Adam Zagajewski

Die Wiesen von Burgund

Ausgewählte Gedichte
Cover: Die Wiesen von Burgund
Carl Hanser Verlag, München 2003
ISBN 9783446203662
Gebunden, 176 Seiten, 15,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben und aus dem Polnischen übersetzt von Karl Dedecius. Im Mittelpunkt von Adam Zagajewskis poetischen Erkundungen steht Europa: europäische Musik und Philosophie, Europas Architektur und seine Landschaften, aber immer auch des Dichters eigene Geschichte. Er, den seine Ironie davor bewahrt, ein reiner Elegiker zu werden, verkörpert so tief wie kaum ein anderer das europäische Bewusstsein mit allen Ambivalenzen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.01.2004

Als Dichter verkörpert Zagajewski für Martin Meyer den Typus des "sentimentalischen Künstlers", der fragt, zweifelt, sich vor der Geschichte nicht verschließt und der ein außerordentliches Gespür hat für lebendige Widersprüche - ein Dialektiker. Zagajewskis Lyrik lebt von Ambivalenzen, meint Meyer, welche die Gegensätze, die Pole auslote, aber keine Mitte fände. Zugleich ist seine Sprache phänomenologisch ausgerichtet: es ist kein Zufall, so der Rezensent, dass Zagajewski eine besondere Beziehung zur Musik und zu den Malern unterhalte: namentlich Vermeer, van Gogh, aber auch Beethoven oder Schubert tauchten auf, woraus Meyer eine Vorliebe des Dichters für sonderbare, introvertierte Charaktere ableitet. Auch einen theologischen, mystischen Unterton nimmt der Rezensent wahr, wobei er auch hier wieder Zagajewskis Skeptizismus walten sieht: "Er wirkt; doch wie?", schreibt Meyer. Den Gedichten sind einige Epigramme hinzugefügt, die Karl Dedecius wie alles famos ins Deutsche gebracht habe, wobei er das "Hin und Her aus intellektueller Mobilität und lyrischer Gelassenheit auch in dem härteren Idiom erfahrbar" mache.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.12.2003

Andreas Dorschel preist in seiner kurzen Kritik diesen Gedichtband von Adam Zagajewski mit großem Enthusiasmus. Er würdigt den polnischen Lyriker als "großen Europäer", der in seinen Gedichten darauf verzichtet, selbstverliebt seiner "Wortmacht" zu frönen und stattdessen ein "Bewusstsein" für die "Brüchigkeit" auch der Schönheit der Welt wach hält. Dorschel rühmt Zagajewskis "welthaltigen und gedankenvollen" Gedichte, wo selbst einer "Elegie auf ein Radio" ohne jede "Banalität" erscheint. Dass dann auch noch die Übersetzung von Karl Dedecius derart "kraftvoll und genau" ist, dass man vergisst, dass es sich bei den Versen überhaupt um Übertragungen handelt, lobt Dorschel nachdrücklich.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.10.2003

Nicht ohne Bewunderung, aber vor allem nicht ohne kritische, manchmal gar spöttische Schärfe bespricht Karl-Markus Gauß den neuesten auf Deutsch vorliegenden Gedichtband von Adam Zagajewski, der aber auch ältere Gedichte enthalte und deshalb als Einstieg ins Werk tauge. Wie schon bei vorangegangenen Ausgaben fehlen bibliographische Hinweise, doch das hat Gauß weniger bekümmert als Zagajewskis Schübe von poetischer Prätention: Gelinge ihm ein großartiger, kraftvoller Vers, sei die nächste Zeile feinsinnig arrangierter Erlesenheiten aus der Welt der Hochkultur nicht fern - auf Genialität folge allzu oft Manierismus oder schierer Kitsch. Man merkt ihm, schreibt Gauß, die Anstrengung an, "lauter Gedichte schreiben zu müssen, die alles sind: sinnlich, aber trotzdem gedankenreich, kultiviert, aber auf überraschende Weise, unmittelbar anrührend, aber bitte stets vor dem Hintergrund der ganzen abendländischen Tradition. Seitenweise möchte man sich wunderbare Verse dieses Dichters notieren, aber kaum ein Gedicht als Ganzes merken."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.10.2003

Dieser Gedichtband, der eine Auswahl der Lyrik des polnischen Autors aus allen seinen Werkphasen enthält, gibt Jan Wagner einen "mitreißenden Einblick" in das Werk Adam Zagajewskis. Zugleich sei dieser Band so etwas wie ein "Resümee" seines bisherigen Schaffens. Dabei tritt der Lyriker laut Rezensent sowohl als "homo politicus" auf, als auch als präziser und emphatischer Beobachter. Zagajewski geht mit der Wirklichkeit auf "Tuchfühlung", greift aber nie zum "allzu Naheliegenden", lobt Jung, den die "gedankliche Brillanz" und die "poetische Dichte" der Gedichte beeindruckt hat. Zudem wirken die Gedichte trotz sehr sorgfältiger Komposition wie "von leichter Hand und en passant", bemerkt der Rezensent angetan. Auch die "treffenden Bildlichkeit" begeistert ihn. An "kaum einer Stelle", auch bei den rund ein Drittel des Bandes ausmachenden neueren Gedichte, lässt sich nachlassende "poetische Intensität" feststellen, erklärt ehrfürchtig der Rezensent.