Magazinrundschau

Denkfiguren des Universellen

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
27.01.2015. Die NYRB lässt Flüchtlinge vom Leben unter dem IS erzählen. Im Guardian fragt Julie Walters: Wo sind die Schauspieler aus der Arbeiterklasse geblieben? Zu viel Anthropologie führt zu Gettoisierung, fürchtet in Telerama der Philosoph Abdennour Bidar. In Pitchfork erklärt Björk den Unterschied zwischen ihr und Kanye West. Der New Yorker schnuppert an einem salmonellenverseuchten Hühnchen. The Verge stellt die neueste Spionagesoftware vor: FinFisher - von D und GB für Bahrain!

New York Review of Books (USA), 05.02.2015

Nach Syrien dürfen westliche Journalisten nicht, in die Gebiete des Islamischen Staats können sie nicht. Sarah Birke hat also im türkischen Grenzgebiet Flüchtlinge befragt, um sich ein Bild vom Leben in der vom IS kontrollierten Stadt Raqqa zu machen: "Obwohl der IS nicht in der Lage ist, Telefone und Internet zu überwachen, weil sie vom syrischen Regime kontrolliert werden, sammelt die Gruppe Informationen über jeden, überwacht die öffentliche Plätze, greift sich einzelne Handys heraus und lässt jedem den Kopf abschlagen, der beim Filmen erwischt wird (daher der Mangel an Bildern aus der Stadt). Viele Syrer erzählten mir, dass sie aus Angst, erwischt zu werden, Fotos und Musik auf ihren Telefonen gelöscht hätten. Schon vor Monaten beschrieben die Leute, wie ausländische Dschihadisten ihre Familien nach Raqqa holten und syrische oder ausländische Frauen heirateten - die, ebenso wie Männer, in weit größerer Zahl vom IS angelockt wurden als von jeder anderen dschihadistischen Bewegung. Viele waren beeindruckt vom Aufbau des "Kalifats" und den Vorteilen des dortigen Lebens. Der Islamische Staat verteilt Häuser an Kämpfer, und laut einigen Berichten erhalten Witwen Unterstützung gemäß der Zahl ihrer Kinder ... In einer Stadt, in der vormals ein Nachbar den anderen kannte, sprechen nur noch wenige dieselbe Sprache, sagt mir eine Ärztin: "Als ich Raqqa verließ, war es als syrische Stadt nicht mehr zu erkennen.""

Michael Greenberg erklärt den Aufstand der New Yorker Polizei gegen Bürgermeister Bill di Blasio auch damit, dass die Cops den stillschweigenden Pakt aufkündigt sehen, laut dem sie die Drecksarbeit erledigen und dafür die Politik bei übermäßiger Gewalt ein Auge zudrückt.

Guardian (UK), 26.01.2015

Simon Hattenstone porträtiert die britische Schauspielerin Julie Walters, die in den siebziger Jahren über das politische Theater groß geworden ist. Walters vermisst die soziale Offenheit der alten Zeiten, als Schauspieler aus der Arbeiterklasse, wie sie und Pete Postlethwaite, hart arbeiteten, hart tranken und ihnen trotzdem alles möglich war: "Wenn sie heute anfinge, glaubt sie, würde sie keine Chance mehr haben. "Leute wie ich wären gar nicht in der Lage, aufs College zu gehen. Ich konnte es, weil ich eine Förderung bekam. Ich weiß gar nicht, wie man das heute schafft." Die fehlende Chancengleichheit hindert nicht nur Leute daran, in den Schauspieler-Beruf zu kommen, sie schränkt auch die Themen für Theaterstücke ein. "Junge Leute aus der Arbeiterklasse sind nicht mehr repräsentiert. Das Leben der Arbeiterklass kommt nicht mehr vor. Das ist wirklich schlimm. Ich fürchte, wir bekommen eine Menge mehr Mittelklasse-Dramen. Und Mittelklasse-Leute werden wieder wie früher die Leute aus der Arbeiterklasse spielen."

Faramerz Dabhoiwala erinnert die von Stephen Frys Hochzeit mit dem dreißig Jahre jüngeren Elliott Spencer aufgeschreckten Briten, dass die Ehe von Mann und Frau noch nie die einzige Form von Lebensgemeinschaft war: "Durch die ganze klassische Antike hindurch bis zum Ende des Mittelalters findet man in ganz Europa Beispiele formaler religiöser Zeremonien, in denen zwei sich liebende Männer feierlich fürs Leben verbunden wurden. Beschworene Verbindungen oder rituelle Bruderschaften gingen Könige und Aristokraten ein, Waffenbrüder und Männer jeglicher Herkunft - im 14. Jahrhundert beschrieb Chaucer die Bruderschaften von Händlern, Mönchen und sogar Bauern."
Archiv: Guardian

Telerama (Frankreich), 25.01.2015

Vincent Remy unterhält sich mit dem Philosophen Abdennour Bidar, der bereits im Oktober einen offenen Brief an die islamische Welt geschrieben hat. Darin plädiert erfür Selbstkritik und Reformen. Bidar hält einen humanistischen Islam, der die Menschrechte respektiert, für möglich. Auf die Frage, ob es in Frankreich etwas zu viel soziologische als philosophische Anstrengungen zum Thema gebe, antwortet er: "Zu viel einer differenzialistischen Anthropologie. Sie zwingt zu Relativierungen und macht uns unfähig, das Universelle zu sehen. Diese Universalität habe ich doch nicht erfunden. Ich habe in der westlichen Ideengeschichte und in meiner islamischen Kultur - Geschichte, Philosophie, Theologie - nach konkreten Hinterlassenschaften gesucht, die uns behilflich sind, Denkfiguren des Universellen zu bilden. Wir müssen diesen schädlichen Skeptizismus aufgeben, der uns gegenseitig gettoisiert."
Archiv: Telerama

Pitchfork (USA), 21.01.2015



Dass Björks neues Album ihre in die Brüche gegangene Beziehung zu dem Künstler Matthew Barney verarbeitet, wurde in der Presse viel kommentiert. Im großen Interview, das die isländische Musikerin nun Jessica Hopper gab, erfährt man unterdessen einiges über die Produktion des Albums - und von einigen Ärgernissen, mit denen sich Musikerinnen anders als ihre männlichen Kollegen konfrontiert sehen: Björks Vorgehensweise, für ihre Alben mit namhaften Musikern zu kollaborieren, wird in der Presse nämlich gerne so dargestellt, als würden die Produzenten den Löwenanteil leisten, erklärt sie: "Ich habe nichts gegen Kanye West. ... Für sein letztes Album hat er sich die besten Beatmaker der Welt rangeholt, um die besten Beats für ihn zu erstellen. Oft war er gar nicht im Studio. Und doch würde niemand auch nur für eine Sekunde seine Autorenschaft in Zweifel ziehen. ... Auf meinem letzten Album "Vespertine" habe ich zum Beispiel sämtliche Beats erstellt. Und das Album hat mich drei Jahre gekostet, weil es sich komplett um Mikrobeats handelte... In den letzten zwei Wochen kam die Band Matmos hinzu und legte die Percussions über die Songs. An der grundlegenden Arbeit waren sie nicht beteiligt, doch überall wird ihnen zugeschrieben, das Album komplett erstellt zu haben. ... Ich möchte hier wirklich die jungen Frauen um die 20 unterstützen und ihnen zurufen: "Ihr bildet Euch das nicht ein." Es ist hart. Alles, was ein Typ sagt, müsst ihr fünfmal sagen."
Archiv: Pitchfork

Slate (USA), 12.01.2015

Als 1961 die dritte Ausgabe des amerikanischen Wörterbuchs "Merriam-Webster"s New International Dictionary, Unabridged" erschien, lösten die Änderungen gegenüber der zweiten Ausgabe von 1934 eine jahrzehntelange Debatte aus. Jetzt steht die vierte Ausgabe an, und die Veränderungen sind noch sehr viel gravierender ausgefallen: sie ist fürs Internet konzipiert, was die Arbeit der Lexikografen radikal verändert, wie Stefan Fatsis berichtet - etwa am Beispiel des neu aufgenommenen Begriffs asshat: ""Ich lasse es sehr gelehrt klingen", sagt der Merriam-Etymologe Jim Rader, der einst Slawistik studiert hat und jetzt die historischen Kommentare verfasst. "Ich möchte ein sehr albernes Wort sehr gelehrt behandeln." Verstärkt in die Details etymologisch interessanter Wörter einzutauschen, war nicht Teil eines neuen Konzepts, aber der Luxus des plötzlich vorhandenen unendlichen Raums machte es möglich. "Ich dachte mir, ich schreibe mir diese Sachen ohnehin auf, warum sollte ich sie da nicht einfach ins Lexikon aufnehmen?""
Archiv: Slate

New Yorker (USA), 02.02.2015

Im neuen Heft des New Yorker erklärt Wil S. Hylton, weshalb es ratsam ist, Bauchschmerzen nach dem Genuss von Hühnerfleisch in den USA nicht auf die leichte Schulter zu nehmen: "In den USA machen verseuchte Lebensmittel Jahr für Jahr 48 Millionen Menschen krank, 128.000 davon müssen stationär behandelt werden, 3000 sterben. Viele der gefährlichsten Krankheitserreger, wie Kolibakterien und Listerien, sind relativ selten, viele der verbreitetsten, wie Norovirus, sind zum Glück relativ ungefährlich. Salmonellen sind beides, verbreitet und potenziell tödlich. Über eine Million US-Amerikaner erkranken jedes Jahr an Salmonellen, 19.000 von ihnen müssen ins Krankenhaus. Salmonellen töten mehr Menschen als irgendein anderer aus Lebensmitteln stammender Erreger. Eine neuere Studie des US-Landwirtschaftministeriums belegt die Kontaminierung von 24 Prozent aller Hühnchenteile mit Salmonellen-Erregern. Eine Studie von Consumer Reports stellt fest, dass mehr als ein Drittel der mit Salmonellen verseuchten Hühnerbrüste einen resistenten Erreger tragen."

Außerdem: Adam Gopnik lernt Autofahren in New York. Und Rachel Aviv erzählt eine traurige Geschichte aus Albuquerque, wo die Rate der bei Polizeieinsätzen getöteten Zivilisten achtmal so hoch ist wie in New York City.
Archiv: New Yorker

Les inrockuptibles (Frankreich), 24.01.2015

In einem Gespräch erklärt der Philosoph Geoffroy de Lagasnerie, inwiefern er in Julian Assange, Edward Snowden und Chelsea Manning nicht nur einfache Whistleblower, sondern Erfinder neuer Formen der Subversion sieht. De Lagasnerie, der zum Thema gerade das Buch "L"Art de la révolte" veröffenlicht hat, meint: "Wenn man sich die Vorgehensweisen von Snowden, Assange und Manning anschaut, sieht man, dass sie die Art und Weise hinterfragen, in der wir uns als politisches Subjekt definieren. Was ist Bürgerschaft, Staat, öffentlicher Raum? ... Sie liefern die Mittel, über die nicht-demokratischen Dimensionen nachzudenken, über die Auswirkungen der Zensur, über die Entpolitisierung und die Macht im Wirken dessen, was man herkömmlicherweise als die Werte der Demokratie ansieht. Mit ihnen lässt sich eine Kritik des Rechts und des Zustands der liberalen Verfassungen selbst entwickeln."

The Verge (USA), 21.01.2015

Gruselige Vorstellung: Da öffnet man den Facebook Messenger auf seinem Smartphone und kann live verfolgen, wie ein Unbekannter im eigenen Namen den Bekanntenkreis im Chat nach Informationen abgrast oder Freunde sexuell anmacht. Geschehen ist dies dem Aktivisten Moosa Abd-Ali Ali, der nach schweren Misshandlungen in Bahrain vom Londoner Exil aus den politischen Kampf für Menschenrechte in seiner Heimat führt und offensichtlich vom Bahrainer Geheimdienst gehackt wurde. Amar Toor und Russell Brandon haben sich die Methoden genauer angesehen. Hinter dem Manöver steckt demnach eine in Deutschland und Großbritannien entwickelte Software namens FinFisher, die NSA-artige Recherchen und Attacken ermöglicht: "Zwar gibt es keine Hinweise darauf, dass die Behörden in Bahrain die von den Rechnern der Aktivisten gewonnenen Informationen gegen Leute aus ihrem persönlichen Umfeld in ihrer Heimat verwendet haben, doch die Möglichkeit lastet schwer. ... Schon mehren sich die Anzeichen darauf, dass die Regierung versucht, die Aktivisten online zu diskreditieren. 2011 tauchte ein Link zu einer pornografischen Website auf dem Twitterprofil eines Aktivisten auf. Er hatte ihn nicht gepostet und löschte ihn umgehend, doch der Vorfall unterstreicht die bekannte Taktik, zentrale Figuren der Opposition öffentlich in Verruf zu bringen. Im selben Jahr wurde Mohamed Altajer, ein ebenfalls mit FinFisher attackierter Menschenrechtsanwalt aus Bahrain, mit einem Video, das ihn und seine Frau beim Sex zeigt, erpresst. Er erhielt das Video am selben Tag, als die Behörden seinen Rechner infiltrierten, mit der Drohung, es öffentlich zu machen, wenn er nicht aufhöre Aktivisten zu verteidigen."
Archiv: The Verge

Bloomberg Businessweek (USA), 22.01.2015

Susan Berfield und Lindsey Rupp haben die sehr amerikanische Titelgeschichte von Aufstieg und Niedergang der Kleiderkette Abercrombie & Fitch zusammengetragen, die mit teuren Jeans und Karohemden in den neunziger Jahren hip war. Erfolg wie Niedergang waren mehr oder weniger das Werk von Michael Jeffries, der die Calvin-Klein-ähnliche leicht schwule Ästhetik um halbnackte Männermodels mit Sixpacks schuf, die die Werbung der Marke dominierten. "Jeffries schrieb auch das 29-seitige "Look Book" für das Verkaufspersonal. Frauen durften kein Make up oder Nagellack tragen. Schmuck war meist verboten. Auch Tätowierungen. Das Haar musste natürlich und lang sein. Männer durften keine Bärte oder Schnurrbärte haben. Als Gruß war einzig "Hey, what"s going on?" erlaubt. Filialmanager mussten einen Tag ihrer Woche auf dem Campus ihrer Städte zubringen, um Kids mit dem richtigen Look einzustellen." Jeffries, der mit seinen 70 Jahren weiterhin seinen Sixpack trainierte und sich mit Schönheits-OPs frisch hielt, wurde vor einigen Wochen abgesetzt und ist seitdem aus der Öffentlichkeit verschwunden.

Stephan Faris erzählt in Businessweek mal wieder die Geschichte des immer autokratischeren Orban-Regimes in Ungarn. Einer der Aspekte: Wie der Privatsender RTL unter Dirk Gerkens, der noch unabhängige Nachrichten macht, durch eine Spezialsteuer schikaniert wird: "Gerkens schätzt, dass RTL 90 Prozent des Gesamtaufkommens dieser Steuer zahlen muss, obwohl der Sender nur einen Marktanteil von 15 Prozent hat. Wenn die Steuer bleibt, wird sie die Gewinne des Senders fressen. Gerkens sagt auch, dass er über Freunde und E-Mail Gewaltdrohungen bekommen hat. Seine Familie hat er bereits außer Landes gebracht, seine Wohnung zugunsten eines Hotels in Zentral-Budapest aufgegeben. "Hier ist nicht Russland oder Mexiko", sagt er. "Aber sicher ist sicher."" In dem Artikel erfahren wir auch, dass die USA längst Sanktionen gegen ungarische Politiker verhängt haben, während die EU aus Brüssel fleißig Rate um Rate überweist, ohne sie an Bedingungen zu knüpfen.

Ceska pozice (Tschechien), 16.01.2015

Im Internetmagazin Česká pozice der Zeitung Lidové noviny ist nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo eine Diskussion unter tschechischen Intellektuellen entbrannt. Der bekannte Prager Priester und Philosoph Tomáš Halík hatte sich zu der Aussage "Ich bin nicht Charlie" bekannt und dies unter anderem so begründet: "Was mir Unbehagen bereitet, ist der Versuch, die unglücklichen Opfer aus der Redaktion der Satirezeitung zu Helden und Symbolen unserer Kultur zu stilisieren. (…) Als ich die "Karikaturen" in Charlie Hebdo gesehen habe, die stark an die herabwürdigende Darstellung von Juden in der antisemitischen Presse erinnern, habe ich sie nicht nur als Verletzung heiliger Symbole sowohl des Islam als auch des Christentums wahrgenommen, sondern auch als Verstoß gegen einen Grundwert unserer Kultur, nämlich den Respekt gegenüber dem Nächsten - ein Wert, der nicht geringer ist als die Pressefreiheit."

Augenblicklich erhielt Halík Gegenwind, unter anderem von dem Diplomaten und Autor Michael Žantovský. Er wirft Halík Arroganz vor und fragt, wer berechtigt sei, die Maßstäbe des Geschmacks festzulegen: "Pussy Riot ist mir zuwider, die Karikaturen des islamischen Propheten, christlicher Heiliger und bärtiger Rabiner finde ich oft nicht besonders lustig und manchmal allzu spitz. Doch sie gehören zu "unserer" Kultur ebenso wie die dümmlichen Fernsehshows und die schlüpfrigen Abenteuer infantiler Promis, die heutzutage die Medien füllen. Nichts davon ist Grund dafür, jemanden aus "unserer" Kultur auszuschließen oder gar zu ermorden."

Petr Pithart, ehemaliger Unterzeichner der Charta 77, springt wiederum Halík bei: "Ich verstehe Tomáš Halík so, dass er sich zu den immer seltener gehörten inneren Stimmen des Skrupels, der Hemmungen und Tabus bekennt. (…) Dass solche Stimmen weniger werden, ist das wirklich ein Fortschritt? Bedeutet das größere Freiheit? (…) Ich glaube es nicht."

Der Schriftsteller Pavel Kohout findet versöhnliche Worte: Halík "hat den Mord an den Pariser Zeichnern entschieden verurteilt und gleichzeitig keinen Hehl daraus gemacht, dass er ihre Ästhetik nicht teilt, was doch seine Solidarität mit ihnen nur vergrößert!" Er erinnert ihn an den Dichter Jaroslav Seifert, der in der Hochzeit der Husákschen "Normalisierung" persönlich für die Undergroundband Plastic People of the Universe in die Bresche sprang, obwohl ihr Schaffen ihm völlig fremd war. "Es ist inkonsequent, wenn nicht heuchlerisch, die absolute Meinungsfreiheit dadurch zu verteidigen, dass man sie einem anderen verweigert, nur weil er nicht unisono, sondern im Kontrapunkt singt. Ich denke, in dieser Hinsicht bin ich sowohl Charlie als auch Seifert und Halík."
Archiv: Ceska pozice

New Republic (USA), 21.01.2015

In der New Republic kann sich Shahan Mufti, Journalist und Professor für Journalismus an der Universität von Richmond, Mohammed-Karikaturen nicht anders denken denn als Ausdruck von Hass, Rassismus und Bigotterie. Zum Beleg führt er Mohammed-Dartellungen von Dante, Voltaire, Salvador Dali, Auguste Rodin, Gustav Dore, William Blake und Salman Rushdie an und vergleicht sie mit der amerikanischen Tradition des Blackfacing. Wie soll man heute damit umgehen? Gandhi zeigt ihm den Ausweg, der nach Lektüre der satirischen und in den zwanziger Jahren einen muslimischen Aufruhr auslösenden Erzählung "The Colorful Prophet" folgendes empfahl: "Revolutionärer Denker, der er war, formte Gandhi seine Vorstellung, wie der Extremismus zu bekämpfen war, nach der Lektüre des Buchs. Um die Kluft zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen zu überbrücken, schlug er vor, "statt dessen saubere Literatur zu verbreiten und Toleranz für den Glauben des jeweils andere zu zeigen"."


Archiv: New Republic

Tape Op (USA), 19.01.2015

Rob Bisel unterhält sich mit dem Toningenieur Russ Terrana, der jahrelang für Motown arbeitete und unter anderem die ersten Platten mit den Jackson 5 und Michael Jackson abmischte, über den er sehr liebevoll spricht: "Er war einfach sehr nett. Er war direkt. Es war nicht leicht, Michael Jackson zu sein. Nirgends konnte er hingehen, ohne sich zu verkleiden, er wäre sonst belästigt worden. Einmal hörte ich, dass er noch nie in einem Supermarkt war, das war einfach unmöglich für ihn. Jermaine Jackson erzählte mir, dass sie einmal zu einem Supermarkt gingen, als er schloss, und dem Betreiber ein paar Dollar gaben, damit Michael sich umsehen kann. Er staunte über all die Gänge und Regale mit Waren - das hat ihn umgehauen."
Archiv: Tape Op

New York Times (USA), 24.01.2015

Im Magazin der New York Times trifft Jim Rutenberg die TV-Journalistin Megyn Kelly vom konservativen Nachrichtensender Fox News. Bei Kelly scheiden sich die Geister: Journalismus oder Entertainment? Rutenberg findet heraus, dass der "Megyn Moment" beide Seiten beglückt und der meistgesehenen Nachrichtensendung in den USA ein neues Publikum erschließt: "Für alle, die mit dem Phänomen nicht vertraut sind - ein "Megyn Moment" ist, wenn Sie als Gast bei Fox eine Argumentationslinie verfolgen, die ganz auf Fox-Linie ist, und Kelly schnappt sie sich plötzlich und erklärt ihren Punkt für blanken Unsinn. Man weiß nie, wann und wie und ob überhaupt das geschieht, denn Kellys politisches Gespür und ihre Themenwahl sind im wesentlichen konform mit denen des Senders. Aber man muss stets auf der Hut sein, egal wer man ist. Karl Rove und Dick Cheney wurden von diesem "Megyn Moment" nicht verschont, noch werden die Präsidentschaftskandidaten 2016 davon verschont werden. Der "Megyn Moment" hat die Vorstellung davon auf den Kopf gestellt, wie ein Star von Fox News zu sein hat, und dazu geführt, dass ein Fox-Moderator plötzlich Zuspruch erhält von den Eliten, deren Verachtung Fox immer gut geheißen hat. So hat Kelly nicht nur dem Sender seinen größten Erfolg seit 13 Jahren beschert, sie spricht auch ein jüngeres und ideologisch vielfältigeres Publikum an, das der Sender für seine Expansion auf der Landkarte des politischen Journalismus braucht."

Weitere Artikel: Rukmini Callimachi und Jim Yardley rekapitulieren die Radikalisierung der beiden Attentäter von Paris. Und Daniel Bergner besucht die Sextherapeutin Bat Sheva Marcus, die orthodoxe Jüdinnen talmudkonforme Lust lehrt.
Archiv: New York Times