Adam Hochschild

Schatten über dem Kongo

Die Geschichte eines der großen, fast vergessenen Menschheitsverbrechen
Cover: Schatten über dem Kongo
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1999
ISBN 9783608919738
Broschiert, 494 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Die Geschichte des Kongo um die Jahrhundertwende ist eine Geschichte von Blut und Gewalt. Getrieben von der Gier nach Geld, Macht und Ruhm, brachte König Leopold II. von Belgien den Kongo 1885 in seinen Privatbesitz. In der Folgezeit ließ er das Land mit auch für damalige Verhältnisse beispielloser Grausamkeit ausbeuten und plündern. Als die Kampagnen der Menschenrechtsbewegung um Edmund Morel den König 1908 zur Aufgabe seiner Kolonie gezwungen hatten, war die Bevölkerungszahl des Kongo um etwa zehn Millionen Menschen gesunken. Adam Hochschild geht den Spuren dieser Schreckensherrschaft nach.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.02.2001

Michael Bitala greift zunächst ein hartnäckiges Vorurteil auf, nach dem die Afrikaner an ihrer Misere letztlich selbst schuld seien, zumal die Rohstoffreserven gerade in Ländern wie dem Kongo doch ganz erheblich sind. Dass an den Missständen jedoch "am wenigsten die kongolesische Bevölkerung schuld ist", werde in Hochschilds Buch überzeugend deutlich. Die Schilderungen des Autors, der bis zur Herrschaft des belgischen Königs Leopold II. zurück blickt, lesen sich nach Bitala genauso spannend wie ein Kriminalroman, nur dass Hochschild "jeden einzelnen Vorgang mit verlässlichen Quellen belegen kann", etwa wie viele Millionen Kongolesen ermordet oder verstümmelt wurden und dass das grausame Vorgehen Leopolds zur "ersten, weltweiten Menschenrechtsbewegung" geführt habe. Doch Hochschilds Buch beschäftige sich auch mit den Entwicklungen im 20. Jahrhundert, etwa wenn er Gemeinsamkeiten zwischen Leopold und Mobutu aufzeigt. Nebenbei weist Bitala darauf hin, dass bei Erscheinen dieses Buchs 1998 für den Mord an Lumumba noch die CIA als verantwortlich galt, was mittlerweile überholt sei. Nach neueren Erkenntnissen seien die Belgier der CIA bei der Ermordung Lumumbas zuvorgekommen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.05.2000

Mit ansteckender Begeisterung bespricht Renate Wiggershaus dieses Buch, mit dem es ihrer Ansicht nach dem Autor gelungen ist, die Verbrechen im Kongo "so spannend und engagiert, so detailliert wie keinem vor ihm" zu schildern. Drei Aspekte hebt sie besonders hervor: Zum einen betont sie, dass der Autor bisher nicht berücksichtigtes Quellenmaterial vorstellt, das ermöglicht, auch die Sicht der Opfer kennen zu lernen. Zweitens habe Hochschild die Biografien der Täter genauer unter die Lupe genommen, um herauszufinden, wieso ein Völkermord diesen Ausmaßes und mit solcher Grausamkeit möglich waren. Der dritte Punkt betrifft die ausführliche Porträtierung der Menschen, die gegen das Plündern und Morden im Kongo protestierten und dabei nicht nur ein erhebliches Maß an Mut bewiesen, sondern auch teilweise sehr erfolgreich waren. Nicht zuletzt weist Wiggershaus auf die westlichen Verstrickungen bei der Machtübernahme des Diktators Mobutu hin, der an der Ermordung seines nach Unabhängigkeit strebenden Vorgängers Lumumba nicht unbeteiligt war.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.03.2000

Als außerordentlich materialreich lobt Andreas Eckert diese Darstellung der belgischen Kolonialverbrechen im Kongo, die so nachhaltig verdrängt worden sind, daß Forschern von der belgischen Regierung noch 70 Jahre später heikle Dokumente vorenthalten wurden. Eckert verweist auf Joseph Conrads berühmten Roman "Herz der Finsternis", der diese Schrecken zum Thema hat, ohne daß die Rezeption des Buches je wirklich diesen historischen Bezugspunkt wahrgenommen hätte. Sichtlich betroffen gibt Eckert viele grauenhafte Details aus der historischen Erzählung des amerikanischen Journalisten wieder und endet mit dem Hinweis, daß nach wie vor die Zustände in der Demokratischen Republik Kongo von Terror, Gewalt und Hunger beherrscht werden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.02.2000

"Mit großem erzählerischen und dramaturgischen Geschick" habe Hochschild die grausame Geschichte der belgischen Kolonialpolitik im Kongo aufbereitet, lobt Rezensent Axel Rühe. Besonders der Kniff Hochschilds, sich auf wenige, besonders faszinierende Figuren zu beschränken, scheint Rühle zu gefallen. Die Bösewichte haben Shakespearsches Format: vor allem König Leopold II., ein "Hypochonder", der sein Geld "für architektonische Scheußlichkeiten verpulverte". Als er 1908 den Kongo aufgeben mußte, "verachtete ihn die Welt". Der Held in der Geschichte, erzählt Rühe, war ein kleiner Konturist namens Edmund Dene Morel, der die Welt Ende des 19. Jahrhunderts unermüdlich auf die Greueltaten der Belgier im Kongo aufmerksam machte. Besonders beeindruckt hat Rühe jedoch, wie Hochschild den König "im Präkambrium des Medienzeitalters" als Meister der Pressekampagnen darstellt: Während seine Statthalter den Kongo ausraubten und die Menschen abschlachtete, verkaufte Leopold den Amerikaner sein Projekt als "Konföderation freier Negerrepubliken" - die Südstaatler hofften, "aufmüpfige Schwarze" dorthin schicken zu können.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.02.2000

"Mit großem erzählerischen und dramaturgischen Geschick" habe Hochschild die grausame Geschichte der belgischen Kolonialpolitik im Kongo aufbereitet, lobt Rezensent Alex Rühle. Besonders der Kniff Hochschilds, sich auf wenige, besonders faszinierende Figuren zu beschränken, scheint Rühle zu gefallen. Die Bösewichte haben Shakespearsches Format: vor allem König Leopold II., ein "Hypochonder", der sein Geld "für architektonische Scheußlichkeiten verpulverte". Als er 1908 den Kongo aufgeben mußte, "verachtete ihn die Welt". Der Held in der Geschichte, erzählt Rühe, war ein kleiner Konturist namens Edmund Dene Morel, der die Welt Ende des 19. Jahrhunderts unermüdlich auf die Greueltaten der Belgier im Kongo aufmerksam machte. Besonders beeindruckt hat Rühe jedoch, wie Hochschild den König "im Präkambrium des Medienzeitalters" als Meister der Pressekampagnen darstellt: Während seine Statthalter den Kongo ausraubten und die Menschen abschlachtete, verkaufte Leopold den Amerikaner sein Projekt als "Konföderation freier Negerrepubliken" - die Südstaatler hofften, "aufmüpfige Schwarze" dorthin schicken zu können.
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