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Politisches Buch

Anerkennend wurde Paul Noltes Buch "Generation Reform" () aufgenommen, in dem der Historiker Bedarf und Möglichkeiten von Reformen in Deutschland analysiert. "Paul Nolte hat die Krise der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft so scharfsinnig, so eindringlich und mit so viel historischer Tiefendimension ausgeleuchtet wie vor und neben ihm kaum ein anderer", schreibt Tobias Dürr emphatisch in der Zeit und empfiehlt ihn gleich als Fähnleinführer dieser neuen Generation. Die taz hält Nolte zugute, dass er einige interessante und bittere Wahrheiten ausspricht, stört sich allerdings an seinem "elitärem Denken". Von sich reden gemacht haben auch Gabor Steingarts Streitschrift "Deutschland - Der Abstieg eines Superstars" (), Christoph Keeses Aufruf "Rettet den Kapitalismus" (), nicht zu vergessen Frank Schirrmachers "Das Methusalems-Komplott" ().

"Anrührend, mutig, wahrhaftig" findet die Zeit "Meines Vaters Land" () von Wibke Bruhns, in dem sie sich auf Suche nach ihrem Vater begibt, der sich vom großbürgerlichen Kaufmann zum begeisterten Nazi und schließlich zum Mitverschwörer des 20. Juli wandelte. Die SZ hält diese "private Geschichte Deutschlands" für "eine große Leistung". Und auch die FAZ war von "Meines Vaters Land" mitgerissen.
Nicht gerade überschwänglich, aber doch alles in allem positiv ist das Echo auf den ersten Band von Richard J. Evans' Mammutwerk über "Das Dritte Reich" (). NZZ und Zeit bescheinigen Evans, eine plausible, differenzierte und bestens lesbare Gesamtdarstellung ohne ideologische Scheuklappen und moralisierende Beigaben vorgelegt zu haben. Die taz hätte sich von dem britischen Starhistoriker zwar insgesamt mehr erwartet, doch fand sie den Abschnitt über die Machtergreifung "plastisch, fesselnd und spannungsreich". Und in der NZZ orakelt Klaus Holz: "Wenn dieses Buch keine große Leserschaft findet, dann liegt es nicht am Buch".

Großes Lob bekommt Norman M. Naimark für sein Buch "Flammender Hass" (). Es geht um die großen "ethnischen Säuberungen" im 20. Jahrhundert, die für den amerikanischen Osteuropa-Historiker nicht Folge eines "uralten Hasses" sind, sondern "moderner Kriegsführung". Was Karl Schlögel in der Zeit am meisten beeindruckt hat, ist, wie Naimark über "eines der beschämendsten Kapitel europäischer Geschichte sprechen kann, ohne in den Ton der Auf- und Abrechnung zu verfallen".
Erwähnt werden sollten auch zwei Bücher zum Terrorismus, der die Bücherwelt gar nicht sonderlich zu beschäftigen scheint: Paul Bermans Polemik "Terror und Liberalismus" () findet Robert Misik in der taz zwar arg strapaziös, aber auch recht tiefsinnig. Und Loretta Napoleonis "Ökonomie des Terrors" (bestellen) wartet mit einer Reihe frappierender Details zur Schattenwirtschaft auf - zum Beispiel heroinsüchtige Kamele oder Schutzgeldzahlungen deutscher Unternehmen an die PLO. Eine Leseprobe finden Sie hier.

In aller Munde ist natürlich Helmut Kohls Memoirenband "Erinnerungen 1930-1982" (). Die Kritiken fallen erwartungsgemäß unterschiedlich aus. Hans-Peter Schwarz schwärmt in der FAZ von einem "in jeder Hinsicht einzigartigen Memoirenband", der Einblicke in die institutionellen Mechanismen der Bundesrepublik gewähre und dazu noch "süffig" geschrieben sei. Für Warnfried Dettling (SZ) beweist Kohl ein Politikverständnis, das einer feudalen Lehnsordnung gleichkommt. Die Leidenschaftslosigkeit der Darstellung verblüfft ihn.

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