Norberto Fuentes

Die Autobiografie des Fidel Castro

Cover: Die Autobiografie des Fidel Castro
C.H. Beck Verlag, München 2006
ISBN 9783406542169
Gebunden, 757 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Thomas Schultz. Norberto Fuentes alias Fidel Castro erzählt aus dem kubanischen Alltag, von der Familie, den Ehen und den Begegnungen ohne amtliche Bescheinigung, von den Finanzquellen und den politischen Weggefährten, dem Charme und dem Sex-Appeal und vom großen politischen Instinkt des Maximo lider. Aber ohne es recht zu merken sehen sich Leserin und Leser in einem raffinierten Spiegelkabinett der Wahrheiten und der wirklichen Wahrheiten. Fuentes, der wie kaum ein anderer Fidel Castro und die Geschichte seiner Politik kennt, rückt unauffällig manches Bild zurecht und setzt neue, überraschende Akzente, die aufhorchen lassen. Sein großer Freund, Che Guevara, die Legende der Revolution, ein Rivale, der entfernt werden musste?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.08.2006

Die Frage, ob angesichts der zahlreichen Publikationen zu Fidel Castro diese Lebensbeschreibung in Form einer fiktiven Autobiografie von Norberto Fuentes noch Gewinnbringendes zu bieten hat, kann Georg Sütterlin eindeutig mit Ja beantworten. Fuentes war lange Zeit regierungstreuer Journalist im unmittelbaren Umkreis des Castro-Regimes, bis er verhaftet wurde und 1994 schließlich ins Exil nach Florida ging, erklärt der Rezensent, der keinen Hehl aus seiner Verachtung für diesen Teil von Fuentes Karriere macht. Dennoch überzeugt ihn der Versuch, Castro aus der Ich-Perspektive zu schildern, und das liegt nicht nur an den intimen Kenntnissen des Autors über den kubanischen Diktator, sondern auch an seiner an Hemingway geschulten, unmittelbaren Erzählweise. Fuentes gehe es in seiner Biografie nicht um die chronologischen Ereignisse der kubanischen Revolution, er interessiere sich vor allem für den Menschen Castro und dessen Beweggründe. Damit ist ihm ein hervorragendes und kluges Buch gelungen, freut sich Sütterlin, der sicherheitshalber noch darauf hinweist, dass diese Biografie in jeder Hinsicht "gewichtig" ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.08.2006

Lobend äußert sich Walter Haubrich über diese fingierte Autobiografie Fidel Castros, die Norberto Fuentes verfasst hat. Er würdigt den kubanischen Schriftsteller als "großen Erzähler und Meister der spanischen Literatursprache". Anerkennung zollt Haubrich auch der Integrität Fuentes', der dem langjährigen Weggefährten Fidel die Gefolgschaft kündete, nachdem dieser umstandslos einige Freunde hatte erschießen lassen. Den folgenden Roman, der im Original an die zweitausend Seiten umfasst, liest Haubrich dann auch als eine Art "Befreiungsschlag" des Autors. Nach der packenden Lektüre des Werks fühlt er sich umfassend über Castro und die kubanische Geschichte der vergangenen fünfzig Jahre informiert. Er attestiert Fuentes, ein äußert authentisches Bild Castros zu zeichnen, ihm zu zeigen, wie er tatsächlich ist: "selbstbewusst, arrogant, sarkastisch und humorvoll". Etwas problematisch erscheint Haubrich nur die in der deutschen Ausgabe erfolgte Kürzung des Romans um mehr als die Hälfte - zumal vorwiegend aus der Beschreibung der Zeit gekürzt wurde, in der Castro schon als Diktator an der Macht war.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.08.2006

Hans-Martin Lohmann kann sich nicht vorstellen, dass es in absehbarer Zeit ein besseres Buch über Fidel Castro geben wird. Norberto Fuentes hat auf ganzer Linie gesiegt, sowohl literarisch als auch inhaltlich. Das Experiment, eine fiktive Autobiografie in der ersten Person Singular zu schreiben, sei vollauf geglückt und brauche sich nicht vor bekannten Vorbildern wie Marguerite Yourcenars Einfühlung in den römischen Kaiser Hadrian zu verstecken, schwärmt der eigenen Angaben nach am Anfang noch zweifelnde, auf der letzten Seite aber von der stilistischen "Brillanz" Fuentes' hingerissene Rezensent. Auch inhaltlich ist er vollauf zufrieden. Fuentes lasse den Leser an seinen "detaillierten und intimen" Kenntnissen des maximo lider teilhaben, und zeichne einen Castro, der weder im Guten noch im Schlechten verzerrt wird, sondern eher als "schlauer Held der politischen Überlebenskunst" erscheint. Da hätte es gar nicht mehr der vorbildlich kommentierten Bibliografie im achtzigseitigen Anhang bedurft, um Lohmann vorbehaltlos von Fuentes' Kompetenz und Könnerschaft begeistert sein zu lassen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.06.2006

Des Schlechten zuviel böten die fiktiven Bekenntnisse Fidel Castros aus der Hand von Norberto Fuentes, gibt sich Rezensent Merten Worthmann ein wenig verstimmt. Der Trick des Autors, Castro als Ich-Erzähler frei von der Leber weg erzählen zu lassen, erweise sich als unsaubere Lüge über einen notorischen Lügner. Denn als Leser komme man nie in den Genuss von Castros reiner gemeiner Stimme, sondern höre ständig des Autors Rachsucht mitsprechen, wenn er Castros Skrupellosigkeit mit übelsten Affekten und Motiven ausmalt. Andererseits, blickt der Rezensent auf die Qualitäten der fiktiven Autobiografie, gebe es wohl kaum jemand, der so fachkundig über den Diktator schreiben kann wie Norberto Fuentes. Die nackten Fakten seien entsprechend eindrucksvoll, und trotzdem erfahre der Leser beinahe nichts über die kubanische Innen- und Wirtschaftspolitik, und auch viele historische Ereignisse würden nur ausschnittweise wiedergegeben. Und möglicherweise habe Fidel Castro , deutet der Rezensent ohne jede Sympathie für den Maximo Lider an, sogar mal Entscheidungen getroffen, die nicht hinterhältig waren.
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