Adolf von Harnack

Marcion

Der moderne Gläubige des 2. Jahrhunderts, der erste Reformator. Die Dorpater Preisschrift (1870). Kritische Edition des handschriftlichen Exemplars mit einem Anhang
Cover: Marcion
Walter de Gruyter Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783110175332
Gebunden, 446 Seiten, 128,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Friedemann Steck. Die Dorpater Preisschrift "Marcion. Der moderne Gläubige des 2. Jahrhunderts, der erste Reformator" des 19-jährigen Adolf Harnack (1851-1930) ist 1870 von der Theologischen Fakultät in Dorpat mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet worden. Das voluminöse Werk (476 Seiten) blieb damals gleichwohl unveröffentlicht. Durch Harnacks Leipziger Jahre zieht sich noch wie ein roter Faden die Idee einer Monografie zu Marcion aus Sinope, doch erst 50 Jahre später lässt er die große Monografie "Marcion. Das Evangelium vom fremden Gott" erscheinen. In dem Spätwerk hat Harnack die Dorpater Jugendschrift noch einmal vollständig neu bearbeitet, von der nach seinen Worten "auch nicht ein Satz stehen geblieben ist". Das verschollen geglaubte Manuskript der Dorpater Preisschrift wurde überraschend in der Berliner Staatsbibliothek entdeckt und wird mit dieser kritischen Edition in transkribierter Form zugänglich gemacht. Zusätzlich zu dem Neufund werden in einem Anhang das Gutachten Moritz Baron von Engelhardts, das Dorpater Studienbelegbuch Harnacks sowie das Redemanuskript des späten Vortrags "Marcion. Der radikale Modernist des 2. Jahrh." (1923) ediert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.02.2004

Der Rezensent Wolfram Kinzig ist ziemlich angetan von Friedemann Stecks arbeitsintensiver Rekonstruktion der ersten Arbeit des späteren großen Marcion-Forschers und Kirchenhistorikers Adolf Harnack. Der hatte als Student - protegiert von wohlmeinenden Förderern - eine Preisschrift verfasst, für die er eine Goldmedaille gewonnen und dank der er gleichzeitig sein lebenslanges Forschungsgebiet gefunden hat. Deshalb findet Kinzig lobens- und erwähnenswert, dass in diese Edition auch die Erstehungsgeschichte jener Streitschrift aufgearbeitet wird. Nur war diese Arbeit nicht verschollen, wie Steck im Vorwort behauptet, sondern lag - für Interessierte jederzeit auffindbar - in Harnacks Nachlass in der Berliner Staatbibliothek. Allerdings wäre die Lektüre des nur handschriftlich vorliegenden Textes recht kompliziert gewesen, weil durch viele Anmerkungen, die Harnack der Arbeit beigefügt hat, ein Notizen- und Zettelchaos entstanden war. Wie der Herausgeber mit diesem Problem umgegangen ist, findet Kinzig eine angemessenen Lösung. Seiner Meinung nach ist die Veröffentlichung deshalb auf jeden Fall ein "wissenschaftsgeschichtliches Ereignis".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.01.2004

Als "kleine Sensation" wertet Friedemann Voigt den Fund, den Friedemann Steck im Nachlass Adolf von Harnacks in der Berliner Staatsbibliothek gemacht hat: ein handschriftliches Exemplar von Harnacks verloren geglaubter Dorpater Preisschrift "Marcion. Der moderne Gläubige. Der erste Reformator", die der erst 19-jährige im Jahre 1870 verfasst hatte. Den hohen Erwartungen, die die Interpreten Harnacks an die Preisschrift knüpften, wird das Werk nach Voigts Ansicht durchaus gerecht. Ja, er hält es sogar für angebracht, den Beginn der modernen Marcion-Forschung - bisher durch Harnacks 1921 veröffentlichte Monographie "Marcion. Das Evangelium vom fremden Gott" markiert - nun 50 Jahre früher anzusetzen. Schon diese erste Schrift Harnacks zeichnet sich für Voigt durch ein hohes Maß an selbstständigem Denken aus. Sie lasse den Bildungsprozess eines Theologiestudenten erkennen, "dessen genialer Blick hinter der Gestalt des Häretikers aus dem zweiten Jahrhundert Formationsprobleme der zeitgenössischen Theologie entdeckt." Stecks "sorgfältige, schön ausgestattete Edition" des Textes bietet nach Voigt eine "angemessene Textgrundlage" für die anstehenden Debatten in der Harnack-Forschung. Auch die historische Einleitung von Steck, den er als "erstklassigen Kenner Harnacks und der Theologie seiner Zeit" würdigt, hält Voigt für "vorzüglich". Etwas bedauerlich findet er da nur die Zurückhaltung, die sich Steck bei der Interpretation des Textes auferlegt.
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