscht sich auf der Meinungsseite des Börsenblatts beim nächsten Mal eine Jury, die Texte ohne Ansehen der Person und des herausgebenden Verlags prüft. "Ich möchte wetten, dass dabei anderes herauskäume, als dieses Mal. Dem neugierigen Leser würde damit ein echter Dienst erwiesen und den Trüffelschweinen wären die Augen verbunden, damit sie wirklich ihrer Nase folgen."

Weiteres: Der Bertelsmann Club hat eine umfassende Umstrukturierung angekündigt. Die Buchgemeinschaft soll in vier eigenständige GmbHs aufgeteilt werden, die Abteilungen Programm und Marketing sollen von Rheda-Wiedenbrück nach Berlin verlegt werden. Zwar boomt das Hörbuch, doch ist dieser Branchen-Ableger immer noch vergleichsweise klein. Skeptisch sieht das Börsenblatt deshalb die für 2006 geplante Einrichtung eines weiteren Hörbuchmesse-Standorts in Ravensburg. Das Magazin fragt sich, ob die Branche - außer in Frankfurt, Leipzig und Köln - noch "auf einer weiteren Hochzeit tanzen" will.

Meldungen: Tue Gutes und rede darüber: Bestsellerautor John Grisham will Medienberichten zufolge fünf Millionen Dollar für die Hurrikan-Opfer gespendet haben. Der Onlinekatalog der Deutschen Bibliothek wird mit dem negativ ins Gerede gekommenen Endkundenportal des Verzeichnis lieferbarer Bücher, buchhandel.de, verlinkt, was die direkte Abfrage der Lieferbarkeit der gesuchten Titel ermöglicht. Neu gegründet wurde in Kiel der Antje Sommerfeld Verlag, welcher seine programmatischen Fühler Richtung Cartoons und Hörbücher aus der Populärwissenschaft ausstreckt; dem Verlag angegliedert ist ein so genanntes Institut für Schönes Schreiben. Die Big Player unter den US-Buchhandelsketten haben ihre Umsätze in den ersten sechs Monaten dieses Jahres laut Fachzeitschrift Publishers Weekly deutlich gesteigert.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Politikbücher werden derzeit groß nachgefragt, weiß der Buchreport und zählt vier politische Sachbücher, die es letzte Woche in die entsprechende Spiegel-Bestsellerliste und sechs politische Sachbücher, die es in die Gong-Bestsellerliste geschafft haben, auf. Die meisten Verlage glauben zwar an die Nachhaltigkeit ihrer Wahl-Bücher, dagegen sprechen die kleinen Auflagen, mit denen sie dem Risiko des Verfallsdatums begegnen. Bei Bedarf könne immer noch nachgedruckt werden, heißt es unisono.

Der positive Buchreport-Umsatztrend der vergangenen Monate setzt sich fort: Im Vergleich zum Vorjahresmonat hatten die Buchhändler Ende August vier Prozent mehr Geld in der Kasse. Die niedrigpreisigen Sondereditionen drückten weiterhin den Durchschnittspreis der Bücher, erläutert der Buchreport. Dafür seien 6,5 Prozent mehr Exemplare verkauft worden. Gut gegangen sind letzten Monat zum Beispiel die Originalausgabe von "Harry Potter VI", die Bände der "Bild-Comic-Bibliothek" und die Jubiläums-Duden.

Weiteres: Der Stern hat eine attraktive Nische im Billigbuch-Sektor aufgetan. Zum Jahreswechsel lässt er in Kooperation mit Random House die 24-bändige Buchserie "Glanzlichter des Kriminalromans" anlaufen. Hier der vollständige Artikel. Was Amazon anpackt, scheint zu flutschen - ansonsten wird nachgeholfen. Nach dem Start ins Geschäft mit dem Verleih von Film-DVDs zieht der Onlineshop eine positive erste Bilanz. "Die Ausleihzahlen steigen kontinuierlich", teilte das Unternehmen dem Buchreport - unter Geheimhaltung der Zahlen - mit.

Meldungen: Der Kölner Kiepenheuer & Witsch Verlag hat beim Bundesverfassungsgericht Beschwerde gegen das gerichtliche Verbot von Maxim Billers Roman "Esra" eingelegt; begründet wird der Schritt mit der fehlerhaften Auslegung der Kunstfreiheit. Literaturnobelpreisträger Günter Grass schreibt an seinen Memoiren, voraussichtlicher Erscheinungstermin: Herbst 2006. Der Bundesverband Presse-Grosso vermeldet nach bereits schwachen Vorjahren einen erneuten Umsatzrückgang um 1,12 Prozent.