G. K. Chesterton

Der Mann, der zuviel wusste

Kriminalgeschichten
Cover: Der Mann, der zuviel wusste
Manesse Verlag, Zürich 2011
ISBN 9783717522287
Gebunden, 349 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Renate Orth-Guttmann. Warum rast der Parlamentsabgeordnete Sir Humphrey Turnbull ungebremst über einen Abhang in den Tod? Was hat der Premierminister mit dem rätselhaften Ableben eines Zeitungsmagnaten zu tun? Horne Fisher ist scheinbar zufällig immer zur Stelle, wenn einflussreiche Persönlichkeiten in kompromittierende Situationen geraten. Gilbert Keith Chesterton erzählt mit feinstem britischem Humor von brisanten Mordfällen unter Aristokraten. Horne Fisher ist der Mann, der zu viel weiß über die dunklen Geheimnisse und illegalen Machenschaften der Upperclass. Im Unterschied zu seinem berühmten Kollegen, dem freundlichen und rechtschaffenen Pater Brown, ist er ein kühler Kopf, ein Zyniker mit besten Verbindungen in Regierungskreise.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.10.2011

Für Jürgen Kaube ist Gilbert Keith Chesterton einer der "herrlichsten Schriftsteller aller Zeiten". Umso dankbarer ist der Rezensent über die Entscheidung des Manesse-Verlags, mit "Der Mann, der zuviel wusste" auch eines der unbekannten Werke des Krimi-Autoren neu zu erschließen. Kaube folgt hier dem apathischen Detektiv Horne Fisher bei seinen Ermittlungen im Milieu der politischen Oberschicht, wo dieser verzweifelt erkennen muss, dass Moral offenbar nicht immer das oberste Gebot zu sein scheint und die von ihm überführten Täter dementsprechend nicht ausliefert. Der Rezensent lobt nicht nur Chestertons intellektuellen Humor, sondern auch die für Detektivgeschichten eher ungewöhnlichen, sehr beeindruckenden englischen Landschaftsbilder.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.09.2011

Zurecht begann man vor einiger Zeit damit Gilbert Keith Chesterton, einen der beliebtesten Autoren seiner Zeit und Verfasser wunderbar "abstruser" Erzählungen, auch hierzulande wiederzuentdecken, findet Rezensent Werner von Koppenfels. Und wenn sein Werk so hervorragend übersetzt und kommentiert erscheint wie die acht nun unter dem Titel "Der Mann, der zu viel wusste" herausgegebenen, erstmals 1922 veröffentlichten Detektivgeschichten, dürfte es eigentlich nichts einzuwenden geben. Dennoch muss der Rezensent leider feststellen, dass diese bizarren Stories nicht nur Liebhaber gängiger Detektivliteratur befremden dürften, sondern auch moralisch schwer verdaulich sind. Denn die Geschichten um den melancholischen Detektiv Horne Fisher, dessen exzellent gelöste Fälle immer wieder durch eine korrupte Oberschicht vertuscht werden, seien nicht nur durch Chestertons Konvertierung zum Katholizismus geprägt, sondern ließen vor allem die Enttäuschung ihres patriotischen, einstmals liberalen Autors vom Ersten Weltkrieg erkennen. Und so erkennt der Rezensent in den fremdenfeindlichen und antisemitischen Äußerungen des Protagonisten dann doch mehr den "platten Propagandisten" als den talentierten Autor.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.07.2011

Vergnügt berichtet Judith von Sternburg von ihrer Chesterton-Lektüre, die ihr gewohnt gediegene Krimirätsel bescherte. Held dieser Erzählungen, die von Renate Orth-Guttmann mit viel "Gespür für Über- und Untertreibungen" übersetzt wurden, wie Sternburg lobt, ist der Aristokrat Horne Fisher, den ein misslungener Ausflug in die Politik das Schweigen lehrte. Die Staatsräson verbietet, das kriminelle Establishment vorzuführen, das Empire könnte Schaden nehmen. Sein Wissen behält er also für sich. Deutschen- und judenfeindliche Auslassungen des Aristokraten verzeichnet Sternburg zwar, lässt sich aber von ihnen nicht die Freude an den Erzählungen verderben, die sie mit orientalischen Giften, Schreien in der Nacht und einem oft bizarren, aber patriotischen Ende unterhielten.