Stefan Plaggenborg

Experiment Moderne

Der sowjetische Weg
Cover: Experiment Moderne
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783593380285
Broschiert, 401 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Die Oktoberrevolution katapultierte das rückständige Russland in ein neues Zeitalter. Die Sowjetunion begann als historisches Experiment, das mit der alten Gesellschaft, ihrer Kultur und ihren Traditionen vollkommen brach. Stefan Plaggenborg analysiert die wechselvolle Geschichte zwischen dem revolutionären Aufbruch 1917 und dem krisenhaften Zusammenbruch 1991 aus dem Blickwinkel der Moderne. Zweifellos hat die Sowjetunion die Moderne auf eigene Weise geprägt. Der Verlust von Millionen Menschenleben, die Beschleunigung der Zeit, die allgegenwärtige Gewalt, die Herausbildung eines Maßnahmen- und Normen- ebenso wie eines Wohlfahrtsstaates sowie die Bestrebungen, ein Imperium zu errichten, diese Aspekte der sowjetischen Geschichte sind zugleich Aspekte der Geschichte der Moderne. Sie müssen in die historischen und theoretischen Auseinandersetzungen um die Moderne einbezogen werden, sonst bleibt das 20. Jahrhundert unverständlich und die Modernetheorie auf einem Auge blind.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.09.2006

Bereits im Jahr 1908 finde der Autor die "Wurzeln" des stalinistischen Denkens in voller Blüte, so Rezensent Ulrich M. Schmid, und beleuchte damit eine bisher kaum wahrgenommene Periode des sowjetischen Totalitarismus. Damals sei Lenin in einer Debatte mit Bogdanow bereits rigoros gegen jedes Andersdenken vorgegangen, damals noch argumentativ. Solche "verbale Gewalt", referiert der Rezensent, sei dann nach der Machtergreifung im Jahr 1917 in reale Gewalt umgeschlagen bzw. habe sich fortgesetzt. Aufschlussreich zum Verständnis der modernen Qualitäten des stalinistischen Terrors sei auch, dass die Opfer unter großem Aufwand juristisch verurteilt worden seien.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.09.2006

Ein wichtiges Buch, meint Stefan Breuer und kategorisiert Stefan Plaggenborgs Studie über den sowjetischen Weg in die Moderne als "kritische Historie im besten Sinne". Kenntnisreich und perspektivisch großzügig hat ihm der Autor die Schrecken der Oktoberrevolution und jene der sowjetischen Moderne eindringlich präsentiert und versucht Verbindungen herzustellen. Breuer reicht das allerdings nicht ganz. Max Webers Herrschaftssoziologie vermisst er als Kategoriengeber und Analysehilfe. Und das "integrierende" Moment der Gewalt nimmt er Plaggenborg so nicht ab. Hätten Lenin, der Leninismus und die Partei da nicht auch noch ein Wort mitzureden gehabt?
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