Andrejs Petrowski

Weltverschlinger, Manipulatoren und Schwärmer

Problematische Individualität in der Literatur des späten 18. Jahrhunderts
Cover: Weltverschlinger, Manipulatoren und Schwärmer
C. Winter Universitätsverlag, Heidelberg 2002
ISBN 9783825313500
Gebunden, 351 Seiten, 52,00 EUR

Klappentext

Weltverschlinger, Manipulatoren und Schwärmer sind Figuren der Literatur des späten 18. Jahrhunderts, die eines gemeinsam haben: sie reflektieren die Problematik der Individualität. Diese besteht einerseits darin, dass der einzelne als Individuum seine Einzigartigkeit unter Beweis stellen muss - ein Anspruch, der eine Überforderung beinhaltet. Andererseits führt die im 18. Jahrhundert vorangetriebene Materialisierung des Menschen dazu, den einzelnen als ein kausalgesteuertes Triebwesen zu verstehen, das mit Recht auf der Verwirklichung seiner individuellen Wahrnehmungs- und Handlungsdispositionen beharrt. In den Schriften von Sade, Rousseau, Laclos, Diderot, Wieland, Goethe und dem europäischen Schauerroman erscheint darum das moderne Individuum als ein hermetisch in sich verkapseltes Wesen, das entweder die Welt beherrschen oder sie nicht zur Kenntnis nehmen will.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.08.2002

Alexander Honold erblickt in Andrejs Petrowskis "Weltverschlinger, Manipulatoren und Schwärmer" eine "kluge Studie" zur Literatur des späten 18. Jahrhunderts. Scharfsinnig, lobt der Rezensent, skizziert Petrowski ein Individualitätskonzept, "das sich aufreibt zwischen theologischen Restbeständen und materialistischer Destruktion". Wie er weiter ausführt, widmet sich Petrowski vor diesem Hintergrund vor allem den negativen Helden des Schauerromans. Der 1798 erschienene Roman "Pauliska ou la perversité moderne" von Révéroni Saint-Cyr, in dem ein gewisser Baron d'Olnitz eine vertriebene polnische Gräfin gefangensetzt, an ihr magnetisch-elektrische Experimente verübt, und sie mit Liebesdrogen gefügig macht, dient Petrowski dabei als Schlüsseltext, weiß Honold. Im "Horror solcher Experimente" sieht der Autor nicht nur die bekannte Dialektik der Aufklärung, die in ihr Gegenteil umschlägt, erläutert Honold, "sondern auch Ausdruck für die neuen Spielräume der literarischen Fiktion". Neben Saint-Cyrs Roman beschäftigt sich Petrowski auch mit Rousseaus "Emile" sowie den Romanen von De Laclos und de Sade, berichtet Honold. Obwohl "Individualität" für Honold nicht ganz das "treffende Leitkonzept" für diese Studie zu sein scheint, zeigt er sich von der "sprachgewandt und pointenreich vorgetragenen Untersuchungen" Petrowskis insgesamt sehr angetan.
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