Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen

Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörzerin Courage / Der seltsame Springinsfeld

Zwei simplicianische Romane
Cover: Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörzerin Courage / Der seltsame Springinsfeld
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2010
ISBN 9783821862330
Gebunden, 360 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Aus dem Deutschen des 17. Jahrhunderts und mit einem Nachwort von Reinhard Kaiser. Ein Jahr nach dem gewaltigen Erfolg seines "Abenteuerlichen Simplicissimus Deutsch" ließ Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen 1669/70 seinem großen Buch zwei kürzere Romane folgen, deren Protagonisten es in sich haben wie der Simplicissimus: der gelernte Gaukler und Tierstimmenimitator Springinsfeld, der sich zuerst als Soldat und später als Bettler durch die verkehrte Welt seiner Zeit schlägt, und die Landstreicherin, Soldatin, Marketenderin, Hure, siebenmalige Ehefrau und spätere Zigeunerkönigin Courage. Sie erzählen von ihrem wüsten Leben und listenreichen Überleben in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Eine atemberaubende Wucht entwickelt hierbei vor allem die Courage, die ohne jede Scheu, Anstoß zu erregen, dem Verfasser in die Feder diktiert, wie es ihr im Kampf der Geschlechter, der sich inmitten des großen Krieges abspielt, ergangen ist. Wer nur das Stück von Brecht gesehen hat, weiß über diese Frau noch lange nicht Bescheid.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.01.2011

Angesichts der Übersetzung der beiden in diesem Band versammelten Barockromane in modernes Deutsch von Reinhard Kaiser wird es Manfred Koch etwas weh ums Herz. Denn das "krause Barockdeutsch" mit seinen derben Wendungen und herrlich vertrackten Fügungen verliert, in zeitgenössische Sprache gebracht, ihre Ausstrahlung, bedauert der Rezensent, der dafür gleich mehrere Beispiele einander gegenüberstellt. Ohne Frage seien die Übersetzungen Kaisers alle richtig, räumt Koch ein. Doch wenn aus "es war Null und verhimpelt" ein schnödes "versiebt und nicht zu ändern" wird, geht eben auch der besondere "Reiz" verloren, so der Rezensent. Dabei hätte es in seinen Augen durchaus gereicht, die heute unverständlichen Stellen durch Anmerkungen zu erhellen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.10.2010

Ganz und gar nicht glücklich ist Hans-Jürgen Schings (emeritierter Literaturprofessor) mit diesem Versuch des Schriftstellers Reinhard Kaiser, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausens "Courage" aus dem barocken in ein heutiges Deutsch zu übersetzen. Recht ausführlich nacherzählt wird die Geschichte einer Frau aus dem Dreißigjährigen Krieg, die sich nichts bieten lässt und schon deshalb zu vielfachen Deutungen und Umdeutungen (Mutter wie bei Brecht war sie nun gerade und ausdrücklich nicht!) Anlass gab. Dann aber zur Übersetzung: Da zieht Schings, an mehreren Beispielen verdeutlicht er es, eine ziemlich bittere Verlustbilanz. Zwar sei das Buch immer noch lesenswert - Grimmelshausen ist einfach nicht totzukriegen -, aber sehr viel von der sprachlichen Farbe und der ja durchaus gewollten "Verzwicktheit" der Formulierungen habe Kaiser dem Buch ausgetrieben. So weit, wie Kaiser das hier ohne Rücksicht auf Verluste versuche, solle man der vermuteten Bequemlichkeit heutiger Leser, findet Schings, dann doch nicht entgegeneilen.
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